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Nintendo, ich bin kein kleines Kind! - Kommentar

Was ist passiert? Wieso behandelt man mich plötzlich genau so?

Ich denke, es ist langsam an der Zeit, dass wir ein großes Problem von Nintendo ansprechen. Nein, nicht den aktuellen Spielemangel auf der Wii U, den sie innerhalb des nächsten Jahres sicherlich korrigieren. Vielmehr ist es ein Problem der Anerkennung von mir als ernsthafter Spieler. Statt mich als solchen zu sehen, scheine ich jedes Jahr mehr in die Rolle eines unmündigen Kleinkindes gedrängt zu werden.

Der Startpunkt dieses Problems ist Super Mario Galaxy 2. Wer sich das Spiel gekauft hat, war sicherlich über die beigelegte DVD verwundert, auf der Nintendo das Spiel erklärt. Bei einer komplizierten Mech-Simulation, die euch Dutzende Manöver ausführen lässt, könnte ich diesen Schritt noch nachvollziehen. Aber bei einem Mario-Titel? Sind Sprünge eine derart abstrakte Handlung, dass man sie nicht von alleine begreifen kann und erklärt bekommen muss?

So muss es dann auch nicht sein.

Vielleicht sah man ein, wie übertrieben die DVD war, da man das Konzept später nicht weiter verfolgte. Außer bei den Konsolen. Als ich The Legend of Zelda: Skyward Sword erneut spielen wollte, legte ich die Disc in meine Wii U. Zuerst einmal durfte ich fünf Nachrichten überspringen, die mir den simplen Wechsel von zwei Menüs erklärten. Im Anschluss bekam ich beim Start des Spiels ein Video zur Wii Motion Plus präsentiert, das ich vollkommen vergessen hatte. Ist es wirklich notwendig, neben der normalen Anleitung noch ein Video zu produzieren? Ich wollte doch nur Skyward Sword spielen.

Niemand wird vergessen. Keiner soll zurückgelassen werden. Jeder erhält seine Chance, selbst wenn dadurch alle die gleichen Erklärungen zehnmal hören müssen. Ich wusste, dass der Titel einen mit seinen Tutorials nicht in Ruhe lässt. Auch das Händchenhalten war noch gut in meiner Erinnerung vorhanden. Trotzdem war ich erschüttert, für wie dumm man mich und den Rest der Kundschaft offensichtlich hält. Jeder kleinste Schritt muss mir ausführlich erklärt werden. Verzweifelt suchte ich eine Option zum Überspringen. Stattdessen bekam ich erneut Erklärungen zu Dingen, die ich bereits zehn Minuten zuvor gelernt hatte.

Hilfe, die keiner wollte.

Wie kann das sein? Was ist bei Nintendo plötzlich für ein Umdenken erfolgt? Haben sich so viele Leute über die Spiele beschwert? War ihnen der Schwierigkeitsgrad zu hoch? Ehrlich gesagt kann ich das kaum glauben. Ich könnte es verstehen, hätte es beispielsweise vor Skyward Sword nur die beiden NES-Zeldas gegeben. Obwohl ich besonders die Freiheit im ersten Spiel der Serie schätze - ihr dürft ihr die acht Dungeons in beliebiger Reihenfolge bewältigen, falls euch danach ist - waren sie in vielen Punkten schlicht zu kryptisch. Irgendwo einen Baum unter vielen anzünden, damit ihr eine Höhle freilegt? Solche fiesen Taktiken gehören zu Recht der Vergangenheit an.

Selbst die Toilette konnte nicht mehr helfen.

Aber schon im dritten Anlauf erzielte Nintendo Perfektion. The Legend of Zelda: A Link to the Past ist frei von diesen Momenten und verzichtet dennoch auf jegliche Tutorials. Stattdessen wirft man euch direkt in das Abenteuer und zeigt euch anhand einer interessanten Introsequenz die Spielmechaniken. Selbst mit sieben Jahren hatte ich damals keine Schwierigkeiten oder fühlte mich jemals überfordert. Bei meinen Freunden verhielt es sich gleich.

