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Gothic 3 und Crysis nur für PC? Nie im Leben!

Kolumne: Alles kommt auch für Next-Gen!

Gerade hab ich mal wieder die Dark Messiah-Demo gezockt. Das Teil lässt mich einfach nicht los. Liegt wohl daran, dass ich im echten Leben ein Versager bin und in diesem Spiel meine Allmachtsfantasien ausleben kann. Einen Riesenhaken hat Dark Messiah dennoch: Es erscheint laut Ubisoft nur für den PC. Dabei würde ich nur allzu gerne Orks zerlegen, während ich faul und fett mit der Couch verschmelze. Mit einem Controller in den Händen und einem Riesen-HDTV vor der Nase.

Es gibt aber noch andere PC-Only-Games, die portiert werden müssen. Wegen der bereits genannten Gründe und weil mein Rechner zu einer veralteten Mischung aus Schreibmaschine und Pornoclip-Abspielgerät verkommen ist. Ich gehe sogar noch weiter: Wetten, dass Gothic 3, Crysis und Dark Messiah auf weiteren Plattformen erscheinen werden?

Gothic 3

Schulterpolster sind seit dem Miami Vice-Remake wieder in.

Das hochgradig unterhaltsame Tagebuch meiner Kollegin Tanja Menne hat mich endgültig angefixt. Das Spiel wird der Hammer und eine Menge PC-Spieler glücklich machen. Ich bin mir sicher, dass Piranha Bytes’ drittes Gothic-Abenteuer auch als Konsolentitel reißenden Absatz finden dürfte. Bethesdas Oblivion für Xbox 360 verkaufte sich ja schließlich auch hervorragend. Sicherlich trifft deren First-Person-Rollenspiel einen globaleren Geschmack, aber im Vergleich zu seinen Vorgängern erscheint Gothic 3 viel weniger „europäisch“. Außerdem: Findet Ihr nicht auch, dass Gothic 3 objektiv betrachtet irgendwie „konsoliger“ wirkt als Oblivion? Warum sollte man so ein Kohlescheffel-Potential ungenutzt lassen? Als ich Mitte 2005 die Gelegenheit hatte, Piranhas Björn Pankratz zu interviewen, teilte er mir zum Thema Konsolen-Portierung folgendes mit: „Wir sind nicht abgeneigt, aber wir sagen noch nichts dazu. Wenn, dann eher für Xbox 2 als für PS3.“ Dazu sollte ich erwähnen, dass es den Produktnamen Xbox 360 damals noch nicht gab. Meine Prognose: Auf der Games Convention 2007 werden wir bereits eine spielbare Xbox 360-Version von Gothic 3 zocken. Falls nicht, nerve ich die Entwickler so lange, bis sie sich doch noch zu einer Portierung breitschlagen lassen. Dank meiner Beharrlichkeit werden die Jungs dann extrem reich und lassen mir zu Ehren einen mit Edelsteinen besetzten und mit Fellen bedrohter Tierarten geschmückten Altar errichten.

Crysis

Wir freuen uns so sehr auf das Spiel, aber diese Typen sehen irgendwie doof aus.

Da Crytek schon ewig fähige Konsolenprogrammierer für PS3-Entwicklungen sucht, ging natürlich die ganze Welt von einer PS3-Version von Crysis aus. Aber schon vor Monaten dementierte deren Boss Cevat Yerli dieses Gerücht. Auf der Games Convention im August hieß es erneut, dass keine Konsolenumsetzung geplant sei. Man bestätigt zwar, die neue CryEngine auch für andere Plattformen nutzbar zu machen, aber das war es auch schon an Eingeständnissen. Als eine Meldung die Runde machte, wonach EA an einer Übernahme des Entwicklerstudios interessiert sei, wuchs die Hoffnung wieder. Schließlich ist EA für Multi-Plattform-Engagements berühmt. Daraus wurde zwar nix, aber trotzdem bleibe ich zuversichtlich. Warum? Weil jeder Mensch käuflich ist. Das PC-Spiel Crysis wird weggehen wie geschnitten Brot, was dann einigen Konzernen richtig viel Asche einbringt. Daraufhin legt man den Yerli-Brothers eine Menge Scheine auf den Tisch, um sich an einer Konsolenportierung eine noch goldenere Nase zu verdienen. Fazit: Eine permanente Konsolenabstinenz wäre nicht nur schade, sondern wirtschaftlich gesehen totaler Bullshit. Warum sollte Crytek also Playstation 3-Engagement zeigen, um dann mühsam ein völlig neues Spiel auf die Beine zu stellen? Der einzige Grund der mir einfällt: Idealismus. Als Ubisoft die Far Cry-Rechte erwarb und mehrere Konsolenversionen auf den Markt warf, könnte das die Crytek-Chefs irgendwie traumatisiert haben. Wie Eltern, die ihr Kind des Geldes wegen zur Adoption freigeben, es hinterher aber bitterlich bereuen. „Sieh nur, was sie mit unserem Baby gemacht haben! Allah, steh uns bei! Was haben wir nur getan?“, riefen die Yerli-Brüder vielleicht und weinten bittere Tränen. Moment mal! Gerade als ich diese Zeilen tippe, veröffentlichen unsere Freunde von GamesIndustry.biz folgendes Statement von Cryteks Lead Designer Michael Khaimzon: „Ich denke nicht, dass es uns Probleme bereiten dürfte, die Sachen. an denen wir arbeiten, auf die Next-Gen-Konsolen zu portieren – falls wir uns dazu entschließen würden.“ Das klingt interessant. Es wird aber noch besser. „Wir haben hier genug Power, Programmierer und Künstler, um dazu in der Lage zu sein. Es geht nur darum, diese Entscheidung zu treffen.“Ob Crytek diese Entscheidung treffen wird? Das hoffe ich doch! Vor allem folgender Spruch von Michael Khaimzon stimmt mich mehr als zuversichtlich:“Ich bin mir sicher, dass es für uns sehr interessant wäre, etwas für PS3 oder Xbox 360 zu machen.“ Jetzt ist wohl nur noch die Frage, wer mehr Scheine auf den Tisch legt. Microsoft oder Sony?

