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Memento Mori

Moment mal!

Wenn Ihr zehn, fünfzehn, zwanzig oder noch mehr Adventures gespielt habt, seid Ihr irgendwann an einem Punkt angekommen, an dem Ihr fast jedes Rätsel in irgendeiner Form mindestens einmal gesehen habt. Das ist keine Kritik an der Kreativität der Entwickler; es existieren eben nur soundsoviele Wege, um eine Tür zu öffnen, eine Wache abzulenken oder ein Auto zu reparieren. Aber genau dieser Zeitpunkt ist es, an dem sich das Augenmerk verschieben kann: Von den Puzzles im Allgemeinen auf Feinheiten wie deren Schlüssigkeit, etwaige Stolpersteine und die Länge der Laufwege etwa. Die Geschichte, ihre Charaktere und deren Dialoge rücken ebenfalls stärker in den Vordergrund.

Memento Mori scheint sich diese Phänomens bewusst zu sein, hält es seine doch ohnehin wenigen Rätsel über weite Strecken logisch, das Inventar möglichst klein und die Distanz, die Ihr einen Gegenstand mit Euch herumschleppt, noch viel kleiner. Möchtet Ihr hier in eine Wohnung, dann klappert Ihr nicht zig Personen ab und erfüllt ihre absurden Wünsche, um über zig Umwege einen Schlüssel aufzutreiben - sondern schlagt die Wohnungstür schlichtweg mit dem Feuerlöscher ein, der daneben hängt. Davon mag sich manch ein Adventure-Fan unterfordert fühlen, aber es macht das Spielen angenehmer und die Figuren sowie ihr Handeln glaubwürdiger.

Trotz genreuntypischer 3D-Engine macht die Grafik was her.

Diese Figuren, die Hauptcharaktere, hören auf die Namen Lara und Max. Tätig sind beide in der Kunstszene, wenn auch unter unterschiedlichen Voraussetzungen: Lara arbeitet bei Interpol in Frankreich, während Max früher als Fälscher sein Geld verdient hat und dieser Tage für den russischen Polizeioberst Ostankovic das Mädchen für alles spielen darf. Einmal mehr aufeinander treffen die drei, als in der Sankt Petersburger Eremitage offenbar ein Gemälde abhanden kommt, woraufhin Lara und Max mit den Ermittlungen beauftragt werden. Obwohl "zu den Ermittlungen gezwungen" wahrscheinlich die bessere Formulierung wäre.

Dass es sich dabei jedoch um keinen gewöhnlichen Kunstraub handelt, wird spätestens klar, sobald die Story beginnt, mit den typischen Kirchenverschwörungsklischées zu spielen. Menschen sterben, mittelalterliche Schriften und mysteriöse Zeichen werden analyisiert, ein Mönch spielt in dem Ganzen eine Rolle und die Nachforschungen führen Euch durch halb Europa.

Natürlich ist das albern, natürlich bekommt man manchmal Bauchschmerzen, wenn man die überwiegend von selbst ablaufenden Gespräche verfolgt oder auch nur die Motivationen der verschiedenen Parteien verstehen will. Doch Memento Mori gelingt es zum Glück, die C-Movie-Story dank der recht bodenständigen Protagonisten aufzufangen, mit denen die Identifikation leicht fällt.

Solche Effektchen gibt's leider recht selten zu sehen.

Max hält manche Situationen für ebenso albern, wie sie auf mich beim Spielen wirken. Und Lara zeigt Sorge, Angst, Unverständnis - weit entfernt von den vielen anderen, coolen, gefühllosen Silikonbräuten.

Wenn dem Titel eines wirklich durchweg gelingt, dann ist es, ein bedrückendes Gefühl zu erzeugen, eine jederzeit düster-realistische Stimmung aufzubauen. Überall wirkt alles ein bisschen heruntergekommen. Besonders in Russland ist die Armut der Bevölkerung an einigen Ecken fast greifbar und lässt die Suche nach einem Gemälde geradezu banal erscheinen.

Auch, dass Max und Lara weitgehend auf sich allein gestellt sind und die genauen Hintergründe des Kunstraubs kaum erahnen können, trägt seinen Teil dazu bei. Lediglich die versprochenen acht Endsequenzen enttäuschen, weil die Unterschiede zwischen ihnen zu gering und die Entscheidungen, aus denen sie resultieren, zu belanglos erscheinen.

Dennoch macht Memento Mori insgesamt mehr richtig als falsch. Technisch nutzt es die Fähigkeiten seiner brauchbaren 3D-Engine zwar etwas zu selten für Kamerafahrten und cineastische Schnitte und es kann weder in puncto Rätsel noch Geschichte neue Maßstäbe setzen - aber ersteres gleicht es mit einem flüssigen und frustfreien Spielablauf aus, letzteres mit seinen sympathischen Hauptcharakteren und einer überzeugenden Atmosphäre. Mögt Ihr das Setting und könnt Ihr mit dem niedrigen Schwierigkeitsgrad leben, dürft Ihr ruhigen Gewissens einen Blick riskieren.

Die Ermittlungen von Memento Mori finden bereits seit kurzem auf einem PC Eurer Wahl statt.

7 / 10

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