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Mini Ninjas

Klein, aber Dojo!

Jüngere und unerfahrene Spieler werden an diesem Sandkasten-Ansatz der vielen Möglichkeiten zweifellos einigen Spaß haben. Vor allem auch, weil die Animationen und die allgemeine Liebe zum Detail dafür sorgt, dass die Resultate der Herumspielerei fast immer sehr amüsant anzusehen sind. Zockern mit einigen Jahren Erfahrung ist das Spiel hingegen nicht nur zu leicht, ihnen fehlen einfach auch die Veranlassung und Belohnungen für derartige Experimente. Denn: Warum kompliziert, wenn es auch einfach geht?

Gut - wenn auch nicht überragend - gelungen ist IO die Gestaltung der Level. Die in zarten Pastelltönen stilisiert dargestellten Umgebungen schaffen dank ihrer breiten Schlauchform mit einigen seltenen Abzweigungen, die nie zu weit weg und meistens sogar wieder auf den richtigen Weg zurück führen, einen angenehmen Kompromiss aus Linearität und Offenheit. Egal welchen Weg ihr einschlagt und wie ihr ihn beschreitet, am Ende verlasst ihr das Gebiet immer durch dieselbe Tür. Kompakt und ausladend zugleich, sorgt das Layout der durchaus atmosphärisch umgesetzten Umgebungen für angenehmen Spielfluss ohne Leerlauf.

Doch auch hier kommt an allen Ecken und Enden wieder das verschenkte Potenzial durch: Die Mini Ninjas können sich zwar schön stilecht im hüfthohen Gras praktisch unsichtbar machen und sogar eine Art Stealth-Kill verüben - und abgesehen von der Tatsache, dass die Tarnung dann futsch ist, ist das System recht gut umgesetzt. Letzten Endes zwingt IO einen aber immer wieder beharrlich in die mit der Zeit recht eintönigen Gefechte.

Für alle bis auf den letzten Endgegner braucht's nichts weiter als QTEs.

Denn wer sich die Kämpfe sparen will, indem er die die Feinde umgeht und sich an den Patrouillen vorbei zum Ausgang schleicht, der sammelt auch keine Erfahrungspunkte. Ohne die bleiben die regelmäßigen Levelaufstiege aus, was wiederum bedeutet, dass Hiros Gesundheit und Kuji in niedrigen Ebenen verweilen.

Gefangene Tiere können Schleicher ohnehin nicht befreien (weil das Zertrümmern des Käfigs auch die Tarnung auffliegen lässt) und auch die vielen Sammelgegenstände, wie etwa Pflanzen und Pilze, Münzen oder die pro Level bis zu acht versteckten Jizo-Statuen sind bei dieser Spielweise leicht zu verpassen. Das sorgt dafür, dass man schon bald eine Staubsauger-Mentalität an den Tag legt: Rein ins Gebiet, zielstrebig Gegner auslöschen und im Kreis laufen, bis man alle Gegenstände gefunden hat. Kurz: Man erntet die Gebiete ab, anstatt sich durch ein Abenteuer zu schlagen. Das ist nicht das „Journey-Game“ mit dem authentischen eingesetzten Ninja-Mythos, das uns Game Director Petreman noch Anfang des Jahres versprochen hatte - und auf das ich mich so gefreut habe.

Ein weiteres Argument gegen das evasive Spielen liefert außerdem das manuelle Checkpunkt-System. Da man in Mini Ninjas seine Speicherpunkte in Form von Schreinen finden und von Hand aktivieren muss, verpassen Leisetreter und „Aus-dem-Weg-Geher“ diese schon mal. Was besonders ärgerlich ist, wenn man dann nach einem Bildschirmtod meilenweit zum letzten gefundenen Checkpunkt zurückgesetzt wird.

Die Waffentypen der Gegner fördern nur bedingt strategisches Vorgehen. Hier genügt ein Hiro-Feuerball.

Zur Grafik von Mini Ninjas sind in den Weiten des Netzes schon einige derbe Sprüche zu hören gewesen. Es stimmt zwar schon, dass man der Technik meilenweit ansieht, dass das Spiel in erster Linie mit der Wii als Zielplattform entwickelt wurde. Dafür ist sie auf der 360 aber immerhin sehr scharf und die meiste Zeit verdammt flüssig. Die meiste Zeit.

Gerade gen Ende gibt es einige Stellen, in denen die Grafik-Performance aus unerfindlichen Gründen einbricht. Nicht in tragischem Ausmaß, angesichts der gebotenen Qualität sind aber selbst leichte Stotterer schon ein wenig irritierend. Immerhin reißt der Stil einiges raus: Mini Ninjas ist in Sachen Animationen und Gestaltung aller Charaktere wirklich bezaubernd.

Mini Ninjas ist also ein Spiel, durch das Unsereins ohne Eile an zweieinhalb Nachmittagen durchrauscht - milde unterhalten, aber auch ziemlich angesäuert, dass es seine vorhandenen Vorzüge nicht besser ausspielt. Hätte IO die Kämpfe etwas schwieriger gehalten und eine Erfahrungspunkte-Belohnung für unentdecktes Vorgehen eingebaut, die meisten meiner Beschwerden hätten sich fast von selbst in Wohlgefallen aufgelöst: Die Wahl des richtigen Ninjas würde eine größere Rolle spielen und der Spieler wäre gezwungen, sich mehr mit Magie und Ressourcen auseinander zu setzen. Achja, und ein Koop-Modus wäre nett gewesen.

Was Spiele für Jüngere angeht, ist es trotzdem auf jeden Fall eines der besseren. Man kann seinem Nachwuchs deutlich schwächer produzierte und vor allem lieblosere Spiele in die Hand drücken. Ich bin mir sicher, dass der Einfalls- und Möglichkeitenreichtum und die humorvolle Aufmachung unter Mini-Menschen dankbarere Abnehmer finden wird.

Mini Ninjas erscheint am morgigen Tag für Wii, PS3, DS, Xbox 360 und PC.

6 / 10

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

In diesem artikel

Mini Ninjas

iOS, PS3, Xbox 360, Nintendo Wii, PC, Nintendo DS

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Über den Autor
Alexander Bohn-Elias Avatar

Alexander Bohn-Elias

Stellv. Chefredakteur

Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.
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