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Marshmallow auf Shield TV: Ein ganz klein wenig Zucker

Das erste große Update schleift Kanten, aber leider kippt es nicht Android TV über Bord

Seit kurzem läuft das Update aller Shield TVs rund um die Welt auf die nächste Version von Android. Da ich zu den Fans des kleinen Powerhouse-Monsters der TV-Mini-Boxen gehöre, gleichzeitig aber immer wieder Flüche ob ein paar eigenwilliger Macken in der Bedienung ausstoße, ließ ich mich mal überraschen, ob Zuckerwatte denn jetzt alles gut werden ließ. Die Antwort lautet so lala. Ein paar Sachen sind besser geworden, andere Grundübel der Android-TV-Software, die man leider nach wie vor nicht zugunsten einer echten Android-Version über Bord warf, bleiben erhalten.

Erst einmal ist es löblich, dass sich Shield TV nun wirklich abschalten lässt. Der vorherige Sleep-Modus startete die Konsole gerne immer mal wieder einfach so und morgens von dem grünen Leuchten begrüßt zu werden, löste minimale Unruhe aus: „Was hast Du denn die Nacht schon wieder so getrieben, liebes Shield...?" Da sich nun die Powerfunktionen auch noch schnell erreichen lassen - Back-Button zwei Sekunden drücken -, darf ich dieses neue Feature verkünden: Shield TV lässt sich abschalten. Alles wird zum Feature, wenn es vorher erst mal fehlte.

Apps lassen sich jetzt an einer Position der beiden Scroll-Leisten 'fest-tackern' aber es fehlt noch die Möglichkeit eigene Leisten anzulegen.

Weniger „beeindruckt" bin ich von der Möglichkeit, die Benutzeroberfläche aufzuräumen. Bisher gab es zwei Scroll-Leisten, eine für Spiele und eine für Apps. Da wanderte alles rein, was in die eine oder andere Kategorie gehörte und das wurde sehr schnell unübersichtlich. Vor allem, weil alles, was gerade benutzt worden war, nach vorne wanderte und so alles immer im Fluss war. Dieser Fluss lässt sich nun etwas ausbremsen, indem die Reihenfolge sortiert und verankert werden kann. Das behebt zwar nicht das Problem, dass eine Reihe für Games auf etwas, das auch eine Art Spielkonsole sein soll, ein Witz ist. Ich hoffe nach wie vor auf die Möglichkeit, manuell neue Scroll-Leisten anlegen zu können, um meine Spiele zu sortieren, auf dass ich auch mal was finde. Es ist nun besser, aber Optimierungsbedarf bleibt vorhanden.

Sehr nett ist dagegen ein Feature von Marshmallow, auf das ich mich auch schon bei Handys und Tablets freue. Endlich lässt sich externen Speicher, egal ob SD-Karte oder USB-Speicher, als interner Speicher konfigurieren. Sobald ihr etwas anschließt, werdet ihr gefragt, ob es für den internen Speicher konfiguriert werden soll. Gut, dass dabei die Taste immer erst mal auf „nein" steht, denn der Speicher muss vor der Verwendung formatiert werden. Für das Betriebssystem macht es wohl auch von der Geschwindigkeit einen Unterschied, ob Speicher ex- oder intern ist, vor allem jedoch lassen sich nun beliebig Programme installieren, denn vieles ließ sich nicht immer dazu bewegen, auf eine SD-Karte zu wandern. Bei Metal Gear Rising und Half-Life 2 war bei einer USB-3.0-Platte vom reinen Spielen her jedenfalls kein Unterschied festzustellen, sie liefen extern installiert genauso gut wie zuvor intern.

Externe Speichermedien lassen sic nun als interner Speicher konfigurieren, ein generelles Android-6-Feature.

Mit in dem Update ist nun auch die Unterstützung für die Vulkan-API, für die es in Verbindung mit der Unreal Engine 4 schon ein paar wahnsinnig hübsche Demo-Videos gibt und das so was wie die nächste Stufe für Grafik im Mobile Gaming sein soll. Samsung hat schon bestätigt, dass seine neuen Handys diese API unterstützen werden, es dürfte wohl die Zukunft hübscher Effekte auf solchen Geräten sein.

