Honor Play - Volle Gaming-Power zum Budget-Preis
Hauptsache, PUGB rennt.
Als Honor das Play um die Gamescom herum vorstellte, wählte man das perfekte mobile Zugpferd der Stunde, um die Qualitäten des erstaunlich günstigen Telefons zu demonstrieren. Für um die 320 Euro bekommt ihr ein Telefon, das in der Lage ist, auch die anspruchsvollsten 3D-Games wie ausgerechnet PUBG flüssig laufen zu lassen. Das ist etwa ein Drittel des Geldes, teilweise sogar noch weniger dessen, was die High-End-Modelle von Samsung und Apple kosten und die tun sich hier und da schon mal mit 3D schwer. Vor allem, weil es nicht das ist, für das sie in erster Linie gebaut wurden, ganz im Gegensatz zum Play.
Screen und andere Äußerlichkeiten
Das Play setzt auf einen Aluminium-Uni-Body in verschiedenen Farben und mit einem durchaus stylischen, weil recht dezenten "Schaltkreis"-Design auf der Rückseite, dazu hier und da ein kleiner Farbsprenkler. Ich hatte die rote Version hier und muss sagen: I like. Das ist ein hübsches Gerät, auf das ich hier und da auch mal angesprochen wurde, weil es den Leuten ins Auge fiel und das zum Glück positiv. Die Verarbeitung macht einen tadellosen Eindruck. Es gibt auch 300-Euro-Handys, die sich von der Haptik billig anfühlen, bei denen der Screen nicht ganz perfekt so mit dem Gehäuse abschließt, wie er sollte, bei dem die Tasten einen undefinierten Druckpunkt haben, zu schwergängig sind oder der Fingerabdrucksensor alles macht, nur nicht Fingerabdrücke erkennen, aber nichts davon trifft auf das Play zu. Im Gegenteil, der Sensor ist einer der besten, den ich bisher hatte, on par mit dem des Pixel 2. Es macht Spaß, das Play in die Hand zu nehmen, es ist ein schönes Gerät und mit 175 Gramm auch leicht genug.
Der Screen sticht sofort heraus und folgt ganz klar dem Trend, dass es möglichst wenig Rand geben sollte und so viel Screen wie nur irgend möglich. Gemäß dieser Philosophie habt ihr einen millimeter-dicken Rand an den Seiten, wenig mehr unten, wo das Logo Probleme zu haben scheint, sich dazwischen zu quetschen, und schließlich oben das Modefeature der Stunde: Den Screen bis an den Rand, nur in der Mitte wurde der "Notch" ausgelassen, weil die Frontkamera und der Hörer ja irgendwohin müssen. Kann man mögen oder auch nicht, die Nutzung dieses Screen-Flächengewinns lässt sich in den Optionen ein- und ausschalten. Ich fand es witzig, aber meine Kaufentscheidung würde ich jetzt sicher nicht davon abhängig machen, ob es einen "Notch" gibt oder nicht.
Viel wichtiger ist das ungewöhnliche Format des Screens, das allerdings dem Nutzungstrend entspricht: Mit 6,3 Zoll, einer Auflösung von 2340 x 1080 und dem Format 19,5:9 ist es schmal in der Breite und bietet viel Platz in der Höhe. Perfekt für die Walls von Facebook und anderen Social-Media-Dingen, man sieht mehr von Webseiten, die sich ja in der Vertikalen orientieren und selbst von banalen Dingen wie einer langen E-Mail bekommt man mehr zu sehen. Wofür es sich als weniger ideal entpuppte sind Videos, die nun bei Youtube oben an den Rand geklemmt wirken, während der Kommentar-Bereich einen großen Teil des Screens einnimmt oder sie lassen viel schwarzen Platz links und rechts, wenn ihr das Gerät horizontal haltet. Ich nehme an, dass es sich besser für Breitwand-Filme eignet, aber wer guckt schon Herr der Ringe auf seinem Smartphone, außer in höchster Not.
Ich will ehrlich sein, ich mochte das Format nicht. Es gab immer wieder Apps, die nichts damit anfangen konnten - praktisch jedes 2D-Spiel wurde komplett verzerrt angezeigt, andere Apps kamen mal damit zurecht, mal nicht und in den Optionen gibt es auch nicht viel, was ihr dagegen tun könnt. Auch ist das Gerät klein genug, um es bequem in einer Hand zu halten, aber durch die enorme Höhe könnt ihr den Daumen bei normaler Handgröße unmöglich von ganz oben nach ganz unten bewegen. Jedenfalls nicht ohne einen Handy-Halte-Ring auf der Rückseite.