Folgt man der Veröffentlichung weiterer Zelda-Titel, zeichnet sich ein ähnlicher Aufbau ab. Mit Ocarina of Time erfolgten durch den 3D-Umschwung mit neuen Mechaniken kleinere Tutorials, die aber nie erdrückend wirkten. Zudem lies man euch anschließend in Ruhe. Bei Skyward Sword hielt ich es nur knapp vier Stunden aus, bevor ich meinen Controller ablegen musste. Nachdem ich aktiv auf das Verhalten der übertriebenen Einführungen achtete, konnte ich das eigentliche Spiel nicht länger genießen. Warum darf ich diesen ganzen Dreck nicht überspringen? In Ocarina of Time bin ich beim zweiten Durchgang auch innerhalb von zehn Minuten am Deku-Baum und damit bereits im ersten Dungeon.

Muss das sein?

Halten Nintendos Entwickler ihre Kunden wirklich für so unselbstständig? Eine Ausbreitung der Tutorial-Seuche zeigte sich in Luigis Mansion 2, bei dem ich über jedes Manöver noch einmal zwangsaufgeklärt wurde, NACHDEM ich die Ausführung selbst gelernt hatte. Gleiches Spiel in Mario & Luigi Dream Team Bros. Es ist schrecklich nervenaufreibend und verwandelt ein eigentlich großartiges Spiel in eine grausame Erfahrung. Dann legt von mir aus wieder eine DVD zum Spiel, falls ich nur so meine Ruhe haben kann. Oder besser: Baut die Tutorials wie früher in die Anfangsphase ein, ohne dabei ständig das Spiel anhalten zu müssen. Nicht mehr so einen übertriebenen Mist, wie ich ihn bei Skyward Sword ertragen musste.

Nintendo, ich verstehe euch nicht mehr.

Es macht mir Angst für die Zukunft. Ich stelle mir nämlich die Frage, wie Nintendo seine eigene Zielgruppe sieht. Sie hatten mit der Wii einen Glücksgriff gelandet und lockten damit neue Spieler an, die sich zuvor selten oder gar nicht mit dem Medium beschäftigten. Gehen sie davon aus, dass sie diese Gruppe auch auf dem 3DS und der Wii U halten und vergrößern können, wenn es nur genug Anleitung beim Spiel gibt?

Sollte es so sein, halte ich es für einen Fehler, der am Ende mehr Kunden kosten wird als er einbringt. Vielleicht lag es aber auch an missglückten Fokustests, bei denen einige Leute ein wenig länger als gewollt an einer Stelle festhingen, mehrmals starben und ihren Frust deutlich zeigten. Leider ist es aber zwar nicht unmöglich aber sehr kontraproduktiv ein Spiel idiotensicher zu machen. Einen gibt es immer, der aus der Reihe fällt und bei Super Mario Bros. wütend den Fernseher anschreit, weil er nur nach links rennt. Aber alle anderen zu nerven, indem man sie fünfzigmal darauf hinweißt, dass es nach rechts geht, immer und immer wieder, ist auch keine Lösung.

Spiele haben einen gewissen Lernprozess, der zu ihrer Erfahrung dazugehört. Verdeutlicht die Mechaniken anhand einer gute Einführung und lasst uns danach einfach spielen. Man kann es nicht jedem Recht machen. Aber wir sind nicht dumm, weder die Core-Gamer noch die Casuals. Aber behandelt uns so - was schon der Schluss ist, zu dem man bei mancher Bevormundung kommen kann - und wir müssen uns eine Spiele-Ecke suchen, in der wir für voll genommen werden. Also, bitte, weniger Tutorial, mehr Spiel und alles ist wieder gut. So einfach kann es sein.

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Björn Balg

Freier Redakteur

Freier Autor und wahrscheinlich der letzte Mensch ohne einen Facebook-Account. Liebt Trash und verbringt zu viel Zeit mit dem Ansehen von Katzenvideos.

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