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IL-2 Sturmovik: Cliffs of Dover

Nur für die Besten der Besten... PCs

Am zügigsten geht es dann in den Schnelleinsätzen in die Luft, die sich in simple Szenarios aufteilen. Über London, Dover oder Wasser, auf Seiten Englands oder Deutschlands und mit was für einer Maschine gegen welche Opposition. Simpel und schnell, wenn auch nicht so flexibel, wie manch penibler Simulant das gerne hätte. So lernt ihr dann die KI kennen und die kann so einiges. Selbst der bei manchem Konkurrenten in der Vergangenheit etwas zu einfache Angriff auf einen einzelnen Bomber reizt hier, schließlich versucht dieser nicht ungeschickt auszuweichen, euch dabei in die Nähe der ihm freundlich gesinnten Flieger zu locken und zeigt auch Präzision an seinen MGs.

Hat er denn Freunde in der Nähe, ist sich die Besatzung auch nicht zu schade, diese gegen euch zur Hilfe zu rufen, sodass ihr stets das eigene Heck im Auge behalten solltet. Die Piloten der Jagdflugzeuge drehen ihre Maschinen am Limit, setzen in den richtigen Momenten klassische Manöver ein und sind gerade zu zweit selbst für erfahrene Spieler stets eine echte Gefahr. Das sind die Momente, in denen Cliffs of Dover glänzt und Stärke zeigt. Diese KI zusammen mit diesem Flugmodell beweist, warum Maddox als einer der besten Simulationsentwickler gilt.

Dieser Titel bedeutet scheinbar jedoch nicht, dass man auch was von Kampagnen verstehen muss. Dynamische Kampagnen kennt das Genre seit den frühen 90ern oder sogar etwas vorher - wenn ich mich richtig erinnere, hatte Red Storm Rising in den 80ern bereits eine -, aber das heißt ja nicht, dass man dieses Feature auch nutzen muss. Nur dass man es tun sollte, wenn die Alternative aus einer drögen Missions-Serie mit knapp 20 Einsätzen für die Engländer oder drei zusammen nicht umfangreicheren Mini-Serien für die Deutschen besteht. Wer sich jetzt nicht groß in diese Art von Simulation einarbeiten muss, der kann das hier an einem Tag hinter sich bringen. Sehr, sehr schwach und selbst wenn ich angesichts der traditionell hochaktiven Sturmovik-Community keine Zweifel habe, dass da bald aus dieser Richtung Nachschub kommt, sind die mitgelieferten Kampagnen ein Ausdruck massiver Faulheit zum Frühlingsbeginn. Ist warm und nett draußen, da hätte ich auch keine Lust, drinnen Missionen zu basteln.

Das, was während dieser paar Missionen passiert, lässt sich auch sehr einfach zusammenfassen. Losfliegen, gescripteten Gegner treffen, abschießen, weiter zum nächsten Waypoint, ein paar Mal wiederholen, landen. Dank der auch im zigsten Durchgang immer noch spannenden Luftkämpfe kann man sich als Genre-Abgebrühter daran entlanghangeln, aber es wäre schön gewesen, gerade in so einem Spiel mehr auf die Boden- oder Luftziele abgestimmten Missionen mit eigenständigem Charakter zu treffen. Nun, gibt es nicht. Auch nicht in den separaten Einzelmissionen. Und bis man den zwar leistungsfähigen, aber nicht sonderlich intuitiven und teilweise fehlerhaften Editor verinnerlicht hat, vergeht Zeit.

Apropos Bugs: Weitestgehend blieb ich vor Spiel- oder gar Systemabstürzen verschont. Zwei oder dreimal stiegt Cliffs of Dover aus, netterweise immer, nachdem die Mission geschafft war, sodass ich sie wiederholen durfte. In den Foren des Netzes findet man aber zahlreich Beschreibungen, dass sowohl Editor als auch das Spiel selbst sich ziemlich bockig stellen können. Nehmt meine Erfahrung also eher als Positivbeispiel, denn ich glaube nicht, dass die sich das alle nur ausdachten. Ein besonders schönes Problem soll übrigens die Retail-Version betreffen, auf der der Multiplayer-Modus zwar auf die Suche nach Spielen geht, dort aber grundsätzlich nichts findet.

