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House of the Dragon: Starkes Finale, aber jetzt bin ich froh, dass Game of Thrones erstmal wieder vorbei ist

Ein Ende mit Schrecken.

SPOILER zum Staffelfinale von Game of Thrones House of the Dragon.

Puh, ich muss sagen, als die Credits dieser letzten Folge der ersten Staffel House of the Dragon über den Bildschirm rollten, war ich kurz froh, dass es jetzt erstmal vorbei war. Aufwühlendes, gutes Fernsehen, keine Frage. Aber vier blutige und irrsinnig unangenehme Geburten mit anzusehen, stand wirklich nicht auf meiner Wunschliste, als ich in diese Serie ging. Ich bin nicht einmal sicher, was die Kreativen hinter der Show damit bezwecken wollten?

Sicher, es sagt auch viel über die Natur des Patriarchats und der Herrschaftsverhältnisse in der dargestellten fiktionalen Epoche aus, die ersten beiden Geburtenszenen durch äußere Einflüsse, also fremdbestimmt, zu einer Horror-Show zu machen, wo Laena und nun Rhaenyra ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen. Letztere buchstäblich, als sie sich ihre still geborenes Kind eigenhändig aus dem Leib zieht, als Beweis ihrer Selbstbestimmtheit, jetzt, wo sie eigentlich Königin wäre. Ich verstehe das Bild, klassisches Foreshadowing, glaube ich, aber ich bin nicht sicher, ob sie gut gewählt ist. Was sagt uns das denn noch, wenn die erste Geburt, über die eine Frau in dieser Serie die volle Kontrolle übernimmt, ein totes Kind hervorbringt?

Rhaenyra versucht, es ihrem Vater gleichzutun und den Frieden zu wahren.

So erbarmungslos, und so regelmäßig, wie die Serie die Qual von Geburten darstellte wurde, wirkte ernsthaft seltsam und verstörend auf mich. Was ist dadurch gewonnen? Was nehme ich daraus mit und warum geht man absichtlich das Risiko, sadistisch und taktlos rüberzukommen, ganz ungeachtet der Tatsache, was nun die wirkliche Intention war. Wenn es nächstes Jahr einen Geburtenrückgang gibt, liegt es jedenfalls an House of the Dragon und nicht etwa an der existenziellen Angst vor einem Dritten Weltkrieg.

Ich bin, was mittelalterliche Grausamkeit angeht, jedenfalls fürs Erste bedient und kann die Pause gut gebrauchen. Der Knaller ist, dass das nicht bedeutet, dass mir diese zehn Folgen nicht auch viel Spaß bereitet hätten. Die Schauspieler, Szenenbild und Effekte waren absolut kinoreif. Episode acht ging auf die gute, verdiente Art schwer an die Nieren und wird wohl lange eines meiner absoluten Fernseh-Highlights bleiben. Und ich verspüre eine morbide Liebe für den gemeinen Kollisionskurs, auf den hier Leute gebracht werden, die eigentlich Freunde und Familie sein sollten. Dass das glaubwürdig vermittelt wird und nicht etwa konstruiert anmutet, ist den Autoren hoch anzurechnen.

Das Finale schenkte uns eine der beeindruckendsten Drachensequenzen, die man je in Fernsehen oder Kino sah.

Immer wieder gab es Szenen beinahe unerträglicher Spannung, die sich allein über die Dialoge entfaltete. Ich habe immer wieder überlegt, ob die Serie die heftigen Gewaltexplosionen angesichts der exzellenten Dialoge wirklich braucht, rang richtig mit mir, ob das nicht Effekthascherei war. Regelmäßig war ich mir dann aber auch fast sicher, dass diese Instanzen kompromisslosen Splatters einer der Gründe dafür waren, warum diese Anspannung überhaupt entstehen kann: Wir wissen, was in Game of Thrones alles passieren kann, jederzeit können Köpfe rollen. Über den Ton kann man reden, aber die Wirkung ist nicht von der Hand zu weisen.

Und dann sind da noch die perfekt orchestrierten, ausgedehnte Effektsequenzen, wie jetzt zuletzt, als Aemond und Lucerys die Kontrolle über ihre Drachen verlieren. Mit tödlichem Ausgang für Rhaenyras jüngsten Sohn — und wohl noch ein paar Tausend weitere Menschenleben, die der hiermit losgebrochene Krieg zweifelsohne einfordern wird. Das war wohl die eindrucksvollste Drachenszene in irgend einem einem Medium überhaupt und macht neugierig darauf, wie der Rest vom Tanz der Drachen aussehen wird.

Ist der Seeschlange noch zu trauen?

Abzüglich der eingangs erwähnten seltsamen Fixierung auf das Leid gebärener Frauen bin ich sehr zufrieden mit House of the Dragon. Und damit, an welche Klippe sich die letzte Folge hängt, um uns grübelnd und Bücher über Antinatalismus bei Amazon bestellend ein Jahr auf die Fortsetzung warten zu lassen. Also: Ich bin froh über die Pause — und natürlich direkt wieder dabei, wenn es weitergeht. Ich hatte nach den Staffeln sieben und acht von Game of Thrones nicht erwartet, mich noch einmal derart von dieser Welt einnehmen zu lassen. House of the Dragon hat es trotz aller Widrigkeiten hinbekommen.

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