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Nintendo macht Twitter-Schlagzeilen, aber keine Guten: Benefiz-Joy-Con zu Ehren von Etika verboten

Update: Der Schöpfer macht weiter mit neuem Design

  • Nintendo erntet starke Kritik in den sozialen Medien
  • Das Unternehmen verbot einen Benefiz-Joy-Con zu Ehren von Etika
  • Auch für das Verhalten bezüglich eines Online-Turniers wird Nintendo kritisiert

Update vom 10. Dezember 2020: Vor kurzem hatte der Bastler CptnAlex auf Etsy eine Unterlassungserklärung von Nintendo erhalten, dass er seine Joy-Con-Hülsen mit Etika-Thema nicht mehr weiter für wohltätige Zwecke verkaufen dürfe - vermutlich, weil das Wort "Joy-Con" und das Switch-Split-Logo darauf abgebildet war. Der Bastlet hat sich allerdings noch nicht einkriegen lassen, hat das Design leicht verändert und damit zumindest das erste Spendenziel erreicht.

Bereits Anfang dieser Woche deutete Schöpfer Alex an, dass er eine neue Version der Etika-Hüllen veröffentlichen wolle, nur ohne den Schriftzug "Joycon Boyz" und das Switch-Logo darauf - dabei handelte es sich vermutlich um die beiden geschützten Marken, wegen denen Nintendo die ursprünglichen Designs verbieten ließ. CptnAlex gab allerdings noch nicht auf und richtete eine neue Spendenrunde ein, um die Produktion des geänderten Designs zu finanzieren. Die belaufen sich auf ca. 6.375 Euro (umgerechnet), was bedeutet, dass man die Hürde von 4.139 Euro, die zur Finanzierung der ersten Produktionsschritte gesetzt wurde, deutlich überschreiten konnte.

Die Hüllen kosten 35 Dollar pro Set, wobei 30 Prozent an die JED Foundation (eine amerikanische Wohltätigkeitsorganisation für psychische Gesundheit und Selbstmordprävention für junge Erwachsene) gehen und der verbleibende Betrag allein die Produktionskosten decken soll. Es handelt sich dabei also nicht um ein Projekt mit Profitanspruch, sondern ist in erster Linie gemeinnützig.

Da in letzter Zeit offenbar auch einige Falschmeldungen über die Einnahmen und Ausgaben gab, sprach ich mit Alex persönlich, der die Zahlen bestätigte und zudem erklärte, dass sich die Produktionskosten für jedes Set ungefähr auf insgesamt 9,50 bis 10 Dollar inklusive Versandkosten belaufen, dazu kommen gebühren an die Kreditkartenfirma und die Crowdfunding-Plattform. Mindestens 10 Dollar sollen aber dennoch bei jeder verkauften Hülle an JED Foundation gehen, so Alex.

Die Unterlassungsaufforderung von Nintendo und Alex' Projekt sorgten neben einigen Diffamierungen aber auch für ein großes, positives Echo in den sozialen Medien. Einige ermutigten dazu, im Gedenken an den verstorbenen YouTuber Etika an die JED-Stiftung zu spenden. Wieder andere planten Livestreams für wohltätige Zwecke für die Stiftung bereitstellen wollen. Es sieht so aus, als könnte aus der ursprünglich angespannten Situation doch noch etwas Gutes und Produktives entstehen. Die Spendenaktion ist mittlerweile zwar geschlossen, wer sich aber an dem Projekt in irgendeiner Form beteiligen will, kann sich die fertigen neuen "Eticons" holen, sobald das Design fertig ist.

Ursprüngliche Meldung vom 8. Dezember 2020:

Mit den sogenannten "Eticons" wollte CptnAlex auf Etsy eigentlich nur Joy-Cons zu ehren des YouTubers Etika für wohltätige Zwecke verkaufen. Nintendo war damit allerdings nicht einverstanden: Der Online-Shop erhielt eine Unterlassungserklärung für alle Joy-Con-Designs auf seiner Seite - auch die besonderen Controller-Hüllen wurden verboten.

Alex erhielt offenbar eine Mitteilung vonseiten des Unternehmens, dass seine Produkte aus rechtlichen Gründen aus dem Shop entfernt werden müssten, wobei die Gründe dafür etwas undurchsichtig waren: "[Nintendo] hat mir zwar nicht genau gesagt, warum jedes Design heruntergenommen wurde, aber sie haben eine Liste der Urheberrechte beigelegt, gegen die meine Designs verstoßen haben, und das Wort Joy-Con stand auf dieser Liste", berichtet der Shop-Betreiber auf Reddit, "Dies [der Eticon] ist mein einziger Entwurf, auf dem das Wort Joy-Con steht, also ist es offensichtlich das, worauf es sich bezieht."

