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Lost Odyssey

Mistwalker macht ernst

Wenn es für einen Japaner einen einzigen echten und wirklichen Grund gibt, die Gaijin-Konsole Xbox 360 zu kaufen, dann sind das wohl die Titel der Mistwalker Studio. Schließlich gehören Spiele des Final Fantasy-Schöpfers Hironobu Sakaguchi zum Pflichtprogramm. Weder der Kaufpreis noch die Sperrigkeit einer weiteren Konsole im Tokioter Schlafsarg kann da als Ausrede herhalten. Und so sorgte schon das Debüt Blue Dragon für einen Anstieg der Verkaufszahlen und auch der zweite Titel, Lost Odyssey, wirkt Wunder für die sonst in Nippon schwer wie Blei in den Regalen liegende Xbox 360.

Hierzulande freuen wir uns natürlich über die schnelle weltweite Lokalisierung. Während sich einige PS2-Titel teilweise erst nach Jahren den Weg zu uns frei kämpften, immer mit dem dem Umweg USA, wird Lost Odyssey bereits ab Ende Februar bei Eurem lokalem Dealer zu haben sein. Nicht einmal drei Monate nach dem Release in Japan Anfang Dezember. Aber so groß die Freude ob des schnellen Falls der Sprachbarriere auch sein mag, dürft Ihr Euch auch auf das Spiel selbst freuen? Haben Sakaguchi und seine Mannen die Nostalgie der frühen Japano-Rollenspieltage abgeschüttelt?

Blue Dragon wurde hier schließlich weit weniger enthusiastisch empfangen als in seinem Heimatland. Zu skurril waren die Charaktere, zu träge die Story und zu 90er das Design insgesamt. Wird es also wieder der erfüllte Kindheitstraum alternder Rollenspiellegenden? Ja und Nein.

Habt Ihr das auch gehört? Ich glaube, es war hinter uns.

Solltet Ihr Angst vor Veränderungen haben und sollten Euch radikale Innovationen – in den seit den Anfangstagen von Final Fantasy und Dragon Quest bestehenden Schemata – furchterfüllt zittern lassen: Jauchzet, Lost Odyssey wird ein Spiel für Euch. An jeder Ecke lassen die Designer Euch wissen, aus welchem Stall sie kommen und dass sie nicht der Meinung sind, dass das Genre des JRPGs irgendwelche großartigen Veränderungen nötig hätte.

Es beginnt schon bei der Ausrede, warum der unsterbliche Protagonist Kaim keinen blassesten Dunst von Irgendwas hat: Amnesie. Hand aufs Herz: Habt Ihr schon mal in Eurem Leben jemanden getroffen, der unter massiven Gedächtnisverlust litt? Nein? Ich auch nicht. Dabei suggerieren Videospiele doch, dass dies eigentlich permanent vorkommen müsste. So aber dürft Ihr die Geschichte wieder einmal von hinten aufzäumen, indem Ihr auf der Reise durch die Welt Lost Odysseys reist und mit zahlreichen Charakteren reden werdet, die alle weit mehr über Eure Figur wissen als sie selbst.

Es war nicht billig, aber darauf werde ich mich dann zur Ruhe setzen und ein 'Zufallskämpfe verboten'-Schild aufstellen.

Zumindest in Kaims Träumen fallen nach einiger Zeit auch durch ihn selbst ein paar der Puzzlestück an seinen Platz und der tiefe Ernst der Story offenbart sich langsam. Kaim lebt seit über 1000 Jahren und während dieser Zeit handelte er häufig genug nicht so, dass er später auf seine Taten stolz sein konnte. Ihr übernehmt eine getriebene, gequälte Seele, die von der Hoffnung auf Wiedergutmachung und Vergebung getragen wird. Auf dieser Reise begegnet Ihr weiteren Unsterblichen, die alle Ihre eigenen Probleme mit Ihrer Vergangenheit mitbringen und sich Kaims Queste anschließen.

Nach Blue Dragon dürfte vielen von Euch der wesentlich erwachsenere Ansatz von Lost Odyssey zusagen. Hier gibt es keine herumhopsenden gelben Viecher, die Ihr lieber an die Wand klatschen statt in der Gruppe hochleveln wollt. Niemand spricht mit Heliumstimmchen und hüpft in pseudo-komödiantischer Art von einem Bein aufs andere. Das Design könnte von Blue Dragons simplen Comicstil kaum weiter entfernt sein. Vielmehr erinnern die Figuren an sehr viel dunklere und wiederum ernstere Verwandte der Enchanted Arms-Crew.