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Metal Gear Solid: Portable Ops

Mach's noch einmal, Snake

Es sind große Geschichten, die Hideo Kojima – der Schöpfer der Metal Gear Solid-Reihe – mit seinen Spielen erzählt. Geschichten voller Dramatik, Schmerz und manchmal sogar Liebe. Verpackt in eine spannende Spionage-Geschichte wird da schon mal über das Leben und das Schicksal philosophiert, während im Hintergrund die Welt untergeht. Ausufernde Zwischensequenzen lassen das Medium Spiel bis zur Unkenntlichkeit mit dem Film verschmelzen. Der Höhepunkt des Erzählwahns wurde dann in Metal Gear Solid 2 erreicht, bis man am Ende mehr Zeit passiv, als aktiv vor dem Bildschirm verbrachte.

Doch Kojima hat aus seinen Fehlern gelernt. Schon mit dem dritten Teil Snake Eater gelang es ihm wieder, die richtige Balance zu finden. So ist es nicht verwunderlich, dass er nach zwei ungewöhnlichen Trading-Card Ablegern das erste „echte“ Metal Gear Solid auf der PSP als direkte Fortsetzung des dritten Teils Snake Eater konzipierte. Erneut schlüpft man also in die Rolle des Naked Snake, der später als der „Big Boss“ seinem Nachfolger Solid Snake einigen Ärger bereiten wird.

Widerstandbewegung im Eigenbau

Der Kerl links im Bild ist einer unserer Untergebenen im Kampf mit den Wachen.

Naked Snake alias Big Boss wurde nach seinem Austritt bei der Spezialeinheit FOX von russischen Separatisten gefangen genommen und in Südamerika inhaftiert. Doch er kann sich befreien und stellt fest, dass abtrünnigen Russen eine brutale Massenvernichtungswaffe in ihrer Hand haben. Dabei handelt es sich um den ersten Metal-Gear-Prototypen, der irgendwo auf der kolumbianischen Insel versteckt wurde. Noch dazu wird die Truppe von einigen ehemaligen FOX-Mitgliedern angeführt. Doch Snake ist diesmal nicht alleine. In Begleitung eines amerikanischen Soldatens – Roy Chambell - , stellt er schnell fest, dass die russischen Soldaten unzufrieden mit ihren Anführern sind. Er muss das gegnerische Personal nur betäuben, in das eigene Lage bringen und lange genug bearbeiten, bis sie die Seiten wechseln. So kann Snake seine eigene, kleine Untergrundbewegung aufbauen, um den Atomwaffen-bestückten Kampfroboter aufzuhalten.

Der Spielverlauf ist im Gegensatz zu dem der Vorgängern in einzelne Abschnitte unterteilt, die auf der ganzen Insel verstreut sind. Man kann jederzeit zu einem Level zurück gehen, um zum Beispiel neue Rekruten zu besorgen oder aber spezielle Waffen zu sammeln. Zwischen den Missionen befindet man sich in einer Art Spionage-Zentrale. Hier muss man den rekrutierten Personen Aufgaben zuteilen. Neben dem Einsatzteam, mit dem Snake in den Kampf zieht, gibt es noch Spionagetrupps, Mediziner und Techniker.

Die Spionagetrupps finden versteckte Waffen oder aber auch wichtige Missionsziele. Die Mediziner heilen die Kämpfer nach dem Einsatz und die Techniker versorgen die Einheit mit Waffen und Munition. Da jede Figur unterschiedliche Eigenschaften und Spezialfähigkeiten besitzt, muss man sie ihren Talenten entsprechend richtig einsetzen. Ein entführter Speznaz-Soldat macht sich eben besser in einer aktiven Mission, als im Krankenlager.

You gonna catch them all

Die Boss-Fights mit den Supersoldaten von FOX sind wieder mit von der Partie.

Als besonderer Clou kann man Soldaten auch per Hot-Spot-Scan rekrutieren. Man muss einfach in der Nähe eines WLAN das Signal per Knopdruck verstärken und bekommt im Gegenzug einen ganz besonderen Kämpfer. Auf dem Weg zur Arbeit gelang es mir so, gleich ein Dutzend Kämpfer zu finden, für die ich im Spiel Stunden gebraucht hätte. Wer also auf der Straße einen PSP-Spieler sieht, der wie wild Knöpfe drückt und alle paar Meter einen Scan macht, muss sich nicht wundern. Fast wie bei Pokemon verfällt man geradezu in einem Wahn, auch wirklich jede Spezialfigur zu entdecken.

