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Gods Remastered - Hätte man sich mal das "remastered" gespart

Eine Frage der Toleranz.

Das war schon anders, damals ... Selbst als jemand, der mit solchen Spielen aufwuchs, vergisst man leicht, wie wenig poliert sie oft waren, wie kryptisch und unvergebend. Wie schnell man nach einer halben Stunde frustriert sein und ein Spiel als Schrott abschreiben kann. Der Grund, warum wir das damals nicht taten, war natürlich der Preis. Man hatte nicht viel Geld für Spiele, man setzte sich gezwungenermaßen mit dem auseinander, was man hatte ... außer natürlich, man hatte Gods auf dem Amiga, dem Rechner, der mehr als jeder andere für eine florierende Raubkopiererszene berühmt war. Da legten dann sicher viele Gods schnell zur Seite.

Oder auch nicht. Zum einen waren Spiele oft kryptisch, unvergebend und hart, mehr noch als heute viele der Indies. Gods war auch damals als bockschwer berühmt, aber nicht über die Maße. Heute, im Vergleich zu fast allem, mit dem es sich die Festplatte meiner Xbox teilt, ist es eine Kampfansage und ja, viele werden es nach einer halben Stunde wieder zu den Akten legen. Spätestens, nachdem es für drei Euro im Sale in der Zukunft gekauft wurde. Auch mein Impuls war nach einer halben Stunde ein paar Zeilen runterzurattern, wie besch...eiden die Steuerung an Leitern funktioniert, dass selbst die ursprünglichen Castlevania-Sprungmechaniken besser waren als diese unkontrollierbaren Hüpfer und einiges mehr. Haken hinter. Oder?

Der alte Look sieht vor allem auf kleinen Screens wie der Switch bis heute recht stilvoll aus.

Aber aus irgendeinem Grund spielte ich weiter. Ich lernte schnell, zu akzeptieren, dass es eine bestimmte Art gibt, wie ich an einer Leiter stehen muss, damit mein hüftsteifer Spartaner nicht unkontrolliert in den Abgrund rauscht. Wie ich die Sprünge planen und timen muss. Dass Gegner halt einfach aus dem Nichts aufpoppen und dass das irgendwie auch eine Methode hat. Dass schnelle Bewegungen halt nicht möglich sind, alles ruhig und methodisch ablaufen muss und irgendwie fühlte ich mich ein wenig an Dark Souls erinnert, in einem Spiel, das 20 Jahre vor dem jungen Klassiker datiert.

In diesen Vergleich spielt auch der alles andere als simple Aufbau von Gods mit rein. Es mag aussehen wie ein seitwärts scrollendes Metzel-Spielchen, aber es ist in Wahrheit oft fast schon ein Adventure, mit Rätseln, zig gut versteckten Geheimnissen, Dingen die scheinbar einfach passieren, aber eben doch einer inneren Logik folgen. Gods begann Sinn zu machen und es zog mich definitiv in seinen Bann. Ja, es blieb mörderisch hart, immer wieder mal machte mir die Steuerung in einem unachtsamen Moment einen Strich durch die Rechnung, aber ich gab nicht mehr dem Spiel die Schuld. Ich wusste ja mittlerweile, wie es tickte und das hatte ich kurz mal nicht respektiert. Etwas, das Gods gar nicht leiden kann.

Der neue dagegen ist so charakterbefreit, wie es nur irgend möglich scheint.

Der labyrinthische Levelaufbau steuerte seinen Teil zu der Faszination bei und ja, ich muss sagen, ich mag wirklich den Look, den die Bitmap Brother für ihre Handvoll Spiele auf dem Amiga schufen. An diesem Punkt kann ich euch dieses Buch hier nur ans Herz legen, die Jungs haben nicht viel gemacht, aber was sie taten, hat den Amiga und damit auch das Homecomputergaming mit definiert.

