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Plunderland und Helsing's Fire

Von Kanonen und anderen Kugeln

Plunderland

Johnny Two Shoes / 11,3 MB / 2,39 Euro

„Alle die mit uns auf Kaperfahrt fahren,
müssen Männer mit Bärten sein.
Jan und Hein und Klaas und Pit,
die haben Bärte, die haben Bärte.
Jan und Hein und Klaas und Pit,
die haben Bärte, die fahren mit.“

Piraten sind cool und in. Waren sie jemals out? Falls ja, muss es eine seltsame, verwerfliche Zeit gewesen sein, denn wer will nicht von Hafen zu Hafen segeln, unterwegs Spanier und Engländer versenken und nebenbei schönen Insel- oder Gouverneurstöchtern einen Besuch abstatten? Man muss ja verrückt sein. Oder realistisch und an Skorbut, Plankenwanderungen und hartes Seeleben denken. Spielverderber.

Mit sowas hält man sich zum Glück bei Plunderland nicht auf. Alle unschönen Aspekte werden ignoriert und bis auf die holden Maiden kreuzt man frei aller Sorgen, immer auf der Suche nach noch mehr Gold durch die wilden Meere von Backbord nach Steuerbord auf dem kleinen Apple-Screen.

Der Geist am Mast ist offizielles Mitglied der Crew und der Letzte, der von Bord geht.

Durch erstaunlich feinfühliges Gerätekippen lenkt man den Kahn aus dem Hafen und bis zum ersten feindlichen Ship of the Line, dass versenkt werden will. Die Kanone wird geladen, indem man erst auf das Schiff touched und den Finger dann in die entgegengesetzte Richtung zieht. Eine gestrichelte Linie zeigt die Flugbahn an und schon heißt es "Ready!, Aim!". Dann den Finger heben, um die Kugel fliegen zu lassen. Treffer, versenkt.

Oder auch nicht. Bei dem Geschwanke auf dem Wasser plus die Kippelei des Gerätes ist Zielen deutlich schwerer als man meinen sollte. Vor allem, wenn man die feindliche Besatzung einzeln vom gegnerischen Deck holen möchte. Neben der reinen Freude an Blutspritzer und Schreien – was ja jeder Pirat liebt, solange es nicht seine eigenen sind – hat das auch den Vorteil, dass die Rotröcke sich nicht schwimmend zum eigenen Boot retten und dort die Piraten im Nahkampf attackieren. Hier liegen die Engländer nämlich weit vorn und schnell sind die drei eigenen fröhlichen Piraten auf ihrem Weg zu den Fischen. Netterweise kann man die Möchtegern-Enterer in bester Pocket-God-Manier einfach mit einem Fingerwischer in die Ferne befördern und auch die eigenen Schiffbrüchigen retten.

Ein zum Ende hin ziemlich rabiater Schwierigkeitsgrad, ein paar neue Schiffe und Waffen zum Aufrüsten, damit man das Gold nicht nur so sammelt, und natürlich auf jeder Fahrt neue Hindernisse sorgen für Abwechslung. Wenn man trotz des praktisch endlosen Charmes von Plunderland nach Fehlern suchen will, dann wäre da wohl in einzelnen Momenten etwas zickige Steuerung der Kanone und die nicht zu üppige Spieldauer. Schon nach sehr kurzen Stunden ist der finale Port erreicht. Aber nur deswegen würde ich trotzdem nicht auf diese Kaperfahrt verzichten wollen. (Martin Woger)

Helsing’s Fire

Clickgamer / 15,2 MB / 0,79 Euro

Entgegen der landläufig um sich greifenden Meinung ist Geiz alles andere als „geil“. Er ist keine Tugend, sondern eher das Gegenteil davon und nimmt in der heutigen „Ich-ich-ich“-Gesellschaft bisweilen befremdliche Ausmaße an. Was hingegen eine Tugend ist, ist Großzügigkeit. Und die drückt sich durchaus in der Preispolitik vieler iPhone-Entwickler aus. So wie etwa Clickgamer, die mit ihrem auf Hochglanz polierten Helsing’s Fire für nur 0,79 Cent erst gar keinen Anlass für verbissene bis ätzende Knauserigkeit geben. Wer hier zulangt, zockt mit intaktem Karma.

Hin und wieder sind auch eure Reaktionen gefragt: Einige Gegner schießen zurück.

London wurde von den Monstren Graf Draculas überrannt, was ihr als Dr. Helsing natürlich richtig stellen müsst. Klingt vielleicht nach der Einleitung zum Test eines angestaubten Survival-Horror-Titels, ist in der Tat aber ein recht origineller Knobler, bei dem ihr in der Draufsicht verschiedene Szenarien auf Vampirjäger-Art lösen müsst: Ihr platziert mit dem Finger Helsings Fackel irgendwo in den je ein Bildschirm großen Arealen so, dass ihr möglichst nur Ghoule, Werwölfe und Fledermäuse einer Farbe erleuchtet. Daraufhin klickt ihr auf bunte, begrenzt vorhandene Tränke am unteren Bildschirmrand, um alle Gegner der entsprechenden Coleur in die Hölle zu schicken. Untote anderer Farbe dürfen aber nicht getroffen werden.

Mit dem Finger lässt sich die Fackel und deren Lichtschein in Echtzeit umherziehen, wobei die Schatten entsprechend der überall platzierten Kisten und anderer Hindernisse hübsch durch den Level tanzen. Es ist ein unterhaltsames Konzept, bei dem schon die bloße Interaktion einige Freude bereitet und das zudem durch immer neue Gegner, pfiffige Dialoge und stilvolle Einblendungen aufgepeppt wird. Allerdings hat man manchmal das Gefühl, der Schwierigkeitsgrad trete ein wenig auf der Stelle. Hin und wieder ist - zumindest auf dem iPod - zudem etwas fummelige Millimeterarbeit gefragt, die auch gleich entlarvt, dass man oft genug auch mit Ausprobieren statt mit reinem Hirnschmalz ans Ziel kommt.

Aufmachung, Konzept und der schiere Unterhaltungswert des umfangreichen und charmanten Titels rechtfertigen diese Kaufempfehlung hier aber allemal. Schnell rein, schnell wieder raus. Ideal für zwischendurch. (Alexander Bohn)

8 / 10

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