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Phantasy Star Portable

Einfach mal metzeln

Einen schlechten ersten Eindruck auszubügeln, ist nicht einfach und oft genug bekommt Ihr nicht mal die Chance dazu. Ein dummer Satz im Vorstellungsgespräch, eine Fauxpas beim ersten Date, und Euer Leben nimmt eine andere Wendung. Ok, das passiert wohl kaum, wenn Ihr Phantasy Star Portable nicht spielen solltet, aber immerhin würde Euch ein durchaus nettes Game entgehen. Und das sollte man nach dem absolut katastrophalen ersten Eindruck gar nicht meinen.

Als würde es das Entwicklungsteam darauf anlegen, sich auf dem ersten Meter selbst ins Knie zu schießen, werdet Ihr nicht nur gezwungen durch einen abgrundtief hässlichen Pseudo-Hightech-Dungeon zu schlurfen. Ihr müsst auch noch einige der furchtbarsten Dialoge fernöstlicher Bauart über Euch ergehen lassen. Die Art, in der der Newcomer stets in unterwürfiger Weise seine Unzulänglichkeit anpreist und sich alle zwei Meter für irgendetwas entschuldigt. Wenn man nur wüsste, für was eigentlich.

Aber es geht vorbei, teilweise drückt Ihr es einfach beherzt weg und sobald der Startdungeon überwunden wurde, beginnt sich PSP auf der PSP – Sorry, einmal musste ich einfach – langsam zu entfalten. Der Ansatz geht dabei klar in die Richtung des vor zwei Jahren auf 360 schon weitestgehend in der westlichen Welt ignorierten Hybriden Phantasy Star Universe. Es kombinierte einen ausgewachsenen Solopart mit einem komplett losgelösten Online-Mini-MMORPG. Ein eher krudes Konzept, das nicht so richtig aufblühte.

Auf der PSP wurde das Online komplett gestrichen, was wohl der Tatsache zu schulden ist, dass der primäre Markt nun mal Japan heißt. Hier versammeln sich Spieler an einem Ort, packen Ihre PSPs aus und gehen per Ad Hoc auf Monsterjagd. Solltet Ihr also keine zwei Freunde in direkter Reichweite mit ähnlichen Interessen haben, stehen die Chancen schlecht, dass Ihr in den Genuss des Multiplayermodus kommt. Nun, allein ist der Mann am stärksten und dass muss er mit der KI Eurer computergesteuerten Begleiter auch sein.

Phantasy Star Portable - Trailer

Hier solltet Ihr Euch einfach über alles freuen. was sie tun, und es als unverhofften Bonus mitnehmen. Wirklich gezielte Aktionen lassen sich in dem Action-RPG kaum koordinieren und wann denn die Heilerin jetzt mal heilt, ließ sich auch nach mehreren Stunden nie mit letzter Sicherheit voraussagen.

Bei den Euch begleitenden Kämpfern sieht es etwas besser aus, die greifen gerne in das Geschehen ein, solltet Ihr Euch allerdings mal angeschlagen zum Heilen zwei Meter aus der Schlacht zurückziehen, dann brechen auch sie gerne den Kampf ab und stehen ein wenig herum. Pausen müssen wohl sein. Echte Pausen gibt es wiederum nur mittels der Home-Taste. Sobald Ihr in das Menü wechselt, um eine ganz andere Waffe herauszupicken oder ein exotisches Kraut zu finden, läuft alles um Euch herum weiter. Das mag an einigen Punkten ein wenig stressig sein, es bringt aber auch eine nette dynamische und dringliche Komponente mit in den Kampf, die Euch direkter involviert als es bei der ständig verfügbaren Flucht ins Menü der Fall wäre. Und dank der Schnelltasten bleibt trotzdem alles koordiniert.

Bei allen Unzulänglichkeiten der KI-Begleiter, das Monstermetzeln selbst macht einfach Spaß. Legt die Waffen auf die Schnelltasten, ladet den Blaster auf und stürzt Euch in die teilweise hektischen Gemetzel. Je mehr und chaotischer desto besser, desto eher zahlt sich die geleistete Vorarbeit beim Customizing von Figur und Werkzeug aus. Und hier finden sich dann für jeden Japan-Rollenspieler Reize, die kein anderes Genre in diesem Umfang bereithält und mit denen auch Phantasy Star nicht geizt. Persönlich bevorzuge ich zwar Waffennamen, die etwas aussagekräftiger sind, aber dank kleiner Symbole wisst Ihr recht schnell, welche der unzählbaren Gerätschaften zu wem passt und was wo besser funktioniert als welches. Oder so.

'Pain in the brain' – Dialoge, made in and for Japan!

Man darf aber nicht verschweigen, dass sich auf der Spielwiese des schönen Customizings keine tiefgreifende Story aufbaut oder viel Variation im Ablauf geboten wird. Ihr bekommt vom Hauptquartier eine Mission zugewiesen oder wählt eine der zahlreichen freien, und jede davon läuft nach Schema F ab. Metzelt in einem Areal die Monster hin, sammelt den Schlüssel, wiederholt dieses Vorgehen ein paar Mal und killt den Levelboss, bevor es wieder zurück auf die Raumstation oder einen der Planeten geht. Die erste Mission, die Ihr spielt, wird sich nur marginal von der letzten unterscheiden.

Über den Reiz des Monsterjagens sagt das nichts und die abwechslungsreichen Biester wissen ihre Haut gut zu verkaufen. In vielen Fällen kommt Ihr mit Buttonsmashing ganz gut weiter. Um das Optimum auszureizen und das S-Rating der Missionen mit den damit verbundenen Boni einzustreichen, solltet Ihr Euch aber zumindest ein paar Gedanken machen, wie es besser geht.

Manchmal will ich einfach keiner komplexen Story folgen, keine tiefschürfenden Charaktere ergründen oder eine kaum zu durchschauende Welt voller politischer Intrigen vor mir haben. Manchmal will ich einfach ein paar Monster umholzen, ein paar Levels aufsteigen und ein cooles, neues Schwert haben. Und für diese Tage des Lebens eignet sich Phantasy Star Portable perfekt. Jede Menge Waffen, Items und Rüstungen laden zum ausgiebigen Customizing ein, vier Planeten voller Monster reichen als Spielwiese und zumindest die Feinde sorgen für Abwechslung. Phantasy Star Portable ist kein gutes Rollenspiel und auch nicht das, was man unter variantenreichem Gameplay versteht. Aber ein netter Monsterschnetzler für die Runde zwischendurch ist es allemal.

Phantasy Star Portable ist ab sofort für die PSP zu haben.

6 / 10

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Martin Woger

Chefredakteur

Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.

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