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Modern Warfare 2 lässt die Muskeln spielen: Nicht nur das fotorealistische Amsterdam begeistert

Die IW9-Engine auf den Current-Gen-Konsolen.

Alle paar Jahre erreicht die Call-of-Duty-Serie einen neuen technischen Meilenstein. Es ist ein definierbarer Moment, in dem Entwickler wie Infinity Ward einen klaren Bruch mit dem Vorgänger vollziehen. Der Modern-Warfare-Reboot von 2019 war genau das. Die IW8-Engine lieferte einen enormen Schub bei der Geometrie, ein neues Beleuchtungsmodell, aktualisierte Physik, Materialien und ein Streaming-System für großflächige Karten. Es war ein Durchbruch für die Serie, der im letzten Jahr in Vanguard weitergeführt und für das neue Modern Warfare 2 noch einmal verbessert wurde. Die nun als IW9 bezeichnete, von Infinity Ward entwickelte Engine bietet eine Fülle von Verbesserungen, darunter atemberaubendes Charakter-Rendering, eine verbesserte Wassersimulation und KI-Upgrades. Allerdings ist es die wunderschöne Nachbildung von Amsterdam, die für Schlagzeilen gesorgt hat - und das zu Recht.

Die Story von Modern Warfare 2 lässt die IW9-Engine ihre Stärken hervorragend veranschaulichen. Jede Mission ist wirklich ein Showcase, der jeden der neuen visuellen Tricks auf eine Art und Weise in den Vordergrund stellt, wie es die Multiplayer-Modi nicht können. Jeder Schauplatz steigert sich von Level zu Level: von Schießereien, während ihr auf dem Kopf steht, bis zum Springen zwischen explodierenden Autos, vom Ausweichen vor Containern auf einem schaukelnden Tanker bis zum Schwimmen in den Amsterdamer Grachten bei Nacht - die Vielfalt ist enorm.

Ein großes Highlight ist die Mission "Recon By Fire", in der wir sehen, wie die IW9-Technologie eine riesige, weitläufige, neblige, grüne Landschaft darstellt. Sie spielt ihre Stärken perfekt aus. Jegliche Linearität wird zugunsten eines offeneren Designs über Bord geworfen. Ihr könnt Dialoge auswählen, entscheiden, welche Punkte ihr zuerst angreifen wollt. Und ihr bestimmt, wie ihr es tut: heimlich oder wild um euch feuernd. Es ist die klassische Mission "All Ghillied Up" aus Call of Duty 4, die in eine neue Generation übertragen wurde, eine brillante Neuerfindung mit mehreren Möglichkeiten, sie in Angriff zu nehmen. Und auch wenn es einige Missionen gibt, die nicht mehr ganz so willkommen sind - vor allem der Beschuss von oben in "Close Air" -, so treffen diese Abschnitte doch meistens ins Schwarze.

Die einprägsamste Mission - visuell gesehen - ist der mittlerweile legendäre Amsterdam-Level. Es ist ein ruhiger Story-Abschnitt, ein Moment der Ruhe zwischen der bombastischen Action des Spiels. Wenn man durch das Rotlichtviertel schlendert, ist jedes kleine Detail der realen Welt entnommen: die Schilder der Cafés, die Fahrräder, die den Kanal flankieren, die Straßenmarkierungen. Selbst die Proportionen der Backsteinstraßen, der bogenförmigen Brücke und des Turms der Alten Kirche sind genau bemessen. Es gibt zwar Ausnahmen, aber das Team von Infinity Ward verwendet Photogrammetrie, um die meisten realen Materialien - jeden Ziegelstein, jedes Restaurantschild - zu erfassen und ihre Eigenschaften in die Spiel-Engine zu übertragen. Diese Informationen fließen in die Beleuchtungs-Engine ein und spielen eine große Rolle dabei, realitätsgetreue Ergebnisse zu erzielen.

