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MONARK - Test: Auf in die dunklen Ecken der Psyche

Monark bietet keinerlei Action, der Rest ist reine Kopfsache.

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Für tiefe Strategiekämpfe muss die Abwechslung und Dynamik von Monark leiden. Dafür gleichen Musik und Atmosphäre den Gesamtspaß wieder aus.

Als Monark letztes Jahr angekündigt wurde, geschah dies immer mit einem offenen Hinweis auf die Konstellation des Entwicklerteams. Dass mehrere Mitarbeiter der ersten Shin Megami Tensei Spiele für Monark mit dem Entwicklerteam (Lancarse Ltd.) am Drehbuch und in der Produktion mitwirkten, schien ein wichtiger Selling Point zu sein. Die ehemaligen MegaTen (Megami Tensei)-Mitarbeiter haben nämlich normalerweise nichts mit den Spielen aus dem Hause NIS (Nippon Ichi Soft) am Hut.

Eine neue Zielgruppe richtete daher ihre Aufmerksamkeit auf Monark und primär auf die Zusammenarbeit mit Aya Nishitani, dem Autor der ersten MegaTen Bücher. Auf diesen fußt das riesige Universum um Shin Megami Tensei durch welches vor allem Persona später Erfolg haben sollte. Es ist also verständlich, dass die Leute mit einer gewissen Erwartungshaltung an den neuen Titel herangehen. Einem Spiel, welches sonst als klassische Mischung aus JRPG und Rundenstrategie durchgehen würde, die man aus dem Hause NIS gewohnt ist. Wie sich Monark dabei schlägt, seht und hört ihr im folgenden Video:

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Vielleicht wäre Monark ohne den SMT-Stempel besser dran, denn das Einzige, das sich hier überschneidet, ist die Schule und eine metaphysische Welt mit düsteren Geschöpfen. Die eigentliche Geschichte folgt einer neuen Prämisse: Sieben Todessünden, die wir nach und nach als Kämpfer für unsere Seite freischalten, formen den Charakter des Protagonisten und der gesamten Atmosphäre.

Wie im Video bereits veranschaulicht, bietet Monark tiefe Auseinandersetzungen mit der Psyche und dem Kampfsystem - dafür aber leider nicht viel Abwechslung. Dieses Defizit spiegelt sich in der repetitiven Umgebung, den Rätseln, Kampf-Arealen und der eingerosteten Bewegung, die außerhalb der Schulräume mit einer festen Kamera verstärkt wird, wieder. Doch die gruselige Atmosphäre, ein angenehmer Zeitdruck und vor allem der besonders gekonnte Soundtrack bringen auf anderen Ebenen eine gewisse Dynamik ins Spiel. Zudem beleben viele NPCs mit richtigen Persönlichkeitstests den emotionalen Bezug zum Titel, was dazu führt, dass Monark nie so richtig langweilig wird.

Der erstklassige Soundtrack erreicht in den Bosskämpfen seinen Höhepunkt: Hier arbeitet die Produktion des Spiels mit einem Label für junge Musiker (Kamitsubaki Records) zusammen, auf deren Tracks sich in jedem Level erneut Vorfreude einstellt. Auch die Atmosphäre, die der Blick in diese menschlichen Abgründe erzeugt, ist eine Stärke von Monark. Manchmal schaut man so tief in die Seelen dieser Figuren, dass eine Inhaltswarnung angebracht wäre. Selbst Anime-Grafik kann Themen wie Suizid und Missbrauch nicht erträglicher machen und das ist vom Spiel durchaus so beabsichtigt.

Einige Szenen in Monark überraschen mit den düsteren Themen, die genau wie der mysteriöse Nebel über der Shin Mikado Akademie hängen.

Die Performance auf der Switch stößt dagegen schon in den ersten Stunden an ihre Grenzen: Flackernde Texturen, plötzliche FPS-Einbrüche und glitchende Bilder in den Zwischensequenzen. Das positive Gegenstück bildet bereits die Demo auf der PlayStation 5: Alles läuft hier deutlich besser. Die Texturen sind scharf, kein einziger Glitch und die Bildrate läuft stabil. Da bleibt nur die Hoffnung auf einen Patch.

Visuelle Macken lassen sich getrost übersehen, sobald man sich in der Strategie verliert. Diese fängt mit der Verteilung der Fähigkeitspunkte an und hört mit der Verwaltung der MAD-Skala (Verrücktheit) auf. Dazwischen liegen kreisförmige Bewegungsareale der Figuren auf dem Kampffeld und die Wahl zwischen Attacken, Fähigkeiten oder Rundenübergaben an eine verbündete Figur. Auch die gängigen Statusänderungen wie Charm, Gift und Co. können über Sieg oder Niederlage bestimmen.

Das Kampfsystem steckt voller Ideen, die die Mischung zwischen Strategie und JRPG aufblühen lassen. Sei es, dass man durch Fähigkeiten levelt, oder seine Statusänderungen mit Verbündeten und Feinden zugleich teilen kann oder die Kontrolle über den Charakter verliert, sobald er seinen Verstand verliert. Es gibt so viele neue Möglichkeiten, dass sie einerseits überfordern, aber andererseits neugierig machen.

Die Kämpfe in Monark sind alles andere als leicht. Doch wer sich mit den strategischen Aspekten des Regelwerks beschäftigt, wird reichlich belohnt.

Monark Test: Fazit

Monark bewegt sich kein Stück aus der Nische der Anime-Strategie-Spiele, obwohl die Zusammenarbeit mit dem alten MegaTen-Team einen anderen Eindruck erweckt haben mag. JRPG-Fans, die hier leichte Kost erwarten, könnte die Gewichtung der Strategie zudem schockieren. Auch die fehlende Abwechslung im Leveldesign und die schlechte Performance lassen den Titel unzugänglicher erscheinen, als er eigentlich ist. Die Erwartungshaltung, die durch das Marketing geweckt wurde, tut dem Spiel keinen Gefallen. Lässt man sich auf Monark jedoch als losgelösten Titel ein, so wird man schnell belohnt: Der Zwang, über jeden Knopfdruck nachzudenken, die Verteilung von Fähigkeiten und die Bewältigung der MAD-Skala machen mit jedem Sieg zunehmend mehr Spaß. Mehr Punkte, höhere Ränge und Ausrüstung, welche sich visuell stark vom sonst unglaublich repetitiven Design unterscheidet, gewinnen rasch an Bedeutung. Die Ideen und Rätsel verstecken sich zwar in einer monotonen Verpackung, dafür gibt es einen unfassbar guten Soundtrack und eine einzigartige Atmosphäre. Die Erzählung sorgt außerdem mit den ständigen Persönlichkeitstest für interessante Perspektiven in die dunklen Ecken der menschlichen Psyche.

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

In diesem artikel

Monark

PS4, PS5, PC, Nintendo Switch

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Über den Autor
Ana Kudinov Avatar

Ana Kudinov

Video Editor

Ana macht bei Eurogamer.de seit 2020 die Video-Redaktion. Sie streamt in ihrer Freizeit und spielt viel Strategie- und Indiespiele am PC - kann aber grundsätzlich mit jedem Genre und jeder Konsole etwas anfangen. Ana liebt es sich über Japan und Anime zu unterhalten und verbringt dementsprechend auch viel Zeit mit JRPGs und anderen Besonderheiten aus dem asiatischen Raum.
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