IL-2 Sturmovik: Cliffs of Dover - Launch-Trailer

Der erste, gerade erschienene Patch hat daran wohl noch nicht viel geändert. Die getestete Steam-Ausgabe hat dieses Problem zumindest gelegentlich nicht und ein paar Matches zusammen mit etwa einem halben Dutzend anderer Piloten liefen ordentlich, wenn auch möglicherweise noch ein wenig ruckeliger, als es sowieso schon der Fall war. Wie ein Match aussieht, in dem sich alle 127 weiteren möglichen Mitflieger tummeln, weiß ich nicht - weil ich nichts in dieser Größenordnung fand -, aber könnte mir schon vorstellen, dass die Engine hier noch einmal mehr einknickt. Wenn man denn überhaupt was findet, denn viele Server schienen noch nicht zu laufen. Oder wurden nicht gefunden. Kann man sich derzeit nicht ganz sicher sein.

Na, wie schmerzbefreit seid ihr, wenn es darum geht, Geld in die neueste Hardware zu stecken? Genug, um das Aktuellste und Teuerste auf dem Markt zu holen, nur um dann etwas auf dem Bildschirm zu sehen, was kaum für diese Aufwendung entschädigt, aber zumindest mit mehr als 25 Frames läuft? Nein? Dachte ich mir. Der Rest ist Sturmovik und das heißt Hardcore-Flugsimulation, wie man es von Maddox gewohnt ist. Akkurate Flugphysik, Detailversessenheit und Computergegner von veritabler Intelligenz, die sie auch einsetzen. Dass die sehr kurzen Kampagnen einen Rückfall in die Frühzeit des Genres darstellen, lassen wir man freundlich unter den Tisch fallen, wenn jeder einzelne Feindkontakt den Adrenalinspiegel angenehm steigen lässt.

Was man jedoch im Hinterkopf behalten sollte, sind zahlreiche, sicher nicht nur frei erfundene Foren-Berichte über Bugs, die neben den abnormen Hardwareanforderungen das Ganze in Einzelfällen nochmal ordentlich dämpfen können. Auch, dass es - hoffentlich vorübergehende - massive Probleme mit den Online-Servern zu geben scheint, stimmt nur bedingt fröhlich. Bis die Community diesmal aus diesem nur beinahe fertigen Spiel ein ordentliches Stück Simulationslegende bastelt - ein Titel, mit dem sich einige der älteren Sturmoviks ruhig rühmen dürfen - könnte es noch dauern. Schließlich müssen erstmal alle ihre PCs für IL-2 Sturmovik: Cliffs of Dover aufrüsten, bevor das einer loslegen kann.

Im derzeitigen Zustand würde ich wahrscheinlich nicht einmal den drei Prozent mit einem Rechner, auf dem das halbwegs läuft, zu Cliffs of Dover raten. IL-2 Sturmovik: 1946 gibt es für einen Bruchteil des Preises und dass die Grafik dort zwar häßlich aussieht, aber absolut flüssig läuft, dürfte der grafisch eh nicht verwöhnten Zielgruppe eher genehm sein. Von Seiten der Maddox Studios selbst wurde übrigens Besserung in Patch-Form für Dover versprochen, aber über das Wann schweigt man sich aus. Selten ein gutes Zeichen.

IL-2 Sturmovik: Cliffs of Dover ist ab sofort als Retail-Version und als Steam-Download erhältlich. Eine hübsch aufgemachte Sammleredition steht ebenfalls im Handel.

5 / 10

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Martin Woger

Chefredakteur

Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.
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