Durch diese Funktionalitäten ähnelt Portable Ops mehr einem Rollenspiel- oder Strategie-Titel, als einem typischen Metal Gear Solid-Abenteuer. Natürlich gibt es auch Zwischensequenzen, diese werden aber nicht in der Ingame-Engine, sondern durch Zeichnungen realisiert. Umgesetzt wurde dieser Stil durch den Zeichner Ashley Wood, der auch schon die ausgezeichnete Metal Gear Solid-Comic Reihe verantwortete. Durch kleine Animationen und Sprachausgabe gestalten sich die Comics lebendig und begeistern mit einer wirklich einmaligen Atmosphäre. Leider war scheinbar nicht genug Platz auf der UMD, um alle Gespräche zu vertonen. Doch im Gegensatz zu den ausufernden Dialogen in den Vorgängern, hat sich Kojima auch hier deutlich zurück gehalten und die Textflut ein Stück weit eingedämmt.

Gute Technik, miese Kamera

Um Soldaten zu rekrutieren, muss man sie erst betäuben und dann zum LKW schaffen.

In den Missionen selbst werden sich Fans sofort zurechtfinden. Snake und seine Verbündeten können sich frei in den abgegrenzten Arealen bewegen und der Kamerawinkel lässt sich wie in Metal Gear 3: Subsistence verändern. Leider liegt die Steuerung dafür mangels zweitem Analogstick auf dem digitalen Steuerkreuz. Besonders in Multiplayerpartien und sehr engen Einzelspieler-Leveln verliert man oft die Orientierung. Da hilft es nicht gerade, dass auch der klassische Radarmodus weg gefallen ist. Stattdessen besitzt Snake nur eine Art Sonar, der die nächste Geräuschquelle anzeigt. In Kombination mit der niedrigen Kamera ist es fast unmöglich, unentdeckt an Wachen vorbei zu kommen. Kampf ist so die deutlich bessere Alternative. Hier hilft eine LockOn-Funktion, die zwar nicht so genau wie die Ego-Perspektive ist, aber bei mehreren Gegnern einen Vorteil verschafft.

Technisch lieferte das Kojima-Team einen guten job ab. Speziell die Spielermodelle sehen fantastisch aus und müssen sich vor ihren großen Konsolen-Vorbildern nicht verstecken. Die Umgebungsgrafik wirkt hingegen manchmal etwas langatmig, weil man einige Texturen einfach zu oft sieht. Dafür spielt sich alles schön flüssig und auch die Animationen sind wie immer erstklassig. Auch beim Mehrspieler-Modus müssen Handheld-Fans nicht zurückstecken. Dank spezieller Online-Server kann man mit einer Internet-Verbindung jederzeit eine Partie starten. Die Kämpfe sind durch die nervige Kamera manchmal etwas anstrengend und es gibt auch nur zwei Spielmodi – Deathmatch und Capture the Flag - , doch für eine kleine Partie zwischendurch reicht es locker aus.

Portable Ops ist nicht eine simple Kopie des alten Spielprinzips mit einer neuen Geschichte, sondern eine perfekte Anpassung an das mobile Trägermedium und die logische Weiterentwicklung dieser epischen Marke. Mit genug Story, um den Spieler kontinuierlich bei der Stange zu halten und vielen frischen Ideen, die man vielleicht auch in Metal Gear Solid 4: Guns of the Patriots wieder sehen wird. Außerdem liefert Metal Gear Solid: Portable Ops in seiner Funktion als Vorgeschichte einige wichtige Hintergründe, um die Geschehnisse in der Zukunft besser zu verstehen. Durch die neuen Gameplay-Elemente werden aber nicht nur echte Snake-Fans glücklich. Auch Strategie- und Rollenspieler sollten einen Blick riskieren. Der taktische Einsatz der unterschiedlichen Spielfiguren und die nahezu unendlichen Kombinationen ermöglichen vollkommen unterschiedliche Spielweisen. Kojima wagte nach vielen Tippelschritten gerade bei der Handheld-Version endlich mal einen Sprung nach vorne und revolutionierte dabei das Gameplay. Wäre da nicht die nervige Kamera und die etwas triste Umgebung, gäbe es kaum etwas an dem Titel auszusetzen.

Metal Gear Solid: Portable Ops ist bereits im Handel erhältlich. Also zugreifen.

8 / 10

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Über den Autor

Kristian Metzger

Contributor

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