World of Warcraft

Asozial: Auch Drachen spucken gerne vom Geländer herunter.

Ich würde gerne WoW spielen, aber ich stelle es mir einfach ungemütlich vor, wochenlang vor dem PC zu sitzen, um einen Level 60-Helden heranzuzüchten. Eine Konsolen-Portierung ist also dringend notwendig. Leider stehen die Chancen in diesem Fall extrem schlecht. Im Rahmen der Games Convention gestattete uns Blizzards Paul Sams ein Interview, in dem er ungefähr hundertmal erwähnte, dass er darauf keinen Bock habe. Zitat: "Es ist nicht so simpel, wie einen Schalter umzulegen. Es würde - realistisch gesehen - ein paar Jahre Entwicklungszeit in Anspruch nehmen, um das Ganze in spielbare Form zu bringen." Selbst im Falle einer Umsetzung, müssten wir also ewig auf den Titel warten. "Wahrscheinlicher ist, dass wir gleich ein völlig neues Spiel entwickeln. Aber ob das wirklich passieren wird? Ich bin mir nicht sicher." ließ er uns außerdem wissen. So eine Scheiße! Sollten die NextGen-Konsolen jedoch weiter an Bedeutung gewinnen und immer mehr Zocker das PC-Wettrüsten aufgeben, dann kommt Blizzard nicht mehr an einem Konsolen-MMORPG vorbei. Ob es sich dabei um WoW handeln wird, ist mir ehrlich gesagt wurst. Hauptsache es kommt von Blizzard

Dark Messiah

Ist man ein schlechter Mensch, wenn man sich an solchen Szenen erfreut?

Neben EA gehört Ubisoft zu den unangefochtenen Multi-Plattform-Königen. Kaum ein Ubisoft-Titel, der nicht auf jeder erdenkliche Art und Weise auf die Menschheit losgelassen wird. Das ist auch gut so, denn da fühlt sich niemand benachteiligt. Sogar auf popeligen Handy-Screens sieht man King Kong und Sam Fisher durch die Gegend zuckeln. Die Frage muss also lauten: Warum entwickelte Ubisoft Dark Messiah nicht ebenfalls von Anfang an für alle Plattformen? Ganz einfach! Weil das Spiel von Ubisoft nur vertrieben wird. Entwickler sind die Arkane Studios. Deren First-Person-Rollenspiel Arx Fatalis war ja anfangs auch nur für den PC erhältlich und ein Jahr später lieferten sie eine Xbox-Umsetzung nach. Mit dem Konzept für einen auf der Source-Engine basierenden Nachfolger klopfte Arkane dann bei Ubisoft an. Diese planten wiederum ein neues Might & Magic-Spiel. So kam eins zum anderen, Dark Messiah war geboren und Arx Fatalis 2 erstmal tot. Wenn die PC-Fassung ein Hit wird und davon gehe ich mal schwer aus, schiebt Ubi wohl ganz schnell eine Konsolenfassung nach. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass sich diese bereits in Entwicklung befindet. Zwar heißt es von offizieller Seite, dass nichts Derartiges geplant sei, aber das ist garantiert nur eine Frage der Zeit. Ich weiß es einfach.

Blinde Spekulation?

Natürlich kann man mein Geschwafel als reine Spekulation, Wunschdenken oder Humbug abtun. Vergleicht man aber Möglichkeiten, Fakten und die Marktsituation, kommt man immer aufs gleiche Ergebnis: Um die steigenden Produktionskosten reinzuholen, sind Multi-Plattform-Titel so wichtig wie nie zuvor. Auch weil sich Raubkopien auf neuen Konsolen bis auf weiteres nicht so einfach abspielen lassen. Gerade die Xbox 360 nimmt eine wichtige Stellung ein und ist die ideale Plattform für PC-Konvertierungen. Auch Valve erkannten die Zeichen der Zeit, wie uns deren PR-Mann Doug Lombardi vor Wochen mitteilte: „Jetzt herrscht eine gewisse Gleichheit zwischen PC- und NextGen-Systemen, weshalb wir ein qualitativ gleichwertiges Erlebnis auf allen Plattformen bieten können.“ Wenn Ihr mir schon nicht glauben wollt, dann solltet Ihr wenigstens auf Mr. Lombardi hören.

Über den Autor

Ahmet Iscitürk

Freier Redakteur

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