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J-Stars Victory Vs - Test

Ein schönes Spiel. Zumindest, wenn ihr mehr als ein Fünftel der Charaktere kennt.

Perfekter J-Fanservice mit unzähligen Anime-Figuren. Schade nur, dass die Spielbalance vergessen wurde und damit auch ein Teil des Spaßes.

Wer zum Teufel sind all diese Figuren? Korosensei? Luckyman? Toriko? Noch nie davon gehört. Betrachte ich den Charakterbildschirm, wirken die meisten Namen äußerst befremdlich. Naruto, One Piece, Hunter X Hunter oder Bleach? Super, damit kann ich problemlos etwas anfangen. Aber Medaka Box, To-Love Ru oder Sket Dance? Keine Ahnung, worum es da überhaupt geht.

Muss man euch kennen?

Leider macht der Bekanntheitsgrad der Serien einen Großteil des Reizes von J-Stars Victory Vs aus. Zumindest bei Figuren, die ich sehr gut kannte, war beim ersten Ausprobieren ihrer Attacken eine gewisse Vorfreude da. Benutzt Gon aus Hunter X Hunter auch seine Angel für den Kampf? Ja, er zieht damit sogar Feinde zu sich, um sie anschließend zu vermöbeln. So etwas erfreut das Fanherz. Aber wenn unbekannte Figuren vor meinen Augen ihre Spezialattacken ausführen und ich keinerlei Bezug zu ihnen habe, lässt mich die Sache kalt. Bevor ihr daher mit dem Kauf liebäugelt, solltet ihr euch zunächst ansehen, wie viele Serien des Weekly Shonen Jump ihr überhaupt kennt.

Doch selbst dann müsst ihr in J-Stars einige Zeit investieren, um überhaupt an eure Lieblingskämpfer zu gelangen. Zu Beginn stehen nämlich nur sechs Mangahelden zur Verfügung. Eine ziemlich magere Auswahl. Bevor ihr eure Fangelüste auskosten dürft, ist daher Arbeit angesagt.

Wer seid ihr?!?

Vier komplette Handlungen müsst ihr im Storymodus abschließen, bei denen sich nur die Reihenfolge ändert, in der ihr über die Weltkarte reist. Für sich genommen bietet J-Stars hier ein nettes System mit kleinen Rollenspielelementen. Mit euren Startfiguren steigt ihr in ein Schiff und schippert zu neuen Inseln. Dort bekämpft ihr die Charaktere anderer Serien, folgt kurzen Dialogen und prügelt euch zwischendurch. Erst so schaltet ihr über mehrere Stunden eine größere Crew frei, die ihr danach auch in den restlichen Modi benutzen dürft. Da sich alle vier Handlungen bis auf den generellen Ablauf vollkommen gleich spielen, solltet ihr lieber großen Gefallen am Bereisen der Inseln finden. Durch das Sammeln von Items und das Aufstufen eurer Figuren erzielt ihr zwar ständigen Fortschritt, allerdings fühlt es sich nach einer Weile wie ein ewiger Grind an.

Aber wie genau sieht es denn mit den Kämpfen selbst aus? Immerhin steht oder fällt damit die Qualität des Spiels. Nun ja, ich weiß noch immer nicht wirklich, was ich von der ganzen Klopperei halten soll. Im Prinzip funktioniert es ganz gut. Zusammen mit einem KI-Kollegen sprintet ihr innerhalb der recht großen Stages über Straßen und Dächer, wobei ihr stets das feindliche Team im Blick behalten müsst. Wechseln dürft ihr zwischen den Figuren nicht, wodurch ein unfreiwilliger Zufallsfaktor entsteht. Denn das Verhalten eures Kollegen liegt meist unterhalb der feindlichen Fähigkeiten. Viel zu oft verflucht ihr den Kameraden, weil er sich unnötig verprügeln lässt. Und da der Kampf endet, sobald ein Team drei Leben verloren hat, kann es überaus schnell frustrieren, wenn ihr ständig den Beschützer spielen müsst.

"Durch das Sammeln von Items und das Aufstufen eurer Figuren erzielt ihr zwar ständigen Fortschritt, allerdings fühlt es sich nach einer Weile wie ein ewiger Grind an."

Jeder Angriff kann zu einem kleinen Nerdgasm führen.

