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MX vs. ATV Reflex

Gewicht spielt manchmal doch eine Rolle

Ich suche immer nach neuen Möglichkeiten, meine persönliche Spielerfahrung bei Rennspielen zu verbessern. Wer hat denn schließlich schon das Geld für einen echten Sportwagen? Wann immer also ein Rennspiel eine realistische oder zumindest intensive Cockpit-Perspektive besitzt, bin ich Feuer und Flamme. Umso interessanter ist somit die Ego-Ansicht in MX vs. ATV Reflex. Spielt sich eigentlich total umständlich, ist aber etwas, was man mal probiert haben sollte. Wenn ihr die Helmkamera-Videos von Motocross-Fahrern kennt, dann wisst ihr, auf was ich anspiele. Reflexe sind dabei sicherlich nicht alles, was diese Jungs benötigen.

Reflexe sind dafür aber ein gutes Stichwort, denn die größte Neuerung bei MX vs. ATV Reflex, das bereits Anfang des Jahres für Xbox 360 und PS3 erschienen ist, ist die so genannte Reflex-Steuerung. Damit kontrolliert ihr Fahrzeug sowie die Haltung des Fahrers mittels der beiden Analog-Sticks am Gamepad beziehungsweise per Tastatur und Maus getrennt voneinander. Für ein Rennspiel, das sich fernab einer realistischen Fahrphysik bewegt, erfordert dieses System wahrlich erst eine gewisse Eingewöhnungszeit. Hat man den Dreh aber raus, möchte man diese Technik nicht mehr missen. Gefühlvoll legt ihr euch im perfekten Radius in die Kurven, nehmt den Schwung bei Gefällen mit und richtet Fahrer wie auch Gefährt bei den mitunter atemberaubenden Sprüngen perfekt aus.

Ich bleibe dabei: Ich liebe Schnee. Nicht nur in Videospielen.

Klappt die Landung doch mal nicht so wie sie es eigentlich sollte, bewegt ihr den rechten Analog-Stick schnell in die auf dem Bildschirm angezeigte Richtung, damit euer Fahrer nicht die Haltung verliert. Letztere Neuerung nimmt ein wenig den Frust der Vorgänger, da so ein größerer Spielraum für Fehler bei den unzähligen Sprüngen herrscht. Gut so, denn über die viel zu aggressive Gegner-KI ärgert man sich nämlich bereits genug.

Es wird geschubst, gedrängelt und geschoben, als gäbe es kein Morgen mehr. Ohne Rücksicht auf Verluste fahren die Gegner Querfeldein in euer Fahrzeug, landen gerne auf eurem Kopf oder ziehen euch beim Hinterherfahren einfach mal das Hinterrad weg. Besonders ärgerlich wird das wenige Meter vor dem Ziel, da aufgrund des leichten Gummibandeffekts das Feld meist dicht beieinander bleibt und ihr somit schnell die verlorene Zeit wieder aufholt. Unverständlich allerdings, dass meist ihr den Kürzeren zieht und euch im Dreck findet, während der Unfallverursacher pfeifend davon rauscht.

Umso befriedigender ist es dann, wenn man mal selbst die Brechstange auspackt oder die KI bei mehr oder weniger nachvollziehbaren Fahrfehlern beobachtet. Manchmal fahren die Kollegen nämlich tatsächlich in die falsche Richtung und biegen beispielsweise rechts anstatt links ab. Über Schäden muss man sich hingegen keine Sorgen machen: Bei den MX-Maschinen sowie den ATVs wird maximal die Lederkluft des Fahrers schmutzig, bei den Buggys, UTVs und Trucks fallen hingegen nur ein paar Teile ab, mechanischen Schaden gibt es keinen, was bei der rabiaten Gangart aber auch besser so ist. Dafür klingen fast alle Maschinen, als hätten sie nur zwei verschiedene Tonarten spendiert bekommen: Vollgas und Stillstand. Im Falle der Buggys kann man sogar von einem Rasenmäher sprechen. Nervt nicht nur, sondern tut auch in den Ohren weh.

