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Auf Samtpfoten zur Pixeljagd: Inspector Waffles ist witzige Adventure-Kost für faule Tage

Ein kleines Indie-Leckerli, das ihr vielleicht verpasst habt!

Tierdetektive sind seit einigen Jahren im Trend in der Adventure-Welt und gerade zur Zeit stehen einige in den Startlöchern, um bald die Point-and-Click-Welt mit ihren scharfen Spürnäschen zu erobern: Backbone und Nine Noir Lives kommen zum Beispiel noch dieses Jahr und einer war etwas schneller auf den Pfoten, als die anderen: Inspector Waffles von Goloso Games. Dieses nette Retro-Abenteuer rund um einen pixeligen Katzendetektiv gibt es seit Kurzem für den PC und ich habe als Adventure-Fan einmal in das kriminalistische Abenteuer hineingeschnuppert.

Inspector Waffles ist ein harter Hund, nur als Katze

Keine lange Vorrede, ein kleines Intro mit der obligatorischen Krimi-Noir Autofahrt plus düsterem Monolog des Detektivs und schon sind wir am ersten Tatort angekommen. Eine berühmte Katze namens Fluffy wurde ermordet, die ausgerechnet in so einer wichtigen Position arbeitete: Als Chef der Kartonagen-Fabrik. Eben der liegt aber tot vor seinem Haus. Aus dem Fenster geflogen, das 9. Leben verwirkt. Natürlich steuern wir mit Inspector Waffles einen unkonventionellen, emotional angeschlagenen Ermittler (ein paar Kommentare zu diesem Figurentyp gibt es übrigens in meiner letzten Adventure-Kolumne). So weit, so Noir, das Ganze ist allerdings so herrlich ironisiert, dass einem dieses Haarknäuel nicht im Hals stecken bleibt.

Waffles, nahe an der Milch-Abhängigkeit, hat natürlich eine belastende Vergangenheit, natürlich gab es einen tragischen Zwischenfall mit seinem alten Partner und natürlich muss er sich jetzt wie in einer Buddy-Cop-Komödie mit einem anderen Helfer an der Seite herumschlagen, dem Hundepolizisten Spotty, ein voll ausgebildeter Schnüffler und gutgläubig bis ins Hundebein - ich bin ja eher ein Katzenmensch, aber dieser Doggo ist einfach nur sowas von liebenswert

Waffles und Spotty, die klassische Buddy-Kombi aus scharfsinnigem Einzelgänger und naiv-liebenswertem Sidekick - wie Katzen und Hunde eben sind

Ich persönlich hätte mich bisher zumindest - wie so oft - mal wieder über irgendeine Frauenrolle gefreut, die vielleicht ein bisschen was zu sagen hat und nicht nur zickig oder aufdringlich ist, aber man kann wohl nicht alles haben und vielleicht kommt es ja noch? Es sind ohnehin Tiere, da ist das ganze ohnehin eher verfremdet.

Was besonders schnell ins Auge sticht, sind die Texte von Inspector Waffles. Spiele ohne Voice-Acting schrecken mich manchmal ein wenig ab oder sorgen bei mir nicht für die nötige Immersion, die frechen kleinen Dialoge sind hier allerdings so gut geschrieben, dass man die Figuren förmlich im Kopf hören kann. Noch dazu sind sie regelrecht geladen mit lustigen Wortspielen, Referenzen und Scherzen, so viele, dass man sich regelrecht auf die Lauer legen muss, um alle zu erwischen.

Wie Goloso Games Games das genau macht, weiß ich nicht, dazu müsste ich wohl erst einmal eine mehrstündige Spielanalyse durchführen, aber irgendwie wirkt selbst dieses Meer an unzähligen Anspielungen und Verweisen nicht krampfhaft, sondern schafft es immer, die Leichtigkeit zu bewahren und nicht in Klamauk abzurutschen (es gibt sogar einen Cameo-Auftritt eines anderen Tierdetektivs, der noch dieses Jahr auf den Computer kommt, vielleicht findet ihr ihn ja).

