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Naughty Bear

Blutrausch im Teddybärenland

Wenn Rubi ihren Knackarsch im Blutrausch durch die Luft wirbelt und auf der Schnellstraße von Autodach zu Autodach springt, sind das Szenen, die man nicht vergisst. Szenen des trashig-überzogenen Action-Gemetzels WET. Vielleicht habt auch ihr euch vergangenes Jahr in den augenzwinkernden Grind-House-Humor der Macher verliebt und euch über die zensierte deutsche Fassung geärgert? Schnee von gestern, jetzt legt Entwickler A2M nach. In einem neuen Genre und mit einem für Jugendschützer unverdächtigen Hauptdarsteller. Was bleibt, ist der schwarze Humor, der sich als blutroter Faden durch das gesamte Spiel zieht.

In Naughty Bear spielt ihr einen Teddy. Aus der Verfolgerperspektive. Und das ist hier nicht nur eine technischer Ausdruck, sondern Programm. Eure Aufgabe ist es, anderen Teddys aufzulauern, sie zu quälen und in den Bärenhimmel zu befördern. Denn die Kollegen waren gemein zu eurem Stoffbär und grenzen ihn aus – nur weil er keine Lust auf Gruppenkuscheln hat, etwas missmutig ist und sein Fell verranzt aussieht.

Ihr habt schon ganz recht, falls ihr das trotz der knuddeligen Spielfiguren für wenig kindgerecht haltet. Bei Naughty Bear handelt es sich eindeutig um ein auf eine gereifte Zielgruppe zugeschnittenes Schleichspiel mit derben Gewalteinlagen. Statt Blut fließt zwar bloß Füllwatte, doch euer Teddy lässt in Bezug auf sadistische Intermezzi wenig anbrennen. Die Entwickler selbst bezeichnen das als „Glücksbärchis treffen Freitag, der 13te“. Das trifft in der Tat die Situation, die euch in der Vorabversion des Spiels erwartet. Ihr wollt Beispiele? Aber gerne.

Bereits der Erzähler klingt wie die Stimme im Kopf eines Massenmörders: „Auf der ganzen Insel kannst du hübsche scharfe Waffen und andere Gegenstände finden, mit denen du hübsch gemein sein kannst.“ Tja, sein Pech, dass dieser andere Bär namens Fluffy soeben eure Bude mit Steinen beworfen hat.

Aus seinem Versteck sondiert Naughty Bear die Lage.

Ihr verlasst eurer Haus, schleicht euch von hinten an den Mitbären an und erschreckt den Burschen mit erhobenen Armen und einem Booo-Schrei. Danach setzt ihr seinem Dasein mit einer Latte und einigen gezielten Hieben ein Ende. „Jetzt geh da raus und erteile den anderen eine Lektion“, heizt euch der Erzähler an. Das lasst ihr euch nicht zweimal sagen …

Ziel des Spiels ist immer, euch so unartig wie möglich zu verhalten. Das gibt Punkte und schaltet neue Gebiete frei. Wobei „unartig“ dabei im Grunde nicht das passende Wort ist. Ihr seid der Teufel höchstpersönlich! Gegen euren Teddy ist Chucky die Mörderpuppe ein Schmusekätzchen. Wenn er nicht bloß eine Videospielfigur wäre, würde euer Bär das Blut seiner Feinde aus den Schädeln ungeborener Robbenbabys trinken. Garantiert. Anders formuliert: Naughty Bear ist verdammt cool! Euren Trieben dürft ihr zunächst bei einer Wahlkampf-Party nachgeben. Die schmeißt Plüsch-Kollege Chubby, der sich zum Bürgermeister eurer Insel wählen lassen möchte. Sein Wahlprogramm: „Tötet Naughty!“ Es heißt also: Ihr oder er. Sein Problem.

Zuerst müsst ihr euch in den Abschnitt vorarbeiten, in dem Chubby residiert. Dafür braucht ihr 150.000 Punkte. Punkte bekommt ihr für alle Gemeinheiten, die ihr verübt. Je fieser ihr vorgeht, desto mehr Punkte. Kombiniert ihr die Sachen, hagelt es dank Multiplikatoren garantiert hohe Punktzahlen. Mit diesem Wissen im Hinterkopf, hockt ihr im Gestrüpp vor einer Holzhütte und tarnt tarnt euren Flauschkörper währenddessen mit einem Zweig vor neugierigen Blicken.

Für fiese Naturen: Auf anderen herum hacken.

Besonders schlau sind eure Opfer nicht. Es empfiehlt sich, die Lage genau zu sondieren, denn Naughty Bear ist kein Augen-zu-und-durch-Spiel. Den nächsten Abschnitt zu erreichen, erfordert planvolles Vorgehen. Erst recht, wenn ihr dabei noch die Bonusziele erfüllen wollt. In dem Fall wäre das, fünf Wahlplaketten zu vernichten. Die sammelt ihr auf beziehungsweise entfernt sie von den leblosen Körpern ihrer Träger, um sie dann zu verbrennen oder in der Toilette herunterzuspülen.

Euer Detektiv-Einsatz in den Büschen ergibt, dass sich im Haus vergnügte Bären tummeln. An der Vordertür wartet ein Grill auf Steaks und Würstchen. Luftballons zeugen von guter Laune. Nicht mehr lange! Als erstes schnappt ihr euch eine Bärenfalle und platziert das Gerät vor der Fahrertür des geparkten Wagens. Das hindert später verängstigte Bärchen an der Flucht. Doch noch ahnen die Partygäste nichts von ihrem Unglück. Durch das Fenster seht ihr die Knuddeltiere im Haus herumlaufen. Zeit für den Erstschlag. Ihr manipuliert den Stromkasten hinter dem Haus. Drinnen fällt das Licht aus. Als einer der Bären nachschaut, lauert ihr dem Burschen auf und hämmert seinen Kopf in die Drähte. Bär Nummer 1 lebt nicht mehr. Noch hat keiner den Verlust bemerkt. Auf zum zweiten. Rund 250 Arten fies zu sein existieren angeblich.

In diesem artikel

Naughty Bear

PS3, Xbox 360

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Über den Autor

Joachim Hesse

Contributor

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