Das Prügeln funktioniert derweil ziemlich gut. Jede Figur besitzt ein paar simple Kombos sowie Spezialattacken. Auf Knopfdruck visiert ihr den gewünschten Feind an, spurtet auf ihn zu und lasst ein Angriffsgewitter auf ihn herabregnen. Schafft ihr es, eure Widersacher für längere Zeit ohne viele Gegentreffer zu verprügeln, könnt ihr eine Art Burst-Modus aktivieren. Jeder Figur aus eurem Team steht nun seine persönliche Superattacke zur Verfügung. Selbst der dritte Support-Charakter, der ansonsten nur sporadisch für einzelne Angriffe gerufen werden kann, steigt mit in den Spaß ein.

Unausgeglichen

Wie für solche Spiele üblich, ist das Balancing mal wieder eine Katastrophe. Bei insgesamt 52 Charakteren - 13 können nur als Support ausgewählt werden - war es aber abzusehen. Besonders was die Spezialfähigkeiten anbelangt. So aktiviert ihr bei den meisten Figuren eine kurze Attacke, die nicht immer richtig trifft. Andere verwandeln sich dagegen permanent in eine stärke Form und können gleich das gesamte Gefecht für sich entscheiden, indem sie das gegnerische Team mehrfach ausradieren.

Habt ihr es endlich geschafft, sämtliche Figuren freizuschalten, erwartet euch im Multiplayer-Modus das große Erwachen. Während Online-Kämpfe problemlos funktionieren, ist der Split-Screen-Modus eine Katastrophe. So etwas habe ich in meiner Spielerlaufbahn noch nicht erlebt. Knapp die Hälfte des Bildschirms beanspruchen die beiden Energieleisten für sich. Anstatt sie über die Action zu legen, verkleinerte man lieber den angezeigten Bildschirmausschnitt. Deshalb bleibt jedem von euch weniger als ein Viertel der Gesamtfläche. Selbst auf einem 40-Zoll-Fernseher hatte ich Probleme, meinen Kollegen überhaupt zu erkennen. Plötzlich waren die ganzen Mühen des Storymodus umsonst.

"Während Online-Kämpfe problemlos funktionieren, ist der Split-Screen-Modus eine Katastrophe."

Auch ohne Vorkenntnisse könnt ihr dem Tutorial problemlos folgen, wenn ihr die angezeigten Tasten beachtet.

Wer trotz dieser Umstände noch über den Kauf nachdenkt, hat zumindest auch ohne Japanischkenntnisse wenige Probleme, sich durch die Menüs zu klicken. Schnell wisst ihr, hinter welchen Leisten sich die verschiedenen Modi verstecken. Selbst im Storymodus könnt ihr nicht hängen bleiben, da ihr bloß der Karte zum nächsten Kampf folgen müsst. Höchstens beim Einsatz von Items müsst ihr ein wenig Experimentierfreude an den Tag legen, bevor ihr sämtliche Effekte kennt. Tja, und bei der Handlung verzichtet ihr darauf, irgendetwas zu verstehen. Denn hier kommt ihr nur mit stark fortgeschrittenen Kenntnissen weiter. Aber spielt es ernsthaft jemand für die an den Haaren herbeigezogene Geschichte? Ich denke nicht. Viel eher wollt ihr bloß die effektgeladenen Fähigkeiten sehen und Charaktere unterschiedlicher Universen gegeneinander antreten lassen.

Genau darin liegt der zentrale Reiz von J-Stars Victory Vs. Denn obwohl das Kampfsystem absolut solide wirkt, fehlt die nötige Balance, um es ohne den Fanfaktor länger als einen Nachmittag spielen zu wollen. Entweder kennt ihr die meisten Figuren und freut euch darauf, ihre Angriffe zu entdecken und das Effektgewitter zu bewundern, oder ihr lasst es. So einfach ist es im Prinzip. Nur müsst ihr damit rechnen, einige Stunden in den immergleichen Ablauf des Storymodus zu investieren, bevor ihr alle Charaktere freigeschaltet habt. Zwar ist dieser durch seine Rollenspielelemente wesentlich besser gestaltet als andere Vertreter, doch geht auch ihm schnell die Luft aus. Außerdem solltet ihr gegen andere Spieler nur online antreten, da der Split-Screen die Kämpfe praktisch unspielbar macht. Wer dennoch mit den Problemen leben kann und mindestens den Großteil aller Figuren sofort erkennt, darf gerne zum Import greifen. Denn als Fanservice funktioniert J-Stars Victory Vs perfekt. Nur leider hat es außer dieser Tatsache nicht sonderlich viel zu bieten.

Wir danken play-asia.com für das Testmuster von J-Stars Victory Vs.

6 / 10

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