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Ocean's Heart: Wenn man Zelda: Link to the Past haben will, aber eben ein klein wenig anders

So modern wie nötig, so retro-kuschelig, dass einem warm ums Herz wird.

Zweite Chancen sind wichtig, denn beim ersten Anlauf kann was schiefgehen. Da kann schon mal die Steuerung haken, die Waffe eher zufällig mit Monstern connecten und alles auch sonst eher ruppig laufen. So denn bei Ocean's Heart gesehen, als ich voller Vorfreude eine Pre-Early-Access-Versionauf PC installierte. Ärgerte mich kurz, dass das alles nicht so lief, sagte freundlich dem Entwickler Bescheid, dass ich aktuell noch die Finger davon lasse und mal wieder reinschaue, wenn es etwas weiter und polierter daherkommt. Aus den Augen, aus dem Sinn, wieder aufgetaucht im Sale auf der Switch. 11 Euro? Gib her. Mal schauen, was daraus wurde, super sieht es ja aus.

Tut es auch wirklich. Wie die inoffizielle Fortsetzung zu Zelda: Link to the Past, die auf dem späten Super Nintendo hätte erscheinen sollen. Oder das gute Shining-Force-Action-Adventure, das SEGA nie auf die Reihe brachte. Liebevoller kleiner Pixel-Tile-Look, schöne Farben, was will man mehr. Nun, offensichtlich eine gute Steuerung, Pixel-Interaktions-Politur, eine schlüssige Tastenbelegung und eine praktische Menüstruktur. Womit ich alles erwähnt hätte, was in Ocean's Heart passierte, seit ich es das erste Mal spielte.

Gut zuhören, denn Questmarker kennt Ocean's Heart nicht.

Das Ergebnis ist jetzt ein wundervoller kleiner Zelda-16-Bit-Klon der besten Art. Ihr habt eine große, geschickt verbundene Welt mit zwei Dutzend optisch unterschiedlicher Gebiete. Diese sind alle klein, wirklich auf dem Niveau eines 16-Bit-Titels, aber das ist nicht schlimm. Wenn ich endlos wandern will, habe ich heut zig Spiele zur Auswahl. In jedem Gebiet gibt es ein oder zwei Mikro-Dungeons, dazu kommen ein paar große mit ein paar Puzzles. Nichts davon ist auf Zelda-Niveau, aber es ist clever genug, um gut zu unterhalten.

Da wir aber das Jahr 2022 und nicht 1995 haben, gibt es auch ein paar Dinge, die damals erst noch erfunden werden mussten. So etwa der etwas höhere RPG-Anteil. Dieser verzichtet zwar auf Erfahrungspunkte, aber mit Materialien, die ihr in der Regel Quest-basiert findet, verbessert ihr Waffen und Rüstung. Damit werden dann alte Gebiete nach und nach zum Spaziergang und neue erschließen sich langsam.

Spielt sich richtig gut. Kein Vergleich zu meinem verfrühten Erstkontakt mit Ocean's Heart.

Spannend ist die generell offene Struktur. Abgesehen von den vielleicht etwas zu mächtigen Monstern, für die ihr noch ein wenig aufrüsten müsst, steht euch die Welt mehr oder weniger offen. Das führte dazu, dass ich mich selten um die Hauptquest kümmerte, sondern immer dort abbog, wo ich noch nicht war, Zeugs fand, mit dem ich noch nichts anfangen konnte und erst später etwas strukturierter vorging. Das war dank eines netten Questlogs, das euch zwar ungefähr sagt, worum es geht und in welcher Gegend was passieren könnte, aber nicht mit der Nase drauf stößt. Questmarker gibt es exakt so viele wie in Zelda: Link to the Past, aber die paar Hinweise nehme ich dann doch gern.

Ein paar Dungeons dürfen nicht fehlen, erwartet jetzt aber nicht zu viel.

Wo es ein wenig scheitert, das ist am Ende der Schwierigkeitsgrad. Wenn ihr erst einmal ein paar mehr Herzen habt und ausreichend Heil-Items, dann marodiert ihr durch Bosse einfach durch. Diese haben zwar hier und da ein paar solide Angriffsmuster, aber wenn der Gegner jederzeit pausieren und sich fast beliebig heilen kann, dann hat man als fieser Bösewicht wenig Chancen. Das senkt ein wenig die Befriedigung, was geschafft zu haben, aber dann wiederum spiele ich sonst fast ausschließlich Elden Ring. Kann auch damit zusammenhängen und Ocean's Heart Schwierigkeitsgrad ist schlicht normal. Auch der Soundtrack ist jetzt nichts, was weiter auffällt. Ist nett, passt, tut nicht weh, kann mich jetzt an nichts mehr erinnern.

Ach so, ja, Story... Vorhanden? Piraten überfallen das heimatliche Dorf und man geht auf die Suche nach ihnen, was das jetzt sollte und ob mehr dahintersteckt. Ist okay und mit der langweiligste Aspekt, sobald Textzeilen auftauchen. Das sind die kleinen Nebenquests, die mitunter etwas ins flapsige abdriften, schon besser. Aber nein, wer großes Drama oder so sucht, der muss woanders gucken. Zumindest ist es kein Problem, den Nebenquests zu folgen, da es ein simples Schnellreisesystem gibt: in jedem der Dörfer gibt es einen Pier, von dem aus ihr euch in jeden anderen Hafen schippern lassen könnt. Das reduziert das Backtracking auf ein notwendiges Mindestmaß.

Was ist es, was tut es und warum glüht es immer noch, obwohl der Boss erledigt wurde? Kleine Puzzles sind über die ganze Welt verteilt.

Aber von solchen Dingen abgesehen ist Ocean's Heart ein wundervoller kleiner Retro-Trip, der sich genau so viel Moderne gönnt, wie es braucht, um einen heute uneingeschränkten Spaß haben zu lassen. Wenn ihr also so etwas wie Link to Past haben wollt, aber eben nicht genau Link to the Past: Hier ist es, es ist klasse und die 15 Euro, die es jetzt kostet, ist es allemal wert! So, jetzt spiele ich das neue Cotton-Shoot'em'up. Ein Satz, den ich nie gedacht hätte, mal zu schreiben. Aber dann wiederum habe ich gerade das neue Turtles-Spiel gehabt und vor Kurzem das neue Wind Jammers gespielt. Meine Hass-Liebe zu Nostalgie und Retro steht mal wieder auf einem harten Prüfstein. Egal, spielt Ocean's Heart, ist super.

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Martin Woger Avatar
Martin Woger: Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.