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Let´s roast Gran Turismo!

Eine kleine Laudatio. In gewisser Weise.

Und wieso zur Hölle muss ich nochmal das Trauma der Führerscheinprüfung überstehen? Habe ich nicht bewiesen, dass ich das kann? Habe ich nicht bereits 100 Stunden an meiner Rennlizenz in Teil 1 gefeilt? Das war ungefähr die doppelte Zeit, die meine Vorbereitung für die Freigabe in den realen Personenindividualverkehr kostete.

Gran Turismo 3 A-Spec (PlayStation 2, 2001)

AAAAARGH! Schon wieder Lizenzen! – sprach ich und rannte aus dem Raum. Kehrte später zurück, setzte mich mit dunklen Wolken um die Stirn hin und bewies Gran Turismo zum dritten Mal, dass ich in der Lage bin, um eine Kurve zu fahren. Nicht ganz so gut wie die Computerfahrer, aber das zählt ja auch nicht.

Ich bin mir nicht ganz sicher, ob es bis dahin den Begriff des Ideallinien-Zombies schon gab, aber wenn nicht, dann wurde er für GT3 erfunden. Wie die Rentner auf dem Stadtring am Sonntag fahren sie, frei nach dem Motto: "Ick war schon immer hier, ick fahr schon immer so. Mir doch egal, was da jetzt ist." Und heizten euch gnadenlos in das Heck, wenn ihr es wagtet, in der Kurve ein wenig zu sehr zu bremsen.

Und wie die Entenküken folgten sie dem definierten Anführer, dessen Sieg – sofern ihr nicht dazwischenfunkt – vor dem Start feststand. Wahrscheinlich steht hinter der Real Driving Simulation noch eine Real Wett-Mafia-Simulation. Ob euer Fahrer danach auch in den Wald gebracht wurde, wenn er den geplanten Sieg der KI vereitelte?

„Schau in dein Herz, du kannst mich nicht töten! Nicht hier auf der Rennstrecke, wie einen verdammten Fußgänger! Jemand gibt mir ein Lenkrad und ich fahre, so bin ich halt! Schau in dein Herz..." Irgendwie so lief das bestimmt ein paar Mal in der Box, dermaßen brav abgekartet, wie die KI sich benahm, wenn ihr ihr nicht in die Quere kamt.

Und was war eigentlich mit den Autos los? Nur 180 Stück. Die kann man ja wirklich alle sammeln, selbst ohne einen Zeitaufwand, den sonst nur WoW-Spieler mit fester Hartz-4-Lebensplanung abschätzen können. Selbst Jay Leno hat mehr in der Garage als das. Kein Wunder, dass da nochmal mit zwei glorifizierten Werbe-Discs für die Autoindustrie nachgelegt wurde. Weniger ist jedoch manchmal mehr und im Falle von GT3 hieß weniger Autos aus irgendeinem Grund mehr Verkäufe. Fast 15 Millionen Stück gingen über den Tisch, wodurch es sich bei VGChartz immerhin auf Platz 24 der All-Time-Winner setzt, direkt zwischen Brain Age 2 und Pokemon Yellow. Glückwunsch.

Gran Turismo 4 (PlayStation 2, 2004)

Gran Turismo 4 wird online spielbar sein! Oder auch nicht! Egal! Das, was in der PS2 lag, war ungefähr so onlinefähig wie Mario Kart 64, aber im Gegensatz dazu bot GT4 immerhin wieder eine Zahl von Automobilen, die die sozialen Verpflichtungen auf ein Minimum zwangsreduzierte. Mehr hatte nur GT PSP, aber bei dem waren die Autohändler meist geschlossen. Zählt also nur halb.

Aber dafür konnte endlich mal die KI zeigen, wie sie fahren kann! Und das nicht nur im Rückspiegel, wo sie noch immer fröhlich den Marsch der Untoten durch die Idealkurve zelebriert, sondern indem sie für euch fährt. Doch, doch, das ist eine gute Sache! Glaubt mir! Ich weiß, zwar auch nicht warum, aber sicher, das war ein großes Feature. Nicht so wie die 1080i-Unterstützung. Mal ehrlich und alle Hände hoch: Wer hatte in der Dot-Com-Zeit so abgeräumt, dass er 2005 einen Full-HD-TV hatte?

Eine Tradition behielt sich GT4 aber vor. Man konnte wie immer so richtig schön auf vielen Strecken ein paar wertvolle Sekunden einsparen, wenn einem der Unterboden komplett egal war. Und warum auch nicht, schließlich waren die Autos immer noch härter als der Mann aus Stahl. Während man also im richtigen Leben beim Abschneiden aller Schikanen auf dem Fuji Speedway normalerweise nur ein spektakuläres Wrack hinterlies, gleicht man in GT4 lediglich ungestraft eine andere Ungerechtigkeit aus.

Sauberes Fahren sollte belohnt werden. Fein, aber bei Zuckerbrot und Peitsche hatte man halt nur Letzteres im Gepäck. Fünf Sekunden für Fahrzeugkontakt gab es als Strafe, aber nur für euch und sogar dann, wenn die hirntoten, computergelenkten Mutanten ihre Karre ungebremst in euch reinschlitterten. Man war ja auch selber schuld. Was fährt man 10 km/h zu langsam auf der Ideallinie. Weiß doch jeder, dass die der PS2 gehört.

Gran Turismo 5 (Playstation 3, 2010)

Spiele ich immer noch. Ist es gut? Schaut euch einfach unseren Test zu Gran Turismo 5 an.

Ein paar nette Worte zum Abschluss...

... denn die gehören auch zum Roasting. Die Serie war bisher immer wichtig, sie setzte realistisches Fahren überhaupt erst auf die Karte bei Konsolen, die bis dahin eigentlich nur Ridge-Racing kannten. Nicht nur das, die durchgehend hohe Qualität spricht für den Auto-Narren Yamauchi. Wenn man ihm etwas vorwerfen kann, dann dass ihm das Auto selbst gelegentlich wichtiger als das Spiel drumherum scheint. Gleichzeitig macht dieser Fetisch aber auch einen großen Teil des Reizes der Serie aus. Wenn er sich nun mit seinen 200 Premium-Autos zufrieden zeigt, dann müssen diese Dinger einen Detailgrad erreicht haben, der eigentlich innerhalb eines Rennspiels lächerlich ist. Und bewundernswert.

Gran Turismo geht halt seinen Weg und bisher war es ein wundervoller, gespickt mit traumhaften Ausflügen in eine Welt, die man sich sonst nur auf den Hochglanzprospekten der Autohändler angucken kann. Wir fuhren schon den ersten Mercedes überhaupt und Autos, die es erst in zehn Jahren, wenn überhaupt, geben wird. Stiegen vom Fiat 500 in einen Ferrari und zurück, ganz nach belieben. Es war jedes Mal ein Traum auf der Piste. Ich kann viel Schlechtes über Gran Turismo sagen. Wenn ich jedoch erst einmal anfangen würde, über das Gute der Serie zu reden, dann wäre ich nach einem Dutzend Seiten noch nicht fertig. Daher also ein Hoch auf die Vergangenheit von Gran Turismo und einen Toast auf seine Zukunft.

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