Vielleicht noch bemerkenswerter ist die schiere Genauigkeit des Maßstabs dieses Amsterdam-Levels. Die Darstellung der Amsterdamer Straßen in MW2 wirkt wie eine so direkte Übersetzung der Realität, dass es sogar möglich ist, die beiden miteinander zu vergleichen - im Maßstab 1:1 - und das ist ein Hauptaugenmerk in dem oben eingebetteten Video (und vielen Dank an Melhi Korkmaz für die Bereitstellung des Materials aus Amsterdam). Ja, es gibt offensichtliche Unterschiede: NPCs sind immer noch weit davon entfernt, menschliches Verhalten effektiv einzufangen, während die Screen-Space-Reflexionen zu artefaktanfällig sind, um die Art und Weise einzufangen, wie das Licht tatsächlich auf regennassem Mauerwerk reflektiert wird. Infinity Ward bewegt sich hier immer noch im Cross-Gen-Gebiet, nicht einmal die PC-Version profitiert von den Raytracing-Reflexionen, die den Realismusgrad um so vieles erhöhen würden.

Die Kampagne läuft auf der PS5 und Xbox Series X von Anfang bis Ende mit fast 60 fps. Die Serie S (hier abgebildet) ist jedoch weniger stabil. Anspruchsvollere Szenen bewegen sich im Bereich von 50 bis 60 Bildern pro Sekunde mit spürbarem Tearing.

Jenseits von Amsterdam zeigt die frühe Mission "Wetwork" die neue Wassertechnologie von IW9, bei der ihr in ein simuliertes Gewässer eintaucht und es als eine Form der Tarnung nutzen könnt, um Wachen auszuschalten. Die Wellen und Kaustik des Wassers, das auf die Bucht trifft, sind gut umgesetzt und in späteren Missionen könnt ihr sogar auf Wachen schießen, während ihr in einem wilden Abschnitt flussabwärts schwimmt. Aber auch hier gilt: SSR sind auf der Konsole sehr präsent, mit all den zu erwartenden Artefakten bei den Reflexionen.

Vergleiche zwischen den drei großen Konsolen - PS5, Series X und S - sind an dieser Stelle eher eine Fußnote. Das Engine-Setup von Modern Warfare 2 hält sich auf der PS5 und der Series X an dynamische 4K, mit seltenen Einbrüchen in der Pixelanzahl unter dem Top-End-Ziel. Visuell gibt es ansonsten keine Unterschiede zwischen den beiden Premium-Konsolen, sodass es sich um eine direkte Übereinstimmung handelt. Auf der Series S gibt es dynamische 1440p, wobei die Pixelzahl auf 2250x1440 fällt, wie bei der üblichen Skalierung nur auf der horizontalen Achse. Im Vergleich zwischen der Junior-Xbox und der Series X gibt es nur geringfügige Änderungen bei den Einstellungen, die sich auf die Grasdichte und die Schattenqualität auswirken. Aus visueller Sicht sind alle drei zwar sehr robust, aber die leistungsstärkeren Geräte bieten mehr Stabilität und eine bessere Bildqualität.

Die PS5- und Series-X-Versionen erreichen beide im Standard-60Hz-Modus felsenfeste 60 Bilder pro Sekunde. Nur ein Teil einer bestimmten Mission (der Einsturz einer Brücke) verursachte bei einem Durchgang auf der Series X Probleme, beim zweiten Durchspielen auf der Microsoft-Hardware lief es problemlos und auf der PS5 gab es überhaupt keine Probleme. Auch die Series S läuft im Allgemeinen gut, obwohl bei der einstürzenden Brücke ein Einbruch auf 50 Bilder pro Sekunde zu verzeichnen ist, begleitet von Tearing am oberen Rand des Bildschirms. Die Series S ist insgesamt weniger stabil und zeigt zum Beispiel zu Beginn der Wetwork-Mission ein nahezu konstantes Tearing. Die Performance ist auf der Einstiegsversion der Xbox immer noch sehr gut und man kann die Kampagne auf diese Weise problemlos durchspielen. Der einzige andere nennenswerte Unterschied in Bezug auf die Perfomance ist, dass die PS5 vollständig mit V-Sync läuft, was bedeutet, dass überhaupt kein Tearing auftritt.

