Böse Menschen gibt es überall!: Persona 5 Strikers - Test
So viele Items hab ich noch nie gekauft..
Fast ein Jahr ist es nun her, dass Persona 5 Scramble: The Phantom Strikers in Japan erschienen ist. Hier können wir uns nun auf die Lokalisierung mit englischer Sprachausgabe und deutschen Untertiteln am 23. Februar unter dem Namen "Persona 5 Strikers" freuen! Meine ersten Eindrücke zum ersten Level habe ich ja hier bereits geschildert, aber ganz besonders freue ich mich nun darauf, euch diesen abschließenden Test zum Spiel vorzulegen.
Auf der Switch ist es der erste Titel aus Atlus' Persona Reihe, wenn man denn bei "Catherine" und "Tokyo Mirage Sessions #FE Encore" nicht so genau hinschaut. Genau diese Switch-Version der Phantom-Diebe wurde an dieser Stelle getestet. Gleich zu Beginn kann ich euch verraten, dass ich unfassbar viel Spaß mit Strikers hatte, gerade weil ich kurz vor dem kompletten Durchgang auch Persona 5 Royal gespielt hab. So fiel es mir natürlich leicht, direkte Parallelen zu ziehen. Keine Sorge, den einzigen Spoiler im Artikel habe ich gekennzeichnet. Den Test mit visueller Veranschaulichung der richtig schönen Szenen gibt es direkt hier im Video:
Take Over: Was sie mit Fire Emblem können, können sie auch mit Dynasty Warriors
Auch nach dem kompletten Durchgang von circa 45 Stunden bleibe ich dabei, dass die Musou Mechaniken zwar dezent vorhanden sind, ich Persona 5 Strikers aber nicht in diese Schublade packen wollen würde. Das hat zum einen natürlich den Grund, dass Strikers die Persona Elemente, wie eine Charaktere-Übergabe, All-Out Attacken, "Show Time" und auch das klassische Stärken und Schwächen Prinzip der Personas gegeneinander ausspielt. Zudem gibt es immer noch das Persona-Fusions-System inklusive auswechselbarer Personas für Joker. Zum anderen spricht der Aufbau der Dungeons und die Tatsache, dass es sich nicht um reine Echtzeitkämpfe handelt, eine weitere große Rolle, Strikers' eigenes Gameplay hervorzuheben. Ja, nach Musou schreit es aus den Trailern, aber ist es noch Dynasty Warriors, wenn ich die Fähigkeiten der Gruppe durch einen Knopfdruck einsetzen kann, der die Massenschlachten anhält? Je nachdem in welchem Dungeon ich mich gerade befinde und je nach Gegnergruppe, muss ich zudem auch die Konstellation meiner Vierergruppe überdenken. Nehme ich Psi, Agi, Kouha und Garu ins Team oder setze ich doch auf Buffs und Life Drain?
Das erinnert mich alles an das bereits erwähnte "Tokyo Mirage Sessions #FE Encore", in dem ebenfalls die Gameplay-Elemente von Fire Emblem mit dem Persona System etwas vollkommen Neues ergaben. Bei Strikers kommt mit so einer Fusion auch noch mehr Dynamik ins Spiel. Das empfand ich als äußerst angenehm. Die Dungeons sind zudem, wie bereits aus den klassischen Teilen gewohnt, mit ein paar kleinen Rätseln gefüllt und auch unser Drittes Auge, darf zur Beweisfindung nicht fehlen! Jeder Dungeon wird nachträglich mit mal kürzeren, mal längeren Story-Sequenzen belohnt und nach besonders anstrengenden Gegnern darf man sich auf besonders schöne Animationen im Anschluss freuen!
Management durch ganz Japan: Nicht nur die Spielmechanik ist neu
Das Zeitmanagement fällt in Strikers komplett weg. Wir sehen zwar, dass unser Team sich am Kalender orientiert, aber planen, mit welchem Dungeon, welchen Freunden oder ob wir uns lieber mit DVDs und Spielen in Jokers Zimmer vergnügen, müssen wir nicht mehr. Eine weitere Sache, die damit wegfällt, sind die Arkanas. Stattdessen gibt es Bindungen.
Diese kleinen Aufwertungen funktionieren verdammt gut und wenn man seine Punkte strategisch nutzt, erleichtern sie Mid-Boss-Kämpfe, die gerne mal frustrierend fordernd werden können, ungemein. Unabhängig davon ist der Sprung von "Einfach" auf "Normal" im Spiel erstaunlich gut ausbalanciert. Ich kann auf "Einfach" die Geschichte mit ein paar kleinen Kämpfen genießen, während ich auf "Normal" gut ins Gameplay verbeißen kann. Ich muss sogar sehr gut mein Team verwalten können, überlegen, wann und wo ich meine Items kaufe und wie ich am effektivsten vorankomme.
In Strikers macht die Phantom-Truppe übrigens eine ganze Japanreise, wir bleiben also nicht in Tokyo und Vororten, sondern können mal Kleinstädte mal große Touristenschauplätze genießen. Und die sind sehr liebevoll inszeniert und dargestellt. Außerdem kann Joker so seine Kochkünste unterwegs unter Beweis stellen. Das bietet Platz für Rezepte, eigene Item-Verwaltung und süße, kleine Nebenquests, die viel mit der lokalen Küche spielen. Natürlich gibt es auch einen Haufen neuer Gegner, die sogar noch dreidimensionaler sind, als die bereits wunderbaren Antagonisten aus Persona 5. Ein paar neue Freunde haben die Phantomdiebe aber auch! Und die werden alle schön passend in die Dynamik der Phantomdiebe eingebunden. Generell kann ich zur Geschichte sagen, dass sie, auch wenn sie sich stellenweise zieht, beeindruckend menschlich ist.