Der Bastler benannte seine Etikons nach Desmond "Etika" Amofah, einem beliebten und für seine Nintendo-Inhalte bekannten YouTuber, der sich im Juni 2019 das Leben nahm. Als Teil einer erfolgreichen Spendenkampagne wurden die Controller-Hüllen verkauft, um Geld für die JED-Stiftung zu sammeln. Dabei handelt es sich passend zu Etika um eine Wohltätigkeitsorganisation für psychische Gesundheit für Teenager und junge Erwachsene in den USA. Bis Dezember letzten Jahres hatte die Initiative über 10.000 Dollar für wohltätige Zwecke gesammelt.

Der Grund, warum auf den Etikons das geschützte Wort "Joy-Con" abgebildet war, ist ein Verweis auf die sogenannten "Joycon Boyz", den Namen von Etikas Fangemeinde. Nach Angaben von CptnAlex sind aktuell noch etwa 30 bis 40 Sets übrig, die er wahrscheinlich in Zukunft bei einer Convention verschenken, aber nicht für wohltätige Zwecke verkaufen kann. CptnAlex hat inzwischen jedoch mitgeteilt, dass er über eine Neuauflage seiner Hüllen mit einem veränderten Design nachdenke, auf dem das geschützte Wort Joy-Con und das bekannte Switch-Split-Logo nicht abgebildet sind. Zwar ist es traurig und erscheint wie Verschwendung, dass Alex mit seinen fertigen Designs nun keine Spenden mehr einnehmen kann, ein geschütztes Logo auf ein Produkt zu drucken ist allerdings immer mit gewissen Gefahren verbunden.

Auf YouTube ansehen

Nintendo hätte allerdings auf die wohltätigen Bemühungen von CptnAlex auch anders reagieren können, das sehen zumindest viele in der Gaming-Community so. Auf Twitter trendet "#Nintendo" beispielsweise mit negativer Publicity: Es hagelt von vielen Seiten Kritik am Vorgehen des Unternehmens. Obwohl Nintendo theoretisch im Recht war, eine Urheberrechtsverletzung zu verfolgen, waren viele Fans verärgert über die Entscheidung, eine Wohltätigkeitsinitiative zu blockieren - vielleicht hätte man auch einfach mit ihr zusammenarbeiten können?

Nintendo sorgte in den letzten Wochen allerdings nicht nur deshalb für Aufregung. Das Super-Smash-Bros-Turnier "The Big House" gab erst kürzlich bekannt, dass die Online-Veranstaltung im Dezember abgesagt werden müsse. Grund dafür war ein Einspruch von Nintendo, weil man den Slippi-Mod von einem Drittanbieter im Rahmen des Events verwenden wollte. Diese Software ist dafür da, dass man Super Smash Bros. Melee online zocken kann und sollte es ermöglichen, bei dem Turnier Hygiene-Abstände während der Corona-Pandemie einzuhalten, anstatt im selben Raum zu spielen.

Nintendo erklärte selbst dazu, man habe sich mit den Organisatoren des Turniers in Verbindung gesetzt und diese gebeten, das Turnier abzusagen. "Sie weigerten sich und ließen Nintendo keine andere Wahl, als einzugreifen, um sein geistiges Eigentum und seine Marken zu schützen", hieß es dazu.

Im Protest gegen diese Aktion von Nintendo wurde der Hashtag "#FreeMelee" in den sozialen Medien verbreitet. Dem Twitter-Account von Kommentator Slimy zufolge verwendeten viele der Top-Teams, angeblich sogar ca. 30 Prozent, beim Turnier "Splatoon 2 North American Open" eine Anspielung auf den Hashtag im Gruppennamen. Damit wollte man Solidarität für die abgesagte Veranstaltung zeigen. Als dann der Livestream des Finales auch noch wegen "unerwarteter Herausforderungen bei der Umsetzung" abgesagt wurde, vermuteten viele in der Community sofort eine Einmischung von Nintendo. Das sorgte für noch mehr Verärgerung, auch wenn eine Beteiligung des Unternehmens bisher gar nicht bestätigt ist.

Zusammen mit Alex' Joy-Con-Verbot katapultierten all diese Zwischenfälle Nintendo auf Twitter mit ca. 191.000 Tweets (zum Zeitpunkt dieser Meldung) in die Schlagzeilen - sicher handelt es sich dabei aber auch nicht nur um Kritik.

All das reichte aber aus, viele Gegenreaktionen hervorzurufen, die sich auf den sozialen Plattformen über die Geschäftsentscheidungen von Nintendo beschweren. Das Verbot von Alex' Joy-Con-Hülsen für wohltätige Zwecke scheint den Unmut bei vielen aber besonders in die Höhe getrieben zu haben - rechtliche Grundlage hin oder her.

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Über den Autor
Judith Carl Avatar

Judith Carl

News-Redakteurin

Judith Carl ist Volontärin für News und Social Media bei Eurogamer.de. Judith hat Medienwissenschaften studiert. Sie streamt begeistert am liebsten Rollenspiele und Adventure Games auf Twitch. Ihre weiteren Leidenschaften sind LARP, Pen and Paper, und Trash-Filme.
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