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Prodeus im Test - Ein Paradebeispiel dafür, wie man Old-School-Shooter besser nicht zurückbringt

Style Over Substance

Fühlt sich gut an und sieht klasse aus, aber die lahmen Gegner und das furchtbare Speichersystem rauben diesem Old-School-Shooter seinen Schwung.

Ich spiele ja wirklich alles, was auch nur annähernd an Ego-Shooter vergangener Dekaden erinnert.* Diese reduzierte Herausforderung, bei der sowohl geschicktes Positionieren als auch genaues Zielen gefragt sind. Das Erkunden großer Levels, in denen man nicht nur wie auf einem Fließband ans Ziel geschoben wird, sondern in denen man länger hin und her läuft, um mal hinten links einen Durchgang, mal rechts oben ein Geheimnis zu entdecken. Und auch die Lust am Fantastischen, bei dem man über kreative Kulissen und abgefahrene Musik in eine seltsame Anderswelt teleportiert wird. Das sind die Merkmale, die damals wie heute ein paar starke Shooter auszeichnen.

* ... OK, mit Ausnahme von Dusk. Das dem Vernehmen nach richtig gute Dusk kann ich aus stilistischen Gründen kaum ein paar Sekunden lang anschauen, ohne mich ganz schnell wieder abwenden zu wollen.

Zu diesen starken Shootern sollte jedenfalls auch Prodeus gehören. Das hat nämlich fast alles von dem, was ich gerade aufgezählt habe, und sieht dabei noch verdammt klasse aus. Klar: so verpixelt, wie es seine Wurzeln verlangen. Gleichzeitig aber mit Effekten beladen, die es ganz klar im Heute verorten. Alleine die schiere Menge an Blut und Körperteilen… Dazu eine todschicke Beleuchtung – das kann sich sehen lassen! Gut versteckte Geheimnisse gibt es auch und grundsätzlich spielt sich Prodeus angenehm flott.

Was Spaß macht ist das Erkunden über cleveres Kombinieren und geschicktes Springen in den teils sehr weitläufigen Umgebungen.

Es ist nur an Eintönigkeit und ein paar blöden Designentscheidungen kaum zu überbieten! Ich kann das wirklich nicht anders sagen. Selbst auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad erlebt man ja ein ziemlich ödes Tontaubenschießen, das nur deshalb manchmal wenigstens theoretisch spannend ist, weil man mit etlichen aus dem Nichts auftauchenden Gegnern in eine kleine Arena gesperrt wird. So geht’s natürlich auch.

Im Allgemeinen klickt man den einfältigen KI-Kumpels aber dermaßen locker die Rübe vom Haupt, dass es kaum Spaß macht. Die Fernkämpfer unter ihnen legen zudem ein höchst merkwürdiges Verhalten an den Tag, weil sie zwar ungemein präzise schießen, das aber auf eine seltsam krumme Art und Weise tun. Haben sie nämlich einmal angelegt, ballern sie auf jeden Fall los – auch wenn man sofort in Deckung geht und dort gefühlt zwei Sekunden lang ausharrt, bevor der Schuss kommt. Besser noch: Rutscht man im allerletzten Moment doch noch hinter eine ganz anderen Wand wieder hervor, landen sie doch tatsächlich einen Volltreffer. So als hätte man die ganze Zeit regungslos am Fleck gestanden. Sorry, aber das macht in dieser Form echt keinen Spaß.

Ich meine, schaut es euch an: Der Rücksetzpunkt befindet sich direkt neben dem schon halbtoten Boss. Wie spannend kann es schon sein, ihm dann noch den Rest zu geben. Zwar könnte man um eine bessere Punktzahl in der Endabrechnung spielen, aber auch dazu wird man nicht wirklich motiviert.

Ach, und warum selbst Todesfallen-Arenen nur „theoretisch spannend“ sind? Weil das Speichersystem wie die Vita-Kammern in BioShock beziehungsweise die Wiederherstellungsmaschinen in System Shock funktioniert. Das Spiel wird also nicht an einen früheren Zeitpunkt zurückgesetzt, sondern läuft weiter, sodass man mit neuem Leben in der aktuellen Situation wieder auftaucht.

Einmal getötete Gegner sind damit weiterhin tot, die Lebensbalken großer Bosse bereits heruntergeschossen und zu allem Überfluss stehen diese Respawnpunkte fast immer direkt in den Arenen, in denen man mit hoher Wahrscheinlichkeit das Zeitliche segnet. Es gibt also nicht die geringste Form von Bestrafung. Man macht einfach immer so lange irgendwas, bis um einen herum alles tot ist. Aufregend!

Dass das Ganze absolut sauber auf dem Steck Deck läuft, hilft mir da auch nicht weiter. Man kann ja nicht mal im Level speichern, um eine Pause einzulegen, obwohl die einen gerne mal eine Dreiviertelstunde lang beschäftigen und gerade das abschließende Suchen aller verbleibenden Geheimnisse damit zum Geduldsspiel wird. Wobei ich meine Sitzungen schon deshalb gerne kürzer gehalten hätte, da sich fast alle Schauplätze in Sachen Gegnervielfalt und Kulissen auch noch ausgesprochen ähnlich sind.

So kann es übrigens aussehen, wenn der Kampf vorbei ist. Nur, damit ihr mal einen Eindruck von dem bekommt, was ich als Screenshot hier nicht hochladen möchte.

Prodeus – Fazit

Nein, so klasse Prodeus auch aussieht und so elegant das Spielgefühl auf den ersten Metern auch scheint: Auf Dauer ist es eine recht müde Ballerbude, die ihrem markigen Äußeren nicht gerecht wird. Wird man damit glücklich, wenn man einfach mal in der alten Schule Dampf ablassen will? Vielleicht schon. Zumindest eine Weile lang. Aber nach Ion Fury, Amid Evil, Wrath oder zuletzt Turbo Overkill ist dieser Old-School-Shooter für mich leider eine Enttäuschung.

Prodeus – Pro und Contra

Pro:

  • Schicke Kulisse und Effekte
  • Flottes Spielgefühl
  • Große Levels mit vielen Verstecken
  • Erstellen und Teilen eigener Levels

Contra

  • Selbst auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad fast durchgehend zu einfach
  • Wenig Abwechslung in Sachen Gegner und Kulissen
  • Seltsames Verhalten vieler Feinde sorgt für merkwürdige Schusswechsel
  • Rücksetzpunkte werfen einen meist direkt in die aktuelle Arena
  • Shop als eigenes Level hält Spielfluss auf
  • Kein manuelles Speichern, auch in großen Levels

Entwickler: Bounding Box Software Inc. - Publisher: Humble Games - Plattformen: Nintendo Switch , PlayStation 5, PlayStation 4, Xbox One, Xbox Series, Microsoft Windows - Release: 23.9.2022 - Genre: FPS-Shooter - Preis (UVP): ca. 25 Euro

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Benjamin Schmädig Avatar
Benjamin Schmädig: Für ihn ist WipEout 2097 der Grund, aus dem es Videospiele gibt – aber auch Indiesachen, Shooter sowie fast alles, das mit Weltraum zu tun hat. Sucht gute Storys, knackige Herausforderungen und freut sich, wenn die grauen Zellen nicht unterfordert werden.

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