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LittleBigPlanet Karting - Test

Zu niedlich für so viel Dauerfeuer: Nicht alles lässt sich wegbasteln, egal wie gut der Editor ist.

Gerade noch schrieb ich, wie wichtig eine gelungene Steuerung sei, die Kontrolle über die Karts mit einem guten Gefühl für Gewicht und Trägheit. Ich schrieb darüber, wie aus einer guten Balance von Extras und Boost in diesem Genre schnell heftige Emotionen erwachsen können und wie gut Sonics neuer Kart-Racer das alles hinbekommt. Und dann kommt LittleBigPlanet Karting um die Ecke, als wollte es möglichst zügig beweisen, dass das zum einen stimmt und zum anderen nicht von jedem Spiel beherrscht wird.

Ein normaler Moment im Spiel gegen die KI: Panik und Dauerfeuer auf euer Kart.

LittleBigPlanet Karting macht vieles prinzipiell richtig, aber in einem Punkt lässt es die Zügel ganz schön schleifen und das ist das Fahren selbst. Die Karts, egal wie sie optisch konstruiert sind, fahren sich alle ziemlich gleich und ziemlich gleich langweilig. Kaum Trägheits- oder Geschwindigkeitsgefühl, wenig Ruppigkeit, fast stoisch ziehen sie ihre Runden. Das lässt sich gut lenken, aber echter Fahrspaß will nicht mal beim zu extrem kontrollierten Driften auf Knopfdruck so richtig aufkommen. Es ist fast banal, es gibt kaum Tiefe, um das Steuerungssystem zu meistern und wenig Grund es zu tun. Am Ende und gerade gegen die KI läuft es sehr drastisch auf die Extras und das Spamming dieser hinaus.

Einer geblockt, drei kassiert

Erinnerungen an das Mario Kart der Wii werden wach, sobald ihr wieder mal kurz vor dem Ziel als Erster der Linie entgegenrauscht, geschickt per Verteidigungsschuss nach hinten einen Angriff abwehrt, nur damit drei weitere in Sekundenbruchteilen euch in den Graben und auf Platz 8 zu schicken. Alle Kart-Spiele haben dieses Problem bis zu einem gewissen Grad, aber es gibt eine Linie zwischen Fairness und purer Machtdemonstration seitens der KI und LittleBigPlanet Karting befindet sich ganz klar auf der falschen Seite davon.

So cool und wild die Designs auch werden, selbst wenn sie mal keine Räder haben: Sie steuern sich alle sehr ähnlich.

Das ist umso tragischer, als dass ihr euch durch den Solo-Modus durchkämpfen MÜSST, um überhaupt Strecken und Krams für später freizuschalten. Der Modus an sich ist ja nicht schlecht - und stimmlich schön unterlegt von Stephen Fry im Englischen und Christian Brückner im Deutschen -, er führt euch sympathisch an der Hand durch eine wilde Sammlung dessen, was im Editor später von euch erwartet wird und zeigt, dass neben Rennstrecken auf dem Mond, auf herrschaftlichen Hochzeiten und auf Teppich-Fußböden gestalterisch viel möglich ist. Enorme Sprünge, viele Seitenwege, versteckte Extras. Alles sehr nett, genau das, was man erwarten würde und unterhaltsam. Bis die KI dann mal wieder dazwischen geht, ihre Allmachtsgelüste auslebt und euch den Spaß verdirbt. Schade drum.

Macht das Fahren in LittleBigPlanet Karting also keinen Spaß? Nein, das nicht, aber ok und solide sind nicht Begriffe, die die LittleBigPlanet bisher gewohnt war. ModNationRacers - der Vergleich ist nicht zufällig, da der Entwickler der gleiche ist - zum Beispiel lieferte in diesem Bereich schon besseres ab.

