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Left 4 Dead 2

Zensiert vs. Brutal

Nehme ich mir nun eine Nahkampfwaffe oder setze ich auf eine Magnum mit unendlich Munition? Verarzte ich lieber meine Kollegen mit dem Verbandspaket oder hole ich sie mit den Schockpaddles wieder zurück ins Leben? Besorge ich mit den Schmerzstillern ein kleines Gesundheitspolster oder attackiere ich mit der Adrenalin-Spritze gleich doppelt so schnell? Setze ich auf den klassischen Molotov-Cocktail oder lieber auf die Boomer-Kotze, mit der ich die Spezialzombies in eine Zielscheibe für normale Infizierte machen kann? Für die meisten Fans dürften diese Entscheidungen die Faszination des zweiten Teils ausmachen, doch es wird auch Unzufriedene geben, die für eine einfachere, linearere Spielerfahrung auf den ersten Teil zugreifen müssen.

Ergänzt werden die neuen Gegenstände, Zombies und Waffen durch frische Gameplay-Elemente, etwa das Finale der ersten Kampagne. Endlich im Einkaufszentrum angekommen, finden die vier Hauptfiguren einen Sportwagen, der leider unaufgetankt auf seiner Präsentationsfläche steht. Um zu entkommen, müssen sich die Überlebenden nun Benzinkanister schnappen (Anzahl steigt mit dem Schwierigkeitsgrad) und zum Fahrzeug bringen. Leider sind die Lebensretter über drei Stockwerke verteilt und ihr werdet währenddessen die ganze Zeit von Zombies attackiert.

Anstatt die Situation wie im Vorgänger einfach in einer Ecke auszusitzen, gilt es, im Team zusammenzuarbeiten und so langsam euer Fluchtgefährt auf Vordermann zu bringen. Während ein Zweier-Team die Benzinkanister aus den oberen Stockwerken nach unten wirft, versuchen die beiden anderen den Tank zu befüllen.

Malerisch: In den Sümpfen gibt es hübsche Panoramen, bevor euch stinkende Moor-Leichen überfallen.

Mit jeder Angriffswelle und sinkender Lebensenergie steigt der Adrenalinspiegel. Hektik kommt auf. Ein Rennen gegen die Zeit, das euch alles abverlangt. Und das außerdem als Grundlage für den Scavenge-Modus dient. Basierend auf dem Versus-Modus müssen hier zwei Teams abwechselnd die Rolle der Überlebenden oder der Untoten übernehmen. Wer mehr Kanister einfüllt beziehungsweise schneller damit fertig wird, hat gewonnen.

Von Kampagne zu Kampagne steigern sich die Szenarien. Statt einfach nur eine andere Staffage zu bieten, liefert jeder Abschnitt einen anderen Gameplay-Fokus. Ihr verfolgt das illustre Quartett bei ihrer Flucht von Katastrophe zu Katastrophe. In Dark Carnival müsst ihr euch zum Beispiel durch einen verlassenen Jahrmarkt kämpfen. Untote Clowns nähren nicht nur die Angst aus den Kindertagen, dass hinter diesen seltsamen Wesen eben doch ein Monster stecken, sondern locken durch ihre quietschende Nase außerdem andere Zombies an. Ihr metzelt euch durch Fahrgeschäfte, hetzt die Gleise einer Achterbahn entlang und stellt euch am Ende auf einer gewaltigen Konzertbühne den anstürmenden Horden. Left 4 Dead 2 spielt sich dadurch deutlich abwechslungsreicher als der sowieso schon geniale Vorgänger.

Mein persönlicher Höhepunkt: Die zweite Hälfte von Hard Rain. Nachdem ihr euch durch Wohnsiedlungen, Fabrikanlagen und eine Horde herumlaufender Witches geschlagen habt, beginnt es zu regnen. Mit Benzinkanistern auf dem Rücken schleppt ihr euch wieder in Richtung rettendes Boot. Doch den Sturm nimmt an Kraft zu. Langsam füllt sich der Boden mit Wasser. Jede Bewegung fällt schwer. Quälend langsam schleppt ihr euch durch die tobenden Elemente. Blitze zucken herab und ihr seht kaum die Hand vor Augen. Noch nie wurde ein Unwetter beeindruckender, prächtiger umgesetzt. Eine atmosphärische Meisterleistung.

Ein Schlag mit dem Samuraischwert und die Leiche beginnt sich noch in der Luft aufzulösen.

Abseits dieser Höhepunkte sind es vor allem die kleinen Details, die begeistern. Im ersten Abschnitt jagen euch Zombies in Schutzanzügen. Feuerfest wanken sie unverletzt durch schwellende Brände und machen euch die Hölle heiß. Im Hard-Rain-Abschnitt trefft ihr dagegen auf Bauarbeiter mit Schutzhelm und Ohrenschützern, die mehr als einen Kopftreffer aushalten und sich nicht von Rohrbomben anlocken lassen. Und in The Parish machen ehemalige Polizisten mit Bombenschutzanzug die Gegend unsicher. Von vorne sind diese fast unverwundbar. Nur durch Schüsse in den Rücken lassen sie sich schnell ausschalten.

Ähnlich detailverliebt präsentiert sich auch der Realismus-Modus. Einmal angeschaltet, verändert er die Spielerfahrung und macht Left 4 Dead 2 noch eine ganze Portion knackiger. Zombies nehmen deutlich weniger Schaden am Körper, das Leuchten um die Charaktere verschwindet und Mitspieler bleiben tot, wenn ihr sie nicht mit dem Defibrillator wieder zum Leben erweckt oder das nächste Safe House erreicht. Außerdem trefft ihr auf deutlich mehr Witches und müsst euch den Waffen stark nähern, um sie aufnehmen zu können. Gerade für erfahrene Teams eine echte Herausforderung. Zum Glück könnt ihr diesen Modus aber auch auf dem niedrigsten Schwierigkeitsgrad spielen. Das Spiel bleibt trotzdem schaffbar.