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Ninety-Nine Nights 2

Ach, wenn ich doch nochmal jung wäre...

Es gibt eine definitive Variante, an dieses Spiel heranzugehen - und die heißt Musik. Auf der PlayStation musste ich bei jeder Mission in Gunship 2000 noch die CD nach dem Laden wechseln, um dann zu den Klängen von Jefferson Airplane über den Nahen Osten herzufallen. Dank der Möglichkeit der Xbox 360, CDs zu rippen und dann nebenbei abzuspielen, muss man gar nicht mal mehr so viel Aufwand betreiben. Einfach einen Schwung neuer Metal-CDs einwerfen, die man schon immer mal in Ruhe hören wollte, und als Hintergrundberieselung Ninety-Nine Nights II – im weiteren N3II – starten. Schon werden die Geek-Träume von 16-Jährigen zu am Pad greifbarer Realität. Ist das das ideale Qualitätsmerkmal für ein generell gutes Game? Nun, da kommen wir in schwierigeres Terrain...

Konamis N3II folgt nicht nur seinem eigenen Vorgänger, sondern wandelt auf gut – insbesondere von KOEI – ausgetretenen Pfaden. Massenschlachten mit japanischen, chinesischen oder wie hier fantastischen Helden gibt es seit vielen Jahren und kaum ein Genre widersetzt sich so hart der Natur der Dinge, eine wie auch immer geartete Evolution durchzulaufen. Das muss nicht schlimm sein, solange es Spaß macht. Und mit einem komischen Typen inklusive Riesenschwert durch eine Hundertschaft gesichtsloser Feinde zu wischen und Vernichtung regnen zu lassen, kann die Beschreibung für einen guten Sonntag Nachmittag sein. Wenn man es denn richtig macht.

Generell tut N3II dies sogar. In weiteren Sinne. Nur vergaßen die Entwickler wohl, dass Gegner auch in dieser Art von Spiel nicht nur anwesend sein müssen, um sich als solche zu definieren. Man erwartet auch ein gewisses Maß an Opposition. Mehr als nur den gelegentlichen, unmotivierten Schwertstoß nach einigen Sekunden. Stellt ihr euch in diesem Spiel in die Masse an Feinden, umringen sie euch hundertfach, in größerer Zahl als in praktisch jedem anderen Game des Genres. So dicht wie nie zuvor und so passiv wie nie zuvor.

Das gilt für Leicht sowieso, auf Mittel ändert sich das nicht und auch auf Hart verursacht dieser eine Hieb zwar mehr Schaden, häufiger ausgeführt wird er jedoch nicht. Ein riesiger Mob tänzelt unsicher um euch herum und harrt angsterfüllt seinem sicheren Ende, um euch durch den Tod Erfahrungspunkte schenken zu können. Ohne diese würdet ihr einfach ungehindert hindurchlaufen, sie stehen lassen und schnell genug werdet ihr genau das tun. Einfach weiter zum nächsten Missionsziel, wozu all das unnötige Massaker.

N3II ist indes kein einfaches Spiel, ganz im Gegenteil. Der durchschnittliche Mob kann euch praktisch nichts anhaben, einige spezielle Gegnerformationen verstehen sich jedoch wunderbar darauf, euch in den Staub zu schicken, und zwar so schnell hintereinander, dass ihr keine Gelegenheit findet, mehr auf die Beine zu kommen. Nehmt zum Beispiel eine Art riesige Mücke – könnten auch böse Feen sein, bin mir nicht ganz sicher. Sie verschießt Eis, Feuer oder Schock. Gegen ein oder zwei davon könnt ihr optionale Resistenzen in Form von passiven Skills aufbauen, die das Gröbste abfangen, der Rest erwischt euch gnadenlos. Habt ihr Glück, feuern alle auf einmal, ihr landet im Dreck, rappelt euch auf und könnt zumindest ansatzweise zum Gegenangriff übergehen, bevor die nächste Runde folgt.

Was jedoch viel häufiger der Fall sein wird, ist ein versetzter Angriff. Die erste Welle erwischt euch, ihr könnt euch für Sekunden nicht rühren. In dieser Zeit machen die anderen weiter, immer leicht versetzt, sodass ihr einfach nicht auf die Beine kommt. Im schönsten Fall werdet ihr immer weiter zurückgeworfen, bis in eine Ecke an der Wand, die Kamera kapituliert, irgendwas wird anzeigt und ihr habt keine Ahnung mehr, was eigentlich mit euerem Helden passiert. Noch effizierter in dieser Richtung stellte sich ein Mob von drei oder vier Riesen heraus, die zu euch stürmen und euch dann mit Bodenschocks zu Fall bringen. Dem Ersten entgeht ihr vielleicht durch einen Sprung, bei der Landung hat euch der Nächste. Diese Attacken folgen schnell und bevor ihr wieder halbwegs Land gewonnen habt, ist die Hälfte der Lebensleiste futsch. Eine größere Frustration als wehrlos von der KI vermöbelt zu werden findet man nur selten.

Dieses Manko wiegt um so schwerer, als dass es innerhalb einer Stage keine Speicherfunktion und nur sehr wenige Rücksetzpunkte gibt. Habt ihr angefangen, müsst ihr es beenden oder von vorn starten. Angesichts des Umstandes, dass so ein Level einen, einige Toden inklusive, schon mal ein, zwei Stunden in Beschlag nehmen kann, eine ziemliche Unverschämtheit. Eine Funktion, das Spiel zu unterbrechen und genau an der Stelle fortzusetzen, wäre eigentlich Pflicht. Und nur, um eine harte Passage kurz vor dem Boss zu erreichen, noch einmal die Hälfte der Stage spielen zu müssen, weil sich dort der einzige Rücksetzpunkt befindet und alles zwischen hier und Tod Fleißarbeit ohne Herausforderung darstellt, halte ich für eine unverfrorene Gängelei.

Gut für N3II, dass einige Dinge dafür sprechen, es trotzdem noch einmal zu versuchen und nicht den Controller in die Ecke zu feuern. Oder, wie in meinem Falle, ihn dort wieder vorzuholen. Da wäre zum einen die Optik. Sicher, von einem rein technischen Standpunkt wird hier zwar mehr als bei den letzten KOEIs geboten, aber auch nur knapp. Es läuft flüssig, egal was und vor allem wie viel auf dem Screen passiert und das Design der riesigen Fantasy-Bauten kitschiger Korea-Schule sieht einfach nett aus. Gewaltige Schlosshöfe, Lavafelder und ein Friedhof im Jenseits. Nett, abwechslungsreich und man möchte schon sehen, was als nächstes kommt.

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

In diesem artikel

Ninety-Nine Nights 2

Xbox 360

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Über den Autor
Martin Woger Avatar

Martin Woger

Chefredakteur

Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.
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