Was Buggys und Trucks in einem Spiel namens MX vs. ATV suchen, habe ich zwar noch immer nicht verstanden, ich kann allerdings behaupten, dass sich die Rainbow Studios mit dieser Quantität an insgesamt sieben Rennklassen keinen großen Gefallen getan haben. Es ist zwar nett, während der etwas schnöden Karriere, in der ihr von Rennen zu Rennen reist und das Preisgeld ins Tuning oder neue Vehikel investiert, ab und an etwas anderes zu Gesicht zu bekommen, spielerisch fallen die geschlossenen Fahrzeuge gegenüber ihren beiden kleinen, wendigen Pendants aber deutlich ab. Schuld hierfür sind das nahezu nicht vorhandene Fahrzeuggewicht sowie die fehlende Möglichkeit, ordentlich zu driften. Man probiert es in jeder Kurve immer wieder, in der Hoffnung es irgendwann doch mal zu schaffen – kein Vergleich zum bereits betagten Flatout.

Die Vehikel hinterlassen Fahrspuren, die ihr für mehr Grip nutzen könnt, spielerisch aber keinen allzu großen Einfluss haben und eher ein optisches Gimmick darstellen.

Interessant ist hingegen der Vergleich beim Omnicross, in dem alle Fahrzeugklassen gleichzeitig antreten und so ihre Vorteile gegeneinander ausspielen. Am meisten Freude hatte ich bei den Supercross-Veranstaltungen, bei denen ihr in riesigen Arenen und Hallen unterwegs seid, angelehnt an reale Wettbewerbe dieser Art.

Absolut uninspiriert und fast schon reine Zeitverschwendung ist die Freie Fahrt, bei der ihr irgendwo in der Pampa abgesetzt werdet, Wälder, Küsten und andere Landschaften erkundet und nach kleineren Aufgaben wie Checkpoint-Rennen oder Aussichtspunkten Ausschau haltet. Letztere werden übrigens nicht am Kompass markiert und müssen somit umständlich gesucht werden. Online und auch nur online darf ebenfalls gerast werden, eine umständliche Lobby inklusive. Spiele werden ausschließlich per Matchmaking gesucht. Wer Freunde einladen will, öffnet entweder ein privates Spiel oder lädt diese nach dem Betreten des zufällig gesuchten Spiels ein. Abgesehen davon liefen die Online-Proberunden nahezu lagfrei ab.

MX vs. ATV Reflex ist fast schon wie ein kleines, hässliches Entlein. Es sieht nicht sonderlich spektakulär aus, hängt mit seinen mittelprächtigen Texturen und dem teilweise auftretenden Tearing sogar dem älteren Pure hinterher, überzeugt dafür aber umso mehr auf der Piste. So ungewohnt das Zusammenspiel der beiden Analog-Sticks anfänglich erscheinen mag, umso spaßiger ist das Erlebnis, wenn man sich an diese Mechanik erst einmal gewöhnt hat. Ich persönlich möchte dieses System bei Motocross- beziehungsweise ATV-Rennspielen nicht mehr missen, auch weil jeder Sprung so zu einer neuen Herausforderung wird. Einmal das Gewicht des Fahrers falsch verlagert, landet dieser vielleicht quer und damit mit dem Gesicht auf dem Boden. Ärgerlich sind hingegen die viel zu aggressive KI sowie die in meinen Augen unnötige Implementierung der anderen Fahrzeuge. MX vs. ATV Reflex ist nicht frei von Fehlern und mit viel Luft nach oben, aber trotzdem eine spaßige Angelegenheit. So viele Alternativen gibt es auf dem PC schließlich nun auch wieder nicht. Fragt sich nur, weshalb die Portierung so lange auf sich warten ließ.

MX vs. ATV Reflex ist für rund 30 Euro im Handel erhältlich. Eine Online-Aktivierung ist Pflicht, dann läuft das Spiel aber auch ohne konstante Internetverbindung.

7 / 10

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In diesem artikel

MX vs. ATV Reflex

PS3, Xbox 360, PSP, PC, Nintendo DS

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Über den Autor
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Jens Sobotta

Contributor

Jens, angehender Germanist und seit 2002 notorischer Spiele-Kritiker und Kritisierer, liebt das NTSC-J-Format und Autos, die ganz, ganz oft im Kreis fahren.

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