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Henry Hatsworth in the Puzzling Adventure

Jump'n'Run meets Puzzle

Henry Hatsworth, Professor für Schatzsuche, ist ein echter Abenteurer vom alten Schlag. Mit Tropenhelm, Machete und Monokel macht der britische Gentleman exotische Länder unsicher und findet nicht nur wertvolle Schätze, sondern auch ein neues Rezept für tragbaren Spielspaß. War Puzzle Quest hierzulande vor ein paar Monaten die fast ideale Verbindung aus Knobler und RPG, bringt Professor Hatsworth das gleiche Kunststück für das Knobelgenre und Jump’n’Runs zu Stande.

Henry Hatsworths Abenteuer sieht auf den ersten Blick aus wie ein ganz gewöhnlicher Hüpfer, wie sie in den 80er und 90er-Jahren noch im Wochentakt erschienen. An sich ist bereits das heute eine ungewöhnliche, spannende Angelegenheit. Aber mit einem simplen Aufgreifen von Erfolgsrezepten vergangener Tage gab sich das kleine Team bei EA Tiburon nicht zufrieden. Auf den beiden Bildschirmen des DS muss sich doch mehr machen lassen. Und tatsächlich ist den sieben Entwicklern aus Florida mit Henry Hatsworth ein echter Coup gelungen.

Das Zauberwort heißt, wie eben schon kurz angeschnitten, Genre-Mix. Aber nicht wie es heute praktiziert wird – Actionspiele mit Puzzle- und RPG-Elementen sind ja mittlerweile die Norm. Henry Hatsworth geht da anders vor: Während im oberen Bildschirm ein Jump´n´Run klassischer Bauart abläuft, findet im unteren Bildschirm ein einfaches Puzzlespiel Marke „bring drei gleiche Farben zusammen“ statt. Per Y-Knopf wird nun zwischen den beiden Spielen hin- und hergeschaltet. Der Trick dabei: die beiden eigentlich so verschiedenen Genres beeinflussen sich permanent gegenseitig.

Das sieht im einfachsten Fall so aus: Erledigt Ihr im oberen Bildschirm ein Monster, dann fällt das nach unten und wird zu einem Stein. Erreicht dieser Stein nach einiger Zeit die obere Bildschirmkante, greift es Euch als besonders starker Monsterblock an. Um das zu verhindern, müsst Ihr im Puzzlemodus den Monsterblock schnell verschwinden lassen. Aber die Zeit, die Ihr im Puzzle verbringen dürft, ist begrenzt. Ergo gilt es, dabei schnell zu kombinieren.

Oben greift Henry die Gegner an, unten füllt sich das Puzzle-Feld.

Genauso wie Ihr Monster entsorgt, versorgt Ihr Henry auch mit Power-Ups, Extraleben und Spezialattacken. Lasst Ihr einen Sanduhren-Stein verschwinden, dann werden alle Gegner kurzzeitig gelähmt, andere verursachen bildschirmweiten Schaden oder laden Henrys Super-Leiste auf. In besonders kniffligen Situationen kann sich der bärtige Abenteurer in eine Robo-Rüstung zwängen und für eine Weile die Feinde besonders effektiv dezimieren.

Für sich alleine sind die Hüpf-Levels ganz unterhaltsam. Ordentliche Animationen, nette Gegner und clever aufgebaute Levels motivieren, reißen aber nicht zu Jubelarien hin. Das Gleiche gilt für den Puzzle-Part: Der macht Spaß und geht flüssig von der Hand, aber genauso gibt es natürlich etliche Knobeleien, die mehr auf dem Kasten haben. Aber die Mischung macht es eben, und durch das durchdachte Zusammenspiel der Elemente werden so aus zwei lediglich guten Genre-Interpretationen ein sehr guter, intelligenter und innovativer Genremix mit richtig viel Langzeit-Motivation und einem Schwierigkeitsgrad, der sich Level für Level angenehm steigert – von Casual kann schon nach kurzer Zeit keine Rede mehr sein.

Neben der gelungenen Spielidee gefällt auch die Präsentation. Detaillierte 2D-Levels und ein witzig animierter Held treiben den DS nicht zu neuen Grafik-Höchstleistungen an, bieten aber genau den richtigen Look für das verspielte Abenteuer. Selbiges gilt für die flotte-beschwingte Musik. Man merkt, dass die EA-Designer ihr Handwerk verstehen. Schattenseiten finden sich bei Professor Hatsworth dagegen kaum. Die Pseudo-Sprachausgabe bei den Dialogen ist etwas anstrengend und die cleveren Jump´n´Run-Levels werden immer wieder von Szenen unterbrochen, in denen sich Henry eines gewaltigen Gegneransturms erwehren muss, was gelegentlich doch für eine Portion Frust sorgen könnte. Aber das ist zum Glück die Ausnahme.

Was aber definitiv für Frust sorgt: Henry Hatsworth erlebt seine Abenteuer rund um den Globus, nur für Deutschland konnte er offenbar kein Visum bekommen. Trotz USK-Check (freigegeben ab 6 Jahren) und deutschen Bildschirmtexten (stimmig übersetzt) kann der clevere Puzzle-Abenteurer nur über den Import-Umweg einreisen. Aber den lohnt es sich zu nehmen, denn mit seiner tollen Spielbarkeit und der cleveren Vermischung eigentlich völlig unterschiedlicher Spielgenres bläst Henry Hatsworth eine Menge frischen Spielspaß-Wind auf die DS-Bildschirme.

Ich ziehe meinen Hut vor Professor Hatsworth und hoffe, dass EA Deutschland doch noch ein Einsehen hat, und einen der spaßigsten und originellsten DS-Titel seit langem auch der breiten Masse der deutschen Spieler zugänglich macht.

Henry Hatsworth in The Puzzling Adventure ist ab sofort in Ländern, die nicht Deutschland heißen, für den DS im Handel erhältlich.

8 / 10

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Thomas Nickel

Autor

Fest in der 16Bit-Ära verwurzelt, lehrt der freie Autor Spielegeschichte an der Frankfurter Games Academy. Wird eher selten vor Ego-Shootern gesichtet.

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