Gut gegen Böse? Persona 5 Strikers ist nicht perfekt
Kleine Störungen kann ich nicht unerwähnt lassen, obwohl die im Gesamtbild eher nebensächlich waren: Dass ich in der Stadt nicht rennen kann oder dass meine Ladezeiten viel zu häufig und viel zu lange dauerten, zum Beispiel. Letzteres kann man wohl auf die Switch schieben, aber ich verstehe nicht, warum Joker und seine Freunde zwar wie Sonic durch die halbe Map rennen und springen können, wenn es sein muss. Aber niemand dachte daran, eine Sprintfunktion für die Städte zu implementieren, durch die man teilweise echt lange Strecken laufen muss. Viel mehr noch haben mich die versteckten Pixel von Lüftungsschächten genervt. Mit ihrer frustrierenden Ego-Steuerung und den nicht mal eingezeichneten Wegen. Ich will nicht behaupten ich hätte einen Orientierungssinn, aber dank dieser Trauma-Schächte, habe ich auch den letzten Funken Spaß daran verloren! Es gab auch einen Dungeon - auf den ich nicht näher eingehen will, weil Spoiler - der mir sehr lieblos und uninspiriert erschien. Ich wurde von einem Punkt zum anderen geschickt und das offensichtlich nur des um des Hin- und Herlaufens Willen. Auch inhaltlich tat sich da bis zum Bosskampf nicht viel. Im direkten Vergleich zu den anderen liebevoll gestalteten Gefängnissen - wie sie sich nennen - war es leider in jeder Hinsicht belanglos. Am meisten stört mich, dass es ausgerechnet später im Spiel so einen Einbruch gab, denn so ist es besonders in Erinnerung geblieben.
Ich sollte nach meinem früheren Artikel darauf hinweisen, dass in Strikers zwar Referenzen auf Persona 5 vorhanden waren, diese aber sehr subtil gehalten wurden. Das bringt eine schöne Dynamik ins Spiel: Persona-5-Spieler und -Fans können sich an weiterführenden Inhalten erfreuen, aber Strikers erlaubt eben auch neuen Spielern, ungespoilert das aktuellste Spiel der Reihe zu genießen. Zur Lokalisierung kann ich absolut nichts Negatives sagen, wobei der ein oder andere eine komplette deutsche Synchro vermissen könnte. Die deutschen Texte sind mir hingegen überaus positiv aufgefallen: Die Dialoge sind nicht nur super übersetzt, sie treffen auch bei jedem Charakter ins Schwarze. Es gibt zudem kein Ace-Attorney-Syndrom. Die japanische Kultur scheint auch in der Übersetzung durch. Ortsnamen und viele traditionelle Begriffe, Essenszutaten oder Namen bleiben dem japanischen Original treu.
Persona 5 Strikers Test Fazit
Jedes Mal erstaunt mich die Aktualität von Atlus' Geschichten aufs Neue. Obwohl der westliche Release ein Jahr hinterherhinkt, so sind die Themen immer noch am Puls der Zeit. Die Struktur der Polizei wird thematisiert, die Gefahr von Suchmaschinen erläutert und auch Frauen kommen in Führungspositionen! Auch die Antagonisten werden so verständlich wie nur irgendwie möglich gestaltet aber die Gruppendynamik der Phantomdiebe steht trotzdem im Vordergrund. Es geht viel um Menschlichkeit, Gesellschaft und Güte. All das ist konstant ungezwungen, auch wenn man aus den Zitaten wahrscheinlich einen Haufen Motivationsplakate produzieren könnte.
Ein weiterer hervorstechender Punkt sind die vielen coolen Orte aus Japan, an die ich selbst auch gerne reisen würde - und wie man es so oft aus Anime, Manga und japanischen Dramen kennt, sind die möglichst real abgebildet und wunderschön inszeniert. Sei es ein Sonnenuntergang, ein Café oder eine Einkaufsstraße in der man schon mal war. Es macht einfach Spaß, mit Joker durch die Städte zu laufen. Hätte Strikers nicht den sicheren Weg eines Spin-Offs gewählt, sondern eine richtige Fortsetzung inklusive der Geschichte und der Tatsachen, die aus dem letzten Teil hervorgegangen sind, dann wäre es ein weiterer genialer Persona Teil. Das hätte auch mit genau diesem Kampfsystem passieren können. Auf diese Weise können aber eben auch Spieler ohne Vorwissen mal ein Persona auf der Switch angehen. Sie werden bloß von vielen Dingen verwirrt sein: Zum Beispiel warum sich die Katze Morgana in einen Bus verwandeln kann. Nichtsdestotrotz war Strikers im Persona 5 Universum eine tolle Reise, mit einer tollen Truppe. Sehr empfehlenswert.
Persona 5 Strikers Limited Edition vorbestellen (Media Markt)
- Entwickler / Publisher: Atlus, Omega Force, P Studio / Atlus, Koch Media
- Plattformen: PS4 / PS5 / PC / Switch (getestet auf Switch)
- Release-Datum: 20.2.2021
- Sprache: Japanisch, Englisch
- Preis: ca. 60 Euro