Wenig beeindruckt bin ich allerdings von der Verbesserung des Google Play Stores. Ich hatte die vage Hoffnung, dass es zumindest eine Option geben könnte, den richtigen Play Store zu öffnen, statt sich weiter mit der kastrierten TV-Store-Form herumschlagen zu müssen, die gefühlt gerade mal jede tausendste App beinhaltet. Das ist nicht der Fall, stattdessen wurde Googles GUI verschlimmbessert und was sie mit neuen Genres und Suchoptionen herausholt, verliert sie wieder bei den viel zu großen Icons, die den Bildschirm zumüllen. Nach wie vor eine echte Schwäche des Shield TV, dass vieles erst per Sideloaden herangeholt werden muss.

Ein paar HDMI-Details kamen dazu, wie zum beispiel der forcierte 1080p-Output, was bei einigen älteren HDMI-Receivern hilfreich sein kann.

Was leider nicht wieder aktiviert wurde, ist der Support des im Gamepad eingebauten Touch-Pads. Dieses verstößt gegen die Bestimmungen von Google bei Android-TV, das eine Touch-lose Steuerung vorgibt. Schade, denn für Browser und ähnliches wäre zumindest eine Art Mauscursor wahnsinnig hilfreich. Am Ende ist Android-TV wiederum nur die Schmalspur-Version eines guten Betriebssystems. Es ist natürlich traurig, dass weder Shield noch Nvidia etwas dafür können, dass einer der Hauptkritikpunkte bestehen bleibt, aber das hilft leider auch nicht. Auf meiner Wunschliste steht damit Touch-Pad-Support oder eine Second-Screen-Touch-Lösung ganz weit oben.

Unter der Haube habt ihr nun Möglichkeiten, die Videoausgabe etwas feiner zu justieren. Ihr habt volle YUV 4.0.2 und RGB-Full-Range-Unterstützung und im Low-Tech-Bereich nun endlich die Option, den Shield TV fest auf 1080p/60 einzustellen, was für mich als Besitzer eines nicht-4K-kompatiblen Receivers ein echter Bonus ist. Bis 4K der Normalfall ist - was wohl noch ein paar Tage dauern dürfte -, hängt Nvidias Kleiner nun auch an dem Gerät, das auch sonst alles hier steuert.

Endlich ein paar neue Titel im Geforce Now Streaming. Wobei 'neu' auch relativ ist.

Auch im GeForce-Now-Bereich, Nvidias Game-Streaming-Dienst, hat sich ENDLICH mal wieder was getan. Seit dem Release herrschte da Stillstand, jetzt kamen ENDLICH ein paar neue Games dazu. Die Kooperation mit Square Enix beschert den Nutzern des Dienstes so schöne Sachen wie Tomb Raider (hier noch ohne Rise) und Lara Croft and the Guardian of Light. Murdered: Souls Suspect und weitere sollen kommen, aber immer noch macht sich zum Beispiel das irgendwann vor Release schon mal angetestete Shadow of Mordor rar. So schön es ist, dass zumindest minimaler Schwung in GeForce Now kommt, das ist immer noch viel zu wenig, um den Dienst aus dem Schattendasein zu holen. Die Performance wurde scheinbar auch optimiert, aber an den Grundvoraussetzungen, dass ihr stabile 15 Mbit für 720p und ebensolche 35 Mbit für 1080p-Streaming haben solltet, hat sich nichts geändert.

Das erste große Update für Nvidias Shield TV hat die kleine Power-Android-Konsole nicht umgekrempelt, sondern mehr ein paar Ecken und Kanten geschliffen. Die Benutzerführung und Individualisierbarkeit ist längst noch nicht da, wo sie sein könnte, der Android TV Store ist mir wie Android TV generell nach wie vor ein Dorn im Auge und GeForce Now wartet noch immer auf die Spiele-Schwemme, die es in Gang bringen sollte. Trotzdem, über die Monate habe ich das Gerät als kleinen TV-Allrounder schätzen gelernt, der mich mit Netflix, dem gelegentlichen Shield-Game, Emulatoren und als Media-Hub besser versorgt als die meisten anderen Geräte es tun, schlicht, weil Shield TV das Tempo hat. Es gibt keine Verzögerungen in der Steuerung, es läuft trotz der Leistung sparsam und lautlos und ist für alle meine Lebenslagen gerüstet, die da nicht Amazon heißen - welche sich immer noch konsequent dem Android-TV-System verweigern. Nach wie vor und auch mit Marshmallow: Shield TV ist eine luxuriöse, bequeme Variante für alles am TV, für das man nicht extra einen PC anwerfen oder eine Konsole einschalten möchte und nach wie vor die beste - und kostspieligste - Android-TV-Box, die ihr finden könnt.

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Über den Autor
Martin Woger Avatar

Martin Woger

Chefredakteur

Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.
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