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Hunt Showdown Update 1.9 beendet das Slug-Meta und macht große Schritte Richtung Service-Game. Geht ihr mit?

Ein bisschen Gacha tut nicht weh?

Hunt: Showdown macht gerade eine Wandlung durch. Crytek stellt das Spiel mehr und mehr in Richtung Service-Game um. Drei Jahre nach dem Start dieses konkurrenzlos guten Multiplayer-Shooters ist das kein Wunder: Einen komplexen PvEvP-Titel zu hegen, pflegen und mit neuem Content zu versorgen, bindet massig Entwickler-Ressourcen, während zeitgleich die Spielverkäufe selbst mit Sales immer weiter rückläufig sind.

Irgendwann haben halt schon so gut wie alle, die dieses Game haben wollten, zugeschlagen. Das Publikum, das jetzt noch nachwächst, wird allein keine neuen großen Entwicklungssprünge rechtfertigen. Deshalb müssen neue Einnahmequellen her und die scheint Crytek lokalisiert zu haben: Ein stabilerer Strom an legendären Spieler-Avataren und Skins für die Waffen zum Nachkaufen kann die Lösung sein. In der letzten Zeit sind die Bemühungen in Sachen DLC und In-Game-Transaktionen deutlich angezogen worden. Und mit Version 1.9 kommen nun noch drei "Schwarzmarkt"-Händler hinzu, die ein bisschen Gacha-mäßig wechselnde Skins zu extrem günstigen Preisen im Angebot haben.

Sofern es eine Alternative bleibt, ist der Black Market keine Belästigung.

Gacha dürfte hierbei ein Reizwort sein. Aber im Grunde ist es halb so wild, denn der Schwarzmarkt läuft bislang komplett nebenher zum normalen DLC-Vertrieb und dem Legendary Store, wo man mit Premiumwährung exakt das bezahlt, was man haben möchte. Das geht so: Ihr bekommt etwas aus einem ausgewählten Portfolio um 40 Prozent reduziert offeriert und wenn ihr nicht interessiert seid und euer Glück versuchen wollt, zahlt ihr 25 Blood Bonds (etwa 25 Cent, wenn ihr das kleinste und teuerste Blood Bond Paket kauft). Daraufhin würfelt der Händler noch einmal neu aus, was er euch unter die Nase hält. Das soll für einen unmittelbaren Schnappreflex sorgen.

Als jemand, der die schon mehrfach gezielt eine der extra-schicken Figuren und Waffen kaufte, um eines meiner Lieblingsspiele zu unterstützen, bin ich nicht ganz davon überzeugt, dass ich diese neue Funktion häufig nutzen werde. Dass Crytek den Schwarzmarkt in einem eigenen Reiter versteckt, stellt aktuell sicher, dass sich niemand davon belästigt fühlt. Ist eigentlich – und wenn man nicht allergisch auf diese Spielautomaten-Mechanik reagiert – ganz elegant gemacht, kann man einfach ignorieren und sollte den unvermeidlichen Sprung Richtung Nice-Price- oder gar Free-to-play irgendwann erleichtern, wenn es fair bleibt.

Als nächstes darf der Quicklplay-Modus gern ein bisschen Liebe abbekommen!

Die Frage ist an dieser Stelle allerdings, ob der Schwarzmarkt nur eine andere Art ist, an diese Skins zu kommen oder ob hier eventuell auch Dinge angeboten werden, die man zum Beispiel bei Twitch-Drop-Events verpasste und die man anders nicht erstehen kann. Sollte Crytek an dieser Stelle den Hebel ansetzen wollen, wäre das keine gute Idee und die Spieler könnten sich erpresst fühlen, Geld zu investieren. Hoffen wir, die Frankfurter lassen hier Augenmaß walten. Dann unterstützen die Fans sie auch beim mittelfristigen Übergang zu welcher neuen Form auch immer Hunt Showdown annehmen will.

Zugleich muss ich sagen, dass der Schwarzmarkt das letzte ist, was mir an dem neuen Patch aufgefallen ist. Wichtiger sind die Dinge, die spielerisch passierten. Obwohl die großen Poster-Features fehlten, ist das so einiges: Die vollen Patchnotes zu Hunt Showdown Version 1.9 entnehmt ihr am besten der Steam-Seite des Spiels. Aber hier die Dinge, die ich bemerkenswert fand:

Auf dem Dev-Livestream führte Crytek bereits all die neuen Tunnel und frischen Zugänge in die Anblagen vor. Jetzt dürfen wir endlich auch selbst ran.

