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Interview: Datarock

Wenn man mit roten Trainingsanzügen über Stil spricht

Dass Datarock seit Jahren mit ihren Song in Sportspielen auftaucht, hat bestimmt was mit den roten Trainingsanzügen zu tun, in denen die Band so gerne posed. Ob NHL, FIFA oder auch mal hinter dem Steuer bei Need for Speed oder den Sims, die roten Trainer tauchen in Spielen häufig genug auf. Ob sie selber Games lieben, bleibt etwas unklar. Vielleicht sind Spiele hier auch nur eine Chance, einer kleinen Band beim Marketing zu helfen. Nun, es gibt schlimmere Sachen auf der Welt. Rote Trainingsanzüge zum Beispiel. Gut, dass ich das Fredrik von Datarock nicht sagte, sonst hätte er mir wahrscheinlich keine Fragen beantwortet.

Eurogamer: Ihr habt mal gesagt, dass Eure Musik sich genau aus den Stilen zusammensetzt, die Euch liegen. Wenn man sich die Songs anhört, lässt sich das manchmal nicht so genau festlegen. Wie würdet Ihr Eure Stile, Einflüsse und Richtung beschreiben?

Fredrik: Nun, Datarock ist wirklich ein echtes Mischprojekt. Auf der einen Seite ist das Leben, das wir als Tour- und Recording-Künslter führen. Es gibt diese geschäftliche Seite in dem „Lifestyle“ und die Frage nach der Nachfrage und der Relevanz als kommerziellen Wert. Demzufolge sind wir unterbewusst also von den erfolgreichen Künstlern beeinflusst, die uns in unserem Segment gefallen – Alternative-Dance-Music mit einem Fuß im Rock-Pop-Bereich und einem in Electronic. Auf der anderen Seite haben wir technische Beschränkungen. Wir haben uns eine bestimmte Art der Erstellung unsere Musik auferlegt, die uns auf eine gute Weise beschränkt, was uns hilft, einen eigenständigen Sound zu wahren.

Darin kann und vielleicht sollte man nicht zu viel interpretieren. Es ist das Herz und das Fundament unseres Sounds. Darüber hinaus, oder vielmehr dahinter, steht die ganze Musik, die wir so sehr lieben, dass wir einfach unsere eigene machen müssen. Das ist alles angefangen von Velvet Underground & Talking Heads bis Kraftwerk, YMO & DEVO, Suicide & James Chance, Africa Bambaataa & Beastie Boys, Stone Roses & Happy Mondays, Guided By Voices & The Fall, Green Velvet & Daft Punk, Tortoise & the Sea And Cake, Morrissey & The Smiths. Die Liste ließe sich noch endlos fortführen.

Eurogamer: Ihr habt die 70er und 80er als den Höhepunkt der Kulturrevolution bezeichnet. Was hatten diese Dekaden, was Euch in den letzten 20 Jahren fehlte?

Fredrik: Diese explosive Kreativität, die so komplex in Ausdruck und Kontext war und gleichzeitig doch so einfach und direkt. Den selbstreferentiellen Ausdruck, so zeitlos, der Eletronic mit Seele füllte. Spielarten und –künste so multidimensional, dass es einem den Kopf verdreht, die unterliegenden Schichten zu erfassen.

Eurogamer: Eure Sportanzüge sind rot, das neue Album heißt “Red”, die dominierende Farbe der Shows ist rot. Einfach nur eine Signalfarbe oder steckt mehr dahinter?

Fredrik: Es ist einfach nur ein Weg, uns wiedererkennbar zu machen.

Eurogamer: Euer Song „True Stories“ setzt sich komplett aus den Titeln von Talking Heads Songs zusammen. Wenn man sich das anhört, könnte man meinen, dass der Song Sinn macht. Tut er das wirklich?

Fredrik: Tut er! Lies einfach zwischen den Zeilen. (Anmerkung des Redakteurs: Sehr hilfreich…)

Eurogamer: Während ich auf meinem iPod „Fa-Fa-Fa“ höre, trinke ich Coca-Cola und spiele Die Sims. Alles Produkte, die mit diesem Song werben. Gibt es die Gefahr, dass man einen Song durch übermäßigen Gebrauch in der Werbung zu sehr belasten kann? Und wer von den drei hat am besten bezahlt?

Fredrik: Nicht in unserem Fall. Datarock ist noch recht unbekannt und wir haben kein echtes Marketing-Budget. In diesem Sinne war die iPod Nano Werbung die Beste für uns, weil sie einfach die größte Reichweite hatte. Was harte Währung angeht, war Coca-Cola allerdings etwas großzügiger, und das war 2006, als wir kaum noch kaum vernetzt waren. Ich stimme allerdings generell zu. Wenn man sich beispielsweise die sehr aggressive Vermarktung von „Wo die wilden Kerle wohnen“ anguckt, dann nimmt das schon ein gutes Stück vom Charme weg und lässt einen mehr wie ein Opfer als einen wählenden Konsumenten fühlen.

Sagen wir es so, wir möchten eigentlich nicht, dass sich unsere Fans so fühlen müssen. Allerdings ist diese Songs in Spielen, Filmen oder Werbungen zu haben, eine profitable Alternative zu dem sonst sehr teuren Marketing im Fernsehen und Radio. Und wenn Du dieses Geld nicht hast, dann ist es nicht nur eine Alternative, sondern die einzige Chance, die Du ergreifen musst, wenn sich die Gelegenheit ergibt.

Eurogamer: Mal von dieser kleinen kommerziellen Erfolgsgeschichte mit „Fa-Fa-Fa“ abgesehen, welchen Song würdet Ihr Eure bisher krönende Errungenschaft bis jetzt bezeichnen?

Fredrik: Dass DEVO uns drei Remixe von „Computer Camp Love“ anfertigte und dann auch noch sagte, dass wir einer ihrer Lieblings-Acts sind, war fantastisch. Dieser Track ist immer noch am charakteristischsten für uns. Alternativ würde ich sagen „To The Rescue“ – ein Remake, das Danny Elfman so glücklich machte, dass er mir einen persönlichen, handgeschriebenen Brief schickte, in dem er Datarock dafür dankte. Ich bin mir nicht sicher, ob es viel besser wird als das. Wenn es keine Krone ist, dann doch eine sehr schöne Feder am Hut.

Das aktuelle Datarock-Werk heißt kurz und knackig "Red" und ist praktisch überall erhältlich.

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Martin Woger

Chefredakteur

Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.

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