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Herr der Ringe: Die Ringe der Macht Folge 6 gibt endlich Vollgas - aber über Taktik sprechen wir noch mal!

Sauron hält mit seinem Plan nicht länger hinterm Berg.

SPOILER zu Folge 6 von Ringe der Macht. Lest am besten erst, wenn ihr die Episode gesehen habt!


Nun gut, das Vorgeplänkel wäre damit wohl endgültig hinter uns. Ringe der Macht legt seine actionreichste Folge hin und hält nun auch nicht mehr mit der nötigen Gewalt hinterm Berg, die uns die Boshaftigkeit der Gegenseite und die Dringlichkeit des Konflikts gebührend näherbringen. Das war eine spannende und wendungsreiche Folge, die mir großen Spaß gemacht hat.

Dabei fing es für in meinen Augen gar nicht mal so gut an: Arondir überrascht die aufziehenden Uruks ganz allein und lässt den kompletten Turm von Ostirith mit nur einem gezielten Pfeil einstürzen. Das wollte mir auch beim zweiten Schauen nicht besonders logisch erscheinen und hätte man ein wenig nachvollziehbarer darstellen können, auch wenn das natürlich ein schönes Spektakel war.

Geplante Obsoleszenz ist für Artikel der Marke Sauron ein Fremdwort!

Der nächste Moment, in dem ich stutzte, war seine Ansprache an die Menschen, die sich in ihr Dorf zurückgezogen hatten und sich nun auf den Angriff der überlebenden Uruks einstellten:

“Unsere Position gibt uns einen Vorteil”, erklärt der Elb ernsthaft, nachdem die verängstigten Zivilisten eine Bergfestung mit nur einem leicht zu verteidigenden Tor und Serpentinen-Zugang gegen ein unbefestigtes Dorf in der Tiefebene eingetauscht haben. Mich würde interessieren, was Sun Tzu dazu gesagt hätte? Aber okay, Ringe der Macht ist weder eine Abhandlung über Kriegstaktik noch Total War: Warhammer, insofern tue ich einfach mal, als hätte ich diesen Satz nicht gehört. Allzu viele Alternativen hatten die Südländer ohnehin nicht, und den Ultimate “Oh-Oh-Ostirith” über einer Streitmacht zu zünden, die nicht wusste, dass der Kampf längst angefangen hatte, war definitiv sehr verlockend. Doof klang das trotzdem.

Adar ist mal wieder MVP in Ringe der Macht. Seine Verbindung zu den Uruks wird glaubhaft aufgeschlüsselt.

Ab dann war ich aber eigentlich recht zufrieden. Es war ein stetes auf und ab, ein im Fantasy-Rahmen durchaus kompromissloses Gemetzel, bei dem ich nicht jede Wendung kommen sah. Es ist natürlich arg Hollywood, wie die Armee der Numenorer haargenau im letzten Moment angaloppiert kommt – und die sollen alle auf drei Schiffe gepasst haben? –, aber solche Momente hatte Jacksons Trilogie ebenso zuhauf. Sonst ist, außer Schlachtenspektakel und dem großen Knall am Schluss, eigentlich nicht so viel passiert. Aber das ist für eine solche Folge in Ordnung.

Adar bleibt einer der interessantesten Charaktere, prächtig gespielt von Joseph Mawle, wissen wir nun, dass die durch Morgoth verdorbenen Elben die ersten Uruk waren. Was seinen Namen erklärt und die gegenseitige Hingabe, die die Uruk und Adar füreinander empfinden. Das macht auch seine Position entschieden einfacher nachvollziehbar. Außerdem sät er ganz nett Ungewissheit, was denn nun wirklich mit Sauron ist, bis man während seiner Gefangenschaft bei Galadriel für ein paar Momente fast vergisst, wer hier gut und wer böse ist. Ich hatte in einer früheren Kritik schon angedeutet, dass ich hoffe, die Uruks würden nicht allzu sehr humanisiert. Aber um Galadriels Abrutschen zur “dunklen Seite” mit einer genozidalen Drohung erneut zu visualisieren, war das kein ungeschickter Zug. Ihr Zwiespalt, den Kampf beenden zu müssen, um Frieden zu finden, wenn doch der Kampf das ist, was sie stetig der Finsternis näherbringt, ist ebenfalls keine unspannende Heldenreise, auch wenn wir natürlich wissen, wohin sie für sie führen wird.

Da guckste!

Und am Schluss dann noch einmal das gewaltige Spektakel der Bergexplosion, nachdem Waldreg sich mit dem Schaft des Sauron-Schwertes nach Ostirith zurückgeschlichen hatte. Das war einmal mehr kinoreif und nach meinem Wissen über Geologie (und nach HBOs Chernobyl) nicht einmal wahnsinnig implausibel: Der Berg explodiert durch die gigantischen Mengen verdampfenden Wassers, die sich sprunghaft ausdehnen. Das hatte ich so physikalisch nachvollziehbar von dieser Serie nicht erwartet. Gut gemacht.

Ich würde immer noch nicht behaupten, dass ich hier mit allzu großen Emotionen zuschauen würde. Es bleibt alles ein wenig unterkühlt, egal, wie sehr Theo auch vom Trennungsschmerz zum Schwertschaft berichtet oder wie sehr sich Bronwyn und Arondir anschmachten. Aber mich unterhält die Serie immer besser und Folge sechs kann man durchaus als Sinnbild für alles angesehen werden, was an dieser Show gut funktioniert – wenn sie funktioniert. Ich bin jedenfalls froh, dass ich endlich warmgeworden bin, mit dieser Show und freue mich mittlerweile auf den Freitag.


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Über den Autor
Alexander Bohn-Elias Avatar

Alexander Bohn-Elias

Stellv. Chefredakteur

Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.
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