Ich rede hier natürlich von dem originalen Look. Dem pixeligen, der dank eines sehr klaren Designs gut zu lesen und weniger anstrengend anzuschauen ist als andere Spiele aus der Zeit, zöge man sie auf diese Größe. Es gibt eine 16:9-Anpassung, die gut funktioniert, ohne das ursprüngliche Feeling zu verändern und das Fortsetzen nach dem letzten Leben ist als Zugeständnis an moderne Zeiten nun möglich, auch gibt es mehr Rücksetzpunkte, es ist alles schon etwas netter zu euch. Was ich aber für komplette Verschwendung halte, ist die Arbeit, die in den optionalen Remaster-Look gesteckt wurde. Der ist nicht schlecht. Es sieht aus, wie ein sehr poliertes Flash-Game. Kalt, steril, langweilig. Sicher, alle Elemente sind sofort wiederzuerkennen und mehr Animationsphasen scheint es auch nicht zu geben. Spielerisch verändert sich nichts, aber ich habe keine 20 Minuten insgesamt damit ausgehalten und nur immer wieder mal - nahtlos jederzeit per Knopfdruck - umgeschaltet, gemerkt, dass ich das wirklich nicht sehen möchte und wechselte zurück zur Amiga-Optik.

Noch mal im direkten Vergleich: Neue Grafik ...

Nett ist, dass es im Remaster durchgehend Musik gibt, weniger nett, dass diese so langweilig wie der Look ausfiel. Hier ging Geld darfür drauf, dass man an anderer Stelle gut hätte sparen können und zwar für den Käufer. 20 Euro soll das gute Stück kosten. Das ist nicht außerweltlich und Gods-Fans werden das auch sicher berappen, aber was, wenn man es einfach beim Original belassen hätte? Sich die ganze Arbeit zu sparen, hätte sicher den Preis drastisch gesenkt. Wenn ein Remaster so wenig zu sagen hat, dann ist es verlorene Zeit und weggeworfenes Geld. Denn ganz ehrlich, das Spiel ist was für Fans und vielleicht noch für Leute aus der Zeit. Auch hinter der neuen Fassade steckt kein anderes Spiel und kein Dreizehnjähriger wird sich für ein schräg designtes Uraltspiel interessieren, nur weil der 2D-Gladiator jetzt bunter und höher aufgelöst ist.

Die größte Sünde in dem Zusammenhang ist allerdings, dass die originale Titelmusik fehlt. "Into The Wonderful" ist eines DER Stücke des Amigas, damals komponiert von Ultravox' John Foxx, was eine große Sache war und es war schlicht ein Statement der frühen Gaming-Musik. Dieses legendäre Werk wurde durch etwas ersetzt, das so ähnlich klingt, nur halt scheiße. Sorry, andere Worte habe ich dafür nicht und dass der originale Track offenbar schlicht fehlt, ist fast unverzeihlich.

... Bitmap Brothers Grafik.

Aber sehen wir von diesem Sakrileg mal ab, so schwer das auch sein mag, Gods ist ein interessantes Spiel. Weit spielbarer heute noch, als ich zunächst annahm und wenn ihr es schafft, eure Toleranz gegenüber einer bockigen Steuerung und viel Versuch und Fehler auf den Level von 1990 zurückzuschrauben, dann findet ihr hier ein durchdachtes, komplexes Action-Adventure mit einem sehr eigenen Look. All das kann auch heute noch faszinieren, was aber letztlich von euch, eurer Einstellung zu Retro in Sachen Grafik und Spieldesign abhängt. Das oder ihr könnt mit einem 08/15-billig-Plastik-Look leben, den man sich aus meiner Sicht hätte schenken sollen, um den Preis unter die etwas heftige 20-Euro-Marke zu drücken.

Und jetzt: John Foxx mit Into The Wonderful!!!

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Entwickler/Publisher: Robot Riot - Erscheint für: Switch, PC, PS4, Xbox One- Preis: ca. 20 Euro - Erscheint am: erhältlich - Sprache: Deutsch, Englisch, Französisch - Mikrotransaktionen: Nein - Getestete Version: Xbox One


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