Lernen zu Bauen

LittleBigPlanet ist natürlich nur zum Teil ein normales Spiel, das Selberbasteln gehört ja auch immer dazu. So fehlt natürlich der mächtige Editor nicht und scheinbar wird er auch schon ganz gut von der Community genutzt. Von totalem Schrott, den ich auch hinbekommen hätte, bis hin zu kleinen Wundern fuhr ich bereits auf allen möglichen Konstruktionen. Sogar ein schlechter Top-Down-Shooter mit Karts war dabei. Es wird am Ende wohl nicht ganz so strange werden wie bei LBP oder seinem Nachfolger, aber das heißt nicht, dass hier wenig möglich wäre. Meinen echten Respekt jedoch hat die Community dafür verdient, dass sie sich so in den Editor eingefuchst hat, wie sie es angesichts einiger Meisterleistungen getan haben muss.

Der Hintergrund mag nicht ganz so toll aussehen, der Rest reißt mit seinem Charme viel raus.

Habt ihr erst mal verstanden, wie das mit dem Bauen, Bekleben und Basteln so geht, zeigt sich, dass dieses leistungsfähige Tool was kann und auch in seiner Benutzerführung durchdacht ist. Das Tutorial - lebenswichtiger Bestandteil bei einer solchen Geschichte - ist jedoch ein Relikt aus der Zeit, als noch VHS-Kassetten zu diesem Zweck mitgeliefert wurden. Etwa 50 Videos zeigen, wie ihr was macht, nur Spaß macht das Lernen nicht wirklich. Selbst harte Anwendungssoftware hat inzwischen verstanden, dass kurz Zeigen und dann den User selbst machen lassen, besser funktioniert und spaßiger abläuft, LittleBigPlanet Karting hinkt da etwas hinterher.

Der Multiplayer gibt sich wie der restliche spielerische Aufbau. Solide. Splitscreen für vier ist vorhanden und wie immer im Genre ein Segen, aber Turniere oder Ligen sind leider Fehlanzeige. Fahren, um zu Fahren und dabei Spaß zu haben ist das Motto, das nur von der eben etwas emotionslosen Steuerung untergraben wird. Ihr fahrt, ihr freut euch, aber es bleibt alles halt zivilisiert.

Sackboy wird es schon schaffen

Wo alles mit LittleBigPlanet im Namen natürlich so richtig punktet, das ist der Look und das Feel und der Vibe und der Sound und all die schönen Wörter, die PR-Agenturen so lieben und sich hier so warm und wohlig anfühlen. Auch nach zwei nummerierten Spielen und ebenso vielen Handheld-Ablegern hat sich Sackboy und seine Mimik noch nicht abgenutzt, er sieht einfach zu drollig aus und man kann nur jedem gratulieren, der an der Kreation dieses goldigen Maskottchens beteiligt war. Die Spielwelt feiert natürlich ebenfalls und erneut vollkommen zu recht ihren Patchwork-Stil - wenn auch deutlich weniger detailliert. Selbst wenn im Spiel alles weit mehr versagen sollte, als es das hier eigentlich tut: Schon allein aus diesem Grund kann man LittleBigPlanet nie wirklich zu lange ernsthaft für irgendetwas böse sein.

LittleBigPlanet Karting - Trailer

LittleBigPlanet Karting ist Sonys Mario Kart Wii. Ein keineswegs schlechter Fun-Racer, der aber unter einer willkürlichen KI, einer etwas verrutschten Balance der Extras und zu konservativem Fahrgefühl leidet. Damit lässt sich gerade mit ein paar Freunden immer noch viel Spaß haben, aber es ist halt trotz all der Schönheit und Niedlichkeit nichts wirklich Besonderes. Der Editor und vor allem die zahlreichen Community-Konstrukte - Online-Pass erforderlich - reißen da einiges heraus, aber fast egal wie schön die Strecke entworfen wurde: Sie anzuschauen macht mehr beinahe Spaß, als sie zu befahren. Spielt es zu viert auf der Couch und ladet dafür krude Strecken runter. So ist es am Ende immer noch ein sehr gelungener Abend, aber für das große Vorzeigefranchise ist das schon etwas ernüchternd.

7 / 10

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Martin Woger

Chefredakteur

Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.

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