Der Screen selbst ist wirklich gut für diese Preisklasse. Er ist hell genug, aber nicht so sehr, dass es draußen in der Sonne nicht immer wieder mal Probleme gegeben hätte, sofern die Helligkeit nicht wirklich bis zum Batterie-fressenden Anschlag gedreht war. Die Farben wirkten halbwegs natürlich, zumindest wenn man die Farbeistellungen auf normale Einstellungen plus warme Farben setzte. Schaltet ihr es auf lebendige Farben, dann seid ihr im Pop-Himmel, aber nicht mehr in der realen-Farb-Welt. Nun, wem es gefällt. Etwas ungewöhnlich sind die abgerundeten Ecken, die einen CRT-TV-Charme versprühen. Der Screen selbst hat die sicher nicht, also ist es Teil des Gehäusedesigns. Weshalb? Schwer zu sagen, gestört hat es nie, es sind ja auch nur ein paar Pixel in jeder Ecke, es ist halt nur etwas ungewöhnlich. Insgesamt ist der Screen sicher kein Meisterwerk, aber für die Preisklasse doch besser als erwartet.
Sound, Akku, und Kamera
Der eine eingebaute Lautsprecher - kein Stereo also - ist durchaus laut, aber natürlich ganz schön schrill. Immerhin, es ist etwas Bass zu erahnen und andere Geräte schlagen sich da oft weit schlechter. Der Soundchip gibt jetzt auch über den fast altmodisch wirkenden Klinkenausgang solide Qualität aus, ohne irgendwie zu glänzen - außer, dass es ganz schön laut geht, wenn ihr das wollt - und am besten ist man mit der Bluetooth AptX-HD-Verbindung und einem passenden Headset bedient.
Als recht schwach stellte sich die Leistung des W-Lan-Empfängers heraus. An Stellen in der Wohnung, die noch bei keinem Handy Probleme bereiteten - hinter zwei nicht zu dicken Wänden - musste das Play schon kämpfen, hatte nur langsame Übertragungsraten und sogar Verbindungsabbrüche. Ein Repeater löste das Problem natürlich, aber wie gesagt, das Play war das einzige Gerät, das ihn bisher wirklich brauchte. Aber zumindest hat das Play genug Zeit, nach Netzwerken zu suchen, denn der 3750 mAh Akku läuft und läuft und läuft. Auch bei härterer Alltagsnutzung mit viel Browsen, Mails, Youtube und hier und da kurz mal zocken reichte er den ganzen Tag bei einer Helligkeit von 50 Prozent und ohne irgendwelche Stromspar-Features. Aus Spaß ließ ich das Play mal im Standby für ... zwei Wochen? Okay, zugegebenermaßen hatte ich vergessen, es auszumachen, als ich zum nächsten Gerät wechselte. Ohne SIM-Karte im Gerät und mit wahrscheinlich schon nach fünf Minuten verlorenem W-Lan-Zugang hatte es immer noch 9 Prozent Akku! Nicht im Ausdauer-Modus, einfach nur in die Ecke gelegt. Also ja, Huawei/Honor haben wieder und wieder bewiesen, dass Akkus eine ihrer Stärken sind und das Play ist keine Ausnahme. Auch das Aufladen geht sehr zügig, vor allem mit dem mitgelieferten 18W-Schnellader, der ein leeres Play in etwas mehr als einer Stunde wieder auf 100 Prozent bringt.
Weiter mit der Kamera, die schon auf der Hülle mit "AI" prahlt und damit einen Automatik-Modus meint, der Szenen erkennt und automatisch den passenden Modus auswählt. Nur ... meistens hatte ich bessere Ergebnisse, wenn ich diesen AI-Modus ausschaltete, um dann festzustellen, dass die Kamera an sich eigentlich ganz ordentlich ist. Ein Teil ist sicher Geschmackssache, aber ich bevorzuge es, zuerst Bilder zu haben, die die Wirklichkeit zeigen, um sie später zu bearbeiten. Der AI-Modus scheint dauernd etwas zu viel HDR reinzuhauen und belichtet nicht immer ideal. Leider ist auch die Benutzerführung ein Krampf, der durch wirre Menüs führt und den Spaß an durchaus vorhandenen Optionen bei Blende und ISO verleidet. Schließlich dachte ich zuerst, dass die Filmfunktion kaputt wäre, aber wie sich herausstellt, ist das nur bei 1080p60 der Fall. Wenn ihr mit 1080p30 oder sogar 4K30 filmt, ist das Ergebnis völlig in Ordnung, mit 60 Bildern jedoch verwaschen und verschwommen. Aber ja, insgesamt für ein Telefon dieser Preisklasse ist die Kamera durchaus brauchbar.