Sowohl die Winfield Centennial als auch die Terminus erhielten einen Buff bei ihrer Feuerrate (20 respektive 5 Prozent), um attraktiver zu werden – man sieht jetzt schon sehr viele Centennial mit Gift-Munition auflaufen, was definitiv ein neues (und immens unangenehmes) Gefühl war. Dem Slug-Meta wurde ebenfalls kräftig gegengesteuert. Zum einen fällt der Schaden von Slugs aus kurzen Schrotflinten deutlich schneller ab als der aus langen, zum anderen bekommt man weniger Reservemunition mit auf den Weg und zu guter Letzt nehmen Gliedmaßen und Unterkörper durch diese Geschosse jetzt entschieden weniger Schaden. Kein Fire-and-forget mehr, wie es scheint.

Weiterhin wurden endlich die Talon-Varianten der Gewehre deutlich verändert. Denn so, wie es damals war, nutzte schlicht keiner gerne die in den Gewehrkolben eingelassenen Äxte und Klingen. In Patch 1.9 könnt ihr Talon-Gewehre nun wie eine in der Spielwelt gefundene Kampfaxt schwingen und reichlich Schaden an zum Beispiel Armoreds oder Bossen anrichten. Vielleicht insgeheim die wichtigste Änderung, denn insbesondere, wenn man es mit dem Assassin oder Scrapbeak zu tun bekommt, dürfte man künftig froh sein, eine Talon-Waffe dabeizuhaben. Auch kann man das Heavy Knife nun einmal mehr mit einer schweren Attacke schwingen, bevor dem Spieler die Puste ausgeht.

Ähnliches gilt für Säbel und Machete. Allgemein scheint man bei Crytek sehr darauf bedacht gewesen zu sein, die Pick-Rate bestimmter Waffen und Werkzeuge zu erhöhen. Für Dauerspieler solcher Games ist das immer ein spannender Moment und ein guter Grund, mal die Spielweise und die Zusammenstellung des Loadouts zu überdenken.

Mehr unterirdische Bewegung in der Kingsnake Mine und Salter's Pork. Danke gern!

Und natürlich wurde auch wieder an den Maps herumgebastelt. Die substanziellste Änderung betrifft die jüngste Karte, DeSalle, auf der die Kingsnake Mine ein neues Tunnelsystem bekommen hat, um die Dominanz höherer Positionen zu brechen. Auch atmosphärisch ist das ein guter Zug, denn die Tunnel können sich sehen lassen und erzeugen ein klaustrophobisches Gefühl. Auf der alten Karte, Stillwater Bayou, hat sich erneut etwas getan. Die berüchtigte Grube und der Zugang zum Keller erlauben mit einer Rampe und einer einfacher zu öffnenden Tür nun einfachere Rotation und einen simpleren unterirdischen Angriffsweg. Das Gleiche ist auf Lawson Delta passiert, wo man Salter’s Pork nun von Osten auch per Tunnel angehen kann.

Des Weiteren spawnen Spielende auf DeSalle nun mindestens mit 110 Metern Entfernung voneinander. Es gibt noch diverse andere architektonische Anpassungen, hier eine Leiter ins Innere, da ein Steg, der vorher noch nicht eine Kluft überbrückte. Es ist schön, wie Crytek seine finstere PvEvP-Welt lebendig und im Wandel hält. Ach, und hatte ich erwähnt, dass ihr nun Türen schlagen könnt, um sie herumschwingen zu lassen und sie so anderen Spielern ins Gesicht zu hauen? Diese erleiden dann bis zu 50 HP Schaden. Die Spieler, nicht die Türen.

Auf technischer Seite gab es vor allem Verbesserungen an der Performance und Stabilität – worüber ich mir an Tag eins des Patches kein Urteil erlauben mag –, sowie an ein paar Audio-Belangen (entfernte Schüsse unter Tage sollen nun leichter zu lokalisieren sein). Ein neues Ping Limit von 225ms soll im Sinne der Spielbalance sein, während sowohl Client als auch Server die Spielerpositionen und -Bewegungen nun genauer überwachen und verfolgen sollen, das soll jüngsten D-Sync-Problemen entgegenwirken. Klingt erstmal gut, der Dauertest muss zeigen, was es gebracht hat. Irgendwas ist ja immer.

Alles in allem kein Patch, über den man in helle Aufregung verfällt, aber einer, der vor allem in den Anpassungen im Meta und der Karten zeigt, dass Crytek gute Ideen hat, das Spiel auf lange Sicht relevant und spannend zu halten. Hoffen wir, die Monetarisierung bleibt fair und unaufdringlich, dann wird Hunt Showdown seine Begleiter noch über Jahre hinaus an seiner Seite wissen.

In diesem artikel

Hunt: Showdown

PS4, Xbox One, PC

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Alexander Bohn-Elias Avatar

Alexander Bohn-Elias

Stellv. Chefredakteur

Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.

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