Der 120-fps-Modus der Kampagne ist auf keiner der Konsolen eine sichere Sache. Die PS5 und die Series X liefern jedoch ein gutes Erlebnis auf einem VRR-Bildschirm, obwohl die Verbesserungen auf der Series S gegenüber dem 60-Hz-Angebot marginal sind.

Der optionale 120-Hz-Modus ermöglicht, wie zu erwarten, eine Performance von bis zu 120 fps, ist aber vielleicht eher für Nutzer eines VRR-Bildschirms geeignet. Eine saubere Anzeige von 120 fps ist auf allen Konsolen selten und beschränkt sich auf einfachere interne Bereiche, während größere, anspruchsvollere Levels auf der PS5 und der Xbox Series X tendenziell mit 80 fps laufen. Microsofts leistungsstarke Konsole läuft in den meisten Szenen mit einem marginalen Vorsprung gegenüber der PS5 - insgesamt mit etwa 5 fps -, obwohl es Punkte gibt, an denen sie die Führungsposition tauschen. Die Series S bietet in diesem Modus nur begrenzte Vorteile und läuft in der Regel 30 bis 40 fps langsamer als ihr leistungsstärkeres Gegenstück.

Insgesamt sind die technischen Fortschritte in Modern Warfare 2 vielleicht weniger revolutionär als im ersten Reboot von 2019. "Iterativ" ist eine faire Beschreibung, ähnlich wie die Fortschritte in Call of Duty Vanguard, obwohl es hier einige klare Highlights gibt. Amsterdam ist im Hinblick auf das Tempo eine willkommene Abwechslung, es ist ein langsamerer Moment, der es dem Spieler erlaubt, Infinity Wards technisches Können in sich aufzunehmen.

Das ist umso beeindruckender, wenn man bedenkt, dass Modern Warfare 2 von Grund auf so konzipiert ist, dass es auf der PlayStation 4 gut läuft. Ich bin also gespannt, wie sich die Last-Gen-Versionen schlagen werden, erste Eindrücke deuten auf spürbare Abstriche bei den Details und eine deutlich weniger stabile Framerate hin. Es scheint aber zu funktionieren, was mich zum Nachdenken bringt: Wenn Infinity Ward ein so gut aussehendes Cross-Gen-Spiel abliefern kann, ist ein neues COD, das ausschließlich auf moderne Hardware abzielt, ein absolut verlockendes Angebot. Ich hoffe, dass wir das im nächsten großen Serienteil zu sehen bekommen.


Call of Duty: Modern Warfare 2 wurde im Oktober 2022 für PC, PlayStation 5, Xbox Series X/S, Xbox One und PlayStation 4, es ist der insgesamt 19. Teil der erfolgreichen Call-of-Duty-Reihe von Activision Blizzard.

Aufgrund verschiedener Aspekte musste das von Infinity Ward entwickelte Spiel einiges an Kritik einstecken. Kritisiert wurden etwa der verzicht auf politische Kommentare sowie Rechtfertigungen für Geheimdienstoperationen. Die Actionsequenzen seien wiederum abwechslungsreich, allerdings auch eher gehaltlos. Für unsinnig hielt manch einer die Einführung neuer Dialogoptionen.

Die Kampagne bietet zwar einige Highlights, allerdings auch mit schwankender Qualität. Ansonsten ist das Spiel einmal mehr wenig offen und führt eher durch schlauchartige Levels, um die Action zu fokussieren. Trotz aller Kritik wurde aber auch Modern Warfare 2 wieder zu einem erfolgreichen Teil der Reihe.


Im englischen Original von Thomas Morgan, Senior Staff Writer, Digital Foundry

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