Innere Werte und Benchmarks
Kommen wir zum wichtigsten Punkt: Die Leistung. Ihr habt 4GB RAM, 64 GB Speicher, der mit microSD erweiterbar ist. Das Betriebssystem ist Android 8.1, aktuell mit der Huawei EMUI Oberfläche. Der Prozessor ist ein Kirin 970 Octacore mit 4 x 2,4 GHz und 4 x 1,8 GHz. Was bedeutet das in der Realität? Nun, bevor wir die in Spiele-Form beleuchten, erst einmal die Benchmarks:
3D Mark: Extreme Slingshot ist eine Qual für jedes Taschengerät. Der Sci-Fi-Clip über ein Hyperraumportal nutzt jeden Effekt, der gerade verfügbar ist, spielt mit Reflektionen, Nebel aller Art und lässt nichts aus. High-End-Telefone verzweifeln daran. Nicht das Play. Jedenfalls nicht komplett Der Clip selbst läuft alles andere als flüssig, aber die Folge-Einzeltests kommen immerhin auf solide Framerates. Am Ende sind es 3050 Punkt (3300 Vulkan). Damit liegt das Play in der Nähe von Geräten wie dem Pixel 2 oder Huawei Mate 10 Pro, immer noch deutlich teureren Geräten. Allerdings holt ein Samsung S9 mit um die 4200 Punkte noch mal ein gutes Stück mehr raus. Bei Vulkan verschiebt sich das Bild etwas, hier hängt das Play alle diese Geräte deutlich ab und rückt nahe an das S9 auf, das auf um die 3600 Punkte kommt.
Geekbench 4: Mit 1900 Punkten im Single-Core-Test liegt das Honor auf dem Niveau eines Galaxy Note 8, S8 oder Pixel 2, erneut, alles teurere Geräte. Die 6500 Punkte im Multicore-Test liefern einen passenden Eindruck. Lediglich der Snapdragon 845 hängt damit den Kirin 970 mit um die 2400 Punkte Single-Core ab. Im Multi-Core-Test liegen diese beiden mit 8000-8500 Punkten auch vor dem Kirin-Prozessor und damit dem Play, aber das wiederum bei durch die Bank teureren Geräten.
Gaming mit dem Honor Play
Und im echten Leben? Wird das Honor ganz schön heiß! Mehr als jedes andere Phone bisher, nach einer Stunde mit PUBG hatte ich keine kalten Finger mehr. Es ist jetzt nicht so, dass man Angst haben müsste, dass gleich was explodiert, aber der Kirin scheint alle Kerne voll zu tun zu haben. Das Ergebnis seiner Mühen ist ein flüssiges PUBG-Spiel mit 30 Frames. Spielt sich sogar netter als ich gedacht hätte, aber vor allem hat das Play die große Karte gut im Griff, egal ob zwischen Gebäuden oder im Wald bricht die Performance auch mit hohen Grafikeinstellungen nicht ein, läuft absolut tadellos. Wenn ihr jedoch die Framerate auf 60 pusht, dann knickt das Play gerne mal ein wenig ein, vor allem beim initialen Absprung über der Insel und schnellen Fahrten über Land.
Danach erst mal eine Runde Tekken. Erwartungsgemäß bekommt ihr in dem hübschen F2P-Prügler bombenfeste 60 Frames geboten. Asphalt 9 Legend zeigt seine festen 30 Frames und einen hübschen Look. Bleibt noch das Action Adventure Darkness Rising, das bei 45 Frames liegt, diese aber immer wieder nicht erreichen kann und bei Absackern bis auf 35 oder 40 immer wieder ein klein wenig stottert. Nichts Dramatisches, nichts davon würde stören. Damit hat sich das Honor Play absolut bewährt und alle Tests mit Bravour bestanden, vor allem für ein Gerät dieses Preises.
Im Ergebnis zeigt sich, dass das Honor Play seinem Namen durchaus gerecht wird. Es ist ein solides Smartphone, das in keiner Kategorie zu sehr schwächelt, wenn es die normale Smartphone-Nutzung geht. Das Screen-Format ist ungewöhnlich und manchmal auch hinderlich, dann aber wieder durchaus hilfreich, die Kamera ist solide genug, aber nicht ohne Fehler. Verarbeitung und Haptik sind tadellos, wobei vor allem der Fingerabdrucksensor das Alltagsleben vereinfacht. Was aber Gaming angeht, da glänzt Honors Play. Ihr bekommt hier sehr viel Leistung für kleines Geld, es konkurriert mit deutlich teureren Phones und lässt sie in manchen Disziplinen hinter sich. Wenn ihr also ein vernünftiges, hochwertiges Gerät für einen angemessenen Preis sucht, das euch auch in absehbarer Zukunft beim 3D-Games nicht hängen lässt, dann ist das Honor Play eine sehr sichere Sache.