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Madballs in Babo: Invasion

Ganz schön hässlich

Madballs in Babo: Invasion ist hässlich. Nicht flackerig-ruckelig hässlich, sondern ganz bewusst ästhetisch-hässlich. Es hat sich selbst für seine Hässlichkeit entschieden und suhlt sich nun sozusagen wie ein großes, zufriedenes Schwein im kühlenden Schlammloch des schlechten Geschmacks. Euer ekliger Ball rollert durch farblich hochgradig unangenehme Szenarien in Kackbraun und Erbsengrün und ballert dabei jede Menge unansehnliche Gegner weg.

Aber das ist okay – denn Madballs wurde, wie angemerkt, ganz bewusst auf das verquere Schönheitsempfinden eines Zwölfjährigen in den 80er Jahren getrimmt, als grauser Glibberschleim in Dosen und fiese Masters-of-the-Universe-Figuren die Jugend ebenso verzückten wie sie die Erziehungsberechtigten schockten. Und die Madballs, auf denen das Spiel basiert, sind ein klassisches Kind ihrer Zeit. Der Besitz der runden Gummibälle mit verzerrten Fratzen, heraushängenden Augen und Namen wie Slobulus, Bash Brain oder Swine Sucker war vor gut 25 Jahren ein gängiger Gradmesser, wer der coolste Dreikäsehoch auf dem Dorfspielplatz war.

Und weil Nostalgie schon immer ein probates Mittel darstellte, den Kunden schnell um ein paar sauer verdiente Euro zu erleichtern, beschloss Entwickler Playbrains kurzerhand, für das Xbox Live Arcade-Sequel seines PC-Freeware-Shooters BaboViolent 2 die Madballs-Lizenz draufzukleistern, um ein paar mehr Spieler zum Download des spaßigen Geballers zu bewegen. Und habt ihr das lange, lange Intro überstanden und euch für eine von zwei Seiten entschieden, geht die Action auch schon los.

Braune Levels mit grünlich leuchtenden Objekten können so manchem Ästheten schon auf den Magen schlagen.

Und die ist angenehm simpel ausgefallen. Mit dem linken Stick steuert ihr euren Ball durch die verwinkelten Levels, mit dem rechten Stick bestimmt ihr die Schussrichtung. Per Schultertaste wird gefeuert, außerdem könnt ihr bei euren Waffen aus jeweils zwei Schussmodi auswählen. Zwei Kameraansichten werden geboten. Habt ihr einen festen Magen, entscheidet ihr euch für die dynamische Ansicht, in der ihr per Stick nicht nur die Schussrichtung festlegt, sondern gleich den ganzen Level um euch herum rotiert.

Schlägt euch das nach einiger Zeit doch zu sehr auf die Körpermitte, wählt ihr die höhere, feste Perspektive. Da ist das Mittendrin-Gefühl vielleicht nicht ganz so ausgeprägt, dafür wird aber mehr Übersicht geboten. Aber egal für welchen ekligen Madball ihr euch entscheidet und egal welche Kameraperspektive ihr bevorzugt, in Sachen Action liefert Madballs konsequent und brachial ab. Satte Schussgeräusche, derbe Zerplatz-Effekte beim Durchlöchern eines Gegners und jede Menge interessanter Waffen, von denen ihr jeweils nur eine mit euch herumtragen könnt und deren Nutzung ihr nach und nach freispielt, zaubern dem Actionfan ein zufriedenes Lächeln ins Gesicht.

Aber Twinstick-Ballereien im Stil von Geometry Wars sind nur die Hälfte der Inspiration. Auch der Murmel-Klassiker Marble Madness aus dem Hause Midway hat beim Levelaufbau seine Spuren hinterlassen. Für so manches Szenario ist schon eine Portion Fingerspitzengefühl angebracht, wenn ihr Oculus Orbus oder Hornhead erfolgreich zum Ziel führen wollt.

Auch im Hightech-Szenario kullert und ballert es sich sehr angenehm.

Obwohl der recht kurze Einspielermodus oft nicht so recht weiß, ob er jetzt eher auf Schalterrätsel oder Score-Shooter-Gameplay setzen soll, ist er angenehm spaßig geraten. Nicht zu vernachlässigen ist der Multiplayermodus: Ihr könnt mit euren Avatar-Köpfen im Deathmatch antreten, besonders nett ist aber der Invasions-Modus gelungen: Zunächst baut ihr gemeinsam mit dem gegnerischen Team die Karte auf, um euch danach in der selbstgebauten Umgebung gegenseitig aufs Korn zu nehmen und die gegnerische Basis einzunehmen – originell und spaßig!

Auch wenn die gezielt hässliche Ästhetik vielleicht nicht jedermanns Sache sein wird, so hat Playbrains mit Madballs in Babo: Invasion doch eine ebenso kompetente wie amüsante Geschicklichkeits-Schalterrätsel-Baller-Mixtur geschaffen, die euch zwar nicht über Tage hinweg vor die Konsole fesselt, aber immer mal wieder und insbesondere zu einem flotten Mehrspielermatch einlädt. Trashige 80er Jahre-Lizenz hin oder her.

Madballs in Babo: Invasion kann im XBLA-Bereich zum Preis von 800 MS-Punkten heruntergeladen werden.

7 / 10

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

In diesem artikel

Madballs in Babo: Invasion

Xbox 360, PC

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Über den Autor
Thomas Nickel Avatar

Thomas Nickel

Autor

Fest in der 16Bit-Ära verwurzelt, lehrt der freie Autor Spielegeschichte an der Frankfurter Games Academy. Wird eher selten vor Ego-Shootern gesichtet.
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