Mit Maus und Samtpfoten auf Mörderjagd

Durch die Welt steuert man ganz klassisch nur mit einigen Mausklicks, kein Schnickschnack und das reicht eigentlich auch. Die Rätsel bestehen aus simplen Kombinationen von Gegenständen und man wird ziemlich an die Hand genommen. Lang hängt man also nicht, höchstens wenn man zwischen all den Pixeln den richtigen nicht findet, denn Hightech-Annehmlichkeiten wie eine Hotspot-Anzeige wurden leider nicht integriert.

Es geht in Inspector Waffles also deutlich mehr um die Freude an den niedlichen Figuren, um die netten Texte und um eine Wagenladung an Wortspielen als um komplexe Rätselketten. Trotzdem bekommt man ein nettes Detektivgefühl, denn neben "Nutze X mit Y"-Aufgaben muss man auch immer wieder Informationen und Indizien im Gespräch richtig kombinieren - allerdings auch nicht allzu herausfordernd, man kann auch ein wenig herumprobieren. Das Erfolgserlebnis bleibt trotzdem: HA! Ich habe richtig kombiniert!

Die Wortspiele sind zahlreich, aber dabei angenehm mühelos

Optisch wird Detailliebe in den 2D-Stadtszenen wirklich großgeschrieben... gut, manchmal vielleicht etwas zu groß, denn im Meer aus bunten Pixeln klopft doch manchmal die Reizüberflutung an die Katzenklappe - bunt ist klasse, nur hin und wieder hat man es da vielleicht etwas gut gemeint, als würde man vor einer Katze mit ganz vielen Laserpointern herumwirbeln. Die meisten Locations machen optisch aber einfach Spaß und ihr könnt sie mit eurer Detektivkarre sogar gleichzeitig bereisen, zwischen den Pixel-Szenerien gibt es immer wieder niedliche Zwischensequenzen im Comic-Stil.

Sollte man diese Mieze adoptieren?

Gut, ob mir der liebe Inspector Waffles ewig lange im Gedächtnis bleiben wird, weiß ich tatsächlich nicht. Dafür ist der Retro-Abenteuer-Markt vielleicht zu ausgelastet, aber wer weiß - ich bin ja auch noch nicht durch. Trotzdem ist es das ideale kleine Spiel zwischendurch, um das Bedürfnis nach guter alter Pixel-Adventure-Kost zu stillen: Simple Point-and-Click-Mechaniken, detaillierte Pixelgrafik, gut geschriebene Texte und coole, jazzige Hintergrundmusik - bisher hab' ich weder Katzenhaare in der Suppe noch Flöhe im Fell entdeckt, es ist eine absolut runde Sache. Gute Voraussetzungen, um sich katzenhaft auf die Couch zu rollen und ein wenig abzuschalten. Ein Spiel für einen Sonntagabend - vielleicht sogar mit der Stubentiger auf dem Schoß.

Für diese Info muss man wohl erst den Karton öffnen!

Vielleicht ist der Katzendetektiv nicht die ultimative Preishenne oder der Zuchtbulle im Adventure-Zoo. Inpsector Waffles kommt allerdings mit so viel Hingabe zum Point-and-Click-Genre, so einer Leichtigkeit und so vielen wunderbar schlechten Wortspielen daher, dass man es einfach liebhaben muss. Brauchen wir denn immer einen heiligen Gral? Nein, manchmal tut es auch eine Schüssel Katzenfutter.

Inspector Waffles bekommt ihr für 11.99 Euro für den PC auf verschiedenen Plattformen, zum Beispiel hier bei GOG.

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Über den Autor
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Judith Carl

News-Redakteurin

Judith Carl ist Volontärin für News und Social Media bei Eurogamer.de. Judith hat Medienwissenschaften studiert. Sie streamt begeistert am liebsten Rollenspiele und Adventure Games auf Twitch. Ihre weiteren Leidenschaften sind LARP, Pen and Paper, und Trash-Filme.

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