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One Piece: Pirate Warriors - Vorschau

Glück für Ruffy und Co: Auf eine Pirateninvasion waren die Dynasty Warriors nicht vorbereitet.

Die One-Piece-Lizenz ist aktuell eines der stärksten Zugpferde Namco Bandais: 655.000 Exemplare verkaufte der neueste Brawler der Reihe in diesem Frühjahr allein in der ersten Woche in Japan. Doch das ist nicht allein der zugkräftigen Marke geschuldet. Wo vor nicht allzu langer Zeit vergleichbare Franchises noch von günstig produzierter Stangensoftware flankiert wurden, erwischt Ruffys neues interaktives Piratenabenteuer mit tollem Aussehen, einer Alles-geht-Attitüde der besten Sorte und einem debilen Grinsen im Gesicht selbst Anime-Ignoranten auf dem falschen Fuß.

Schnell merkt man: Das hier, das ist was Gutes - hier saß jemand im Chefsessel, der sich auf fließend-effektvolle Massenkeilereien versteht. Die mäßig ausfallende Überraschung: Tecmo-Koei, die Macher der Dynasty-Warriors-Reihe, liehen dem PS3-Debüt der Strohhüte ihr Know-How. Allerdings hat Monkey D. Ruffys spezielles Talent etwas an sich, das zu dem Spielprinzip, sich überbordenden Piratenrudeln in den Weg zu stellen, beinahe noch besser passt, als zu Schlachten mit pseudo-historischem Hintergrund. Seine Gum-Gum-betriebenen Stretch-Gliedmaße wirbeln einfach in unnachahmlich durch die Feindesreihen.

Spielerisch und visuell kann Tecmo-Koei dank der ausgefallenen Talente Ruffys aus dem Vollen schöpfen. Man hat tatsächlich das Gefühl, den Anime zu schauen, so einfallsreich und herrlich choreografiert dreht, dehnt und schleudert der Gummijunge Hände und Füße umher. Ein befriedigendes, sattes und doch sehr schnelles Prügeln, bei dem ein schöner Spielfluss aufkommt. Natürlich geht es eher derb buttonmashig zu, wenn ihr Ruffy Kombos der Marke viermal Quadrat, einmal Dreieck vollführen lasst, aber das Resultat der überzogenen Schlagfolgen und die Reaktionen der Feinde darauf sind so vielfältig und einfallsreich, wie man das von der Marke zu Recht erwarten durfte.

Egal, ob Monkey seine Hand wie einen tonnenschweren Luftballon aufbläst, um ihn dann als Morgenstern kreisen zu lassen oder ob er sich selbst in eine Gummikugel verwandelt, um heranrauschende Raketen abzuwehren: Hier spielt das Auge mit und regelmäßig ertappt man sich selbst dabei, wie man auch vor der Glotze Ruffys versteinertes Maximal-Grinsen aufsetzt. Aus ähnlich humorigen Gründen überzeugte auch meine Bossbegegnung mit einem Pacifista: ein über sechs Meter großer humanoider Roboter mit Hut, schwarzer Lockenmähne und furchteinflößender Statur. Ach, und nicht zu vergessen: Lasern, die aus seinem Rachen schießen. Der Ablauf des Effektgewitters gab sich klassisch, war dank der optionalen Feindaufschaltung gut zu kontrollieren und sah durch die urkomischen, fließenden Animationen wirklich exzellent aus.

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Der unkomplizierte Prügelfluss wird hier und da durch Zwischensequenzen mit minimaler Spielerbeteiligung in zahmen Quick-Time-Events unterbrochen, die als reines Filmchen vermutlich etwas besser rübergekommen wären. Es ist ein bisschen schade, dass die beachtliche Lebhaftigkeit der Zwischensequenzen, die in ihrem Ablauf und ihrer Ästhetik auch der MGS4-Version von Raiden wohl noch ein anerkennendes Nicken abringen würden, durch derart lapidares und zeitlich über die Maßen großzügiges Geklicke leiden muss. Es ist ein wenig alibimäßig und gleichgültig implementiert. Lieber würde man sich ganz als Zuschauer den kreativen Exzessen hingeben - und das sage ich als jemand, der diesen spielerisch eher dünnen Reaktionstests oft eigentlich recht aufgeschlossen gegenübersteht.

Neben dem "Main Log", in dem ihr die Handlung des Animes nacherlebt, gibt es mit "Another Log" einen zweiten Modus, der euch in die Haut von vielen von Ruffys Freunden steckt. Samt eigener Moves und eigener Geschichten. Hinter dem Story-Mode verbirgt sich unterdessen ein Sub-Plot, den die Macher eigens für das Spiel erdachten. Vom Umfang her dürfte dieses Paket die allermeisten Freunde des Materials zufriedenstellen.

Dem ersten Eindruck nach gewinnt das Spiel aber in erster Linie tatsächlich durch seine Qualität Herzen. Es fühlt sich erstaunlich flockig an, ist spitzenmäßig präsentiert und wird damit dem Ausgangsmaterial und der Plattform, auf der es veröffentlicht wird, gleichermaßen gerecht. Schön zu sehen, dass auch Spiele für die jüngere Klientel nicht mehr alleine von der Zugkraft ihrer Marke leben müssen. Im Gegenteil. Hier stecken offenkundig weit mehr Spaß am - und Liebe für - den Stoff hinter dem markanten Label, als man eigentlich von einem Titel erwartet hätte, der sich so frech-piratig bei Dynasty Warriors bedient.

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Alexander Bohn-Elias

Stellv. Chefredakteur

Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.

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