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Kane & Lynch 2: Dog Days

Erste Kritikpunkte enttarnt

Zweiter Versuch. Diesmal ohne lange Pausen hinter trügerischem Schutz. Ihr sprintet dem Feind entgegen. Die Kamera wackelt bei solch schnellen Passagen stärker, unterstreicht den gewollt hektischen Eindruck. Erfreulich: Gegner anzuvisieren funktioniert gut. Mit gezielten Schüssen lassen sich die Feinde einwandfrei aus dem Verkehr ziehen. Die Künstliche Intelligenz sorgt für angenehm abwechslungsreiche Gefechte, produziert aber derzeit auch schon mal einen Gegner, der die Wand anstarrt. Ihr greift einen Feuerlöscher, werft ihn in Richtung der Schergen. Ein schneller Schuss lässt ihn platzen und setzt zwei Gegner außer Gefecht. Zielen braucht ihr bei dem Schuss nicht, Lynch trifft in solchen Fällen automatisch. Das klappt übrigens auch mit Benzinkanistern.

Wie ein Stock in den Speichen fühlt es sich jedoch an, wenn ihr von Deckung zu Deckung spurten möchtet. Anders als etwa in Splinter Cell: Conviction rutscht euer Protagonist nicht in Deckung. Ihr müsst tatsächlich erst wieder ganz nah an das Schutzobjekt eurer Wahl heran, bis Lynch sich dagegen presst und den Kopf einzieht. Besonders gemein: Der Computergesteuerte Kollege Kane beherrscht die Rutsch-Technik. Das sollte Io Interactive definitiv noch einmal überdenken, raubt dieser Pferdefuß doch viel von der Dynamik des Spiels, die die flinken Kamerafahrten, die Videoband-Ästhetik und letztendlich die rasanten Schusswechsel aufbauen.

Einige Spielstellen erfordern zwingend Interaktion mit dem Partner.

Die erste Szene ist überstanden. Das erbeutete Maschinengewehr klackt nur noch hohl, wenn ihr den Abzug zieht. Keine Munition mehr. Doch dafür gibt es ja den sogenannten „Weapon Locator“. Drückt ihr das Steuerkreuz nach unten, zeigt das Spiel sämtliche Waffen und Munitionsclips in eurer näheren Umgebung. Gut mitgedacht, Io Interactive! Die Utensilien sind nämlich leicht zu übersehen.

Gut, was geht noch im Spiel? „Um Himmels Willen, die Leute sind gefesselt“, kommentiert Kane die Szene, die sich euch im Hinterhof des Restaurants offenbart. Auf dem Boden liegen mehrere Personen mit Tüten über dem Kopf. Sie bewegen sich. Ok, es ist nicht relevant für den Spielablauf, doch könnt ihr etwa … ? Ein Schuss verschafft Klarheit. Ja, ihr könnt. Als Lynch einen am Boden Liegenden ins Gesicht ballert, verpixelt allerdings die Stelle wie bei einer billigen RTL-Investigativ-Reportage. Das passt zum Spiel, steigert das Road-Movie-Flair. Leichte Blutspritzer quittieren Treffer in den Rest des Körpers. „Wir sollten schnell die Kurve kratzen“, drängt Kane. Weiter geht’s.

Auch unbeteiligte Charaktere können an der Hatz auf Kane und Lynch Kugeln fangen. Das funktioniert in der deutschen Fassung nicht mehr. „Ja, die deutsche Version ist geschnitten“, bestätigt uns der Pressesprecher von Square Enix auf Nachfrage. „Die Schnitte halten sich aber im Rahmen.“ Neben der Anfälligkeit von Passanten für Projektile dürften wohl einige Ragdoll-Animationen von verblichenen Körpern weichen.

Obwohl das Level linear aufgebaut ist, vermittelt es euch ein Gefühl von Freiheit. Mal könnt ihr euren Weg durch einen DVD-Laden abkürzen, statt auf der Straße Zielscheibe zu spielen, mal erreicht ihr über eine Treppe ein Dach und umgeht den gefährlichen Hinterhof. Interessant ist die Option, ein menschliches Schutzschild zu nehmen. Mit einem Arm um den Hals der lebenden Deckung, mit der anderen Hand eine Pistole auf seinen Kopf gerichtet, schleicht ihr mit Lynch durch eine Gasse.

Schießerei in einer Tiefgarage. Die Kamera vermittelt Reportage-Gefühle.

„Wenn du dir einen Polizist schnappst, bist du hinter seinem Körper sicher. Seine Kollegen schießen nicht auf dich, solange du ihn bedrohst“, erklärt Poulsen. „Jetzt kannst du dir überlegen, ob du dich mit ihm zurückziehst, dir einen anderen Cop schnappst, ihn abknallst oder in die Menge schubst.“ Gauner nehmen laut Poulsen übrigens keine Rücksicht auf ihre überwältigten Genossen und versuchen trotzdem, euch über den Haufen zu ballern.

Das war er also, mein Traum, Kane & Lynch 2 einmal selbst auszuprobieren. Es war ein gutes Gefühl. Etwas hektisch empfand ich meinen Einstieg in die Unterwelt von Shanghai, etwas überladen wirkten die Ballerszenen. Doch irgendwo ist es ja auch genau das, was ein gutes Action-Spiel liefern muss. Das Deckungssystem sollten die Entwickler allerdings noch einmal in die Werkstatt bringen, denn der hakelige Umgang damit passt nicht zum Rest der Hochgeschwindigkeitsorgie.

Warum Io Interactive als „neues Level“ einen so glanzlosen Abschnitt wie die Schnellstraßenschießerei präsentiert, will mir nicht in den Kopf. Hat der Rest des Spiels etwa nichts Besseres zu bieten? Da hilft nur abwarten. Am 27. August soll Kane & Lynch 2: Dog Days erscheinen. Von mir aus kann sich Entwickler Io Interactive gerne ein bisschen mehr Zeit für die Feinabstimmung nehmen, Hauptsache, am Ende stimmt alles...

Kane & Lynch 2: Dog Days soll für PC, Xbox 360 und Playstation 3 am 27. August 2010 erscheinen.

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