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Quantum Theory

Gut abgeguckt, schon gewonnen?

„The sweetest melody is the one we haven´t heard” – die schönste Melodie ist immer die, die wir noch nicht kennen – trällert Gutmensch Bono auf der aktuellen U2-Scheibe und fasst damit ein Grundphänomen der gesamten Medienbranche zusammen. Nicht dass er so etwas bei dieser Zeile im Hinterkopf gehabt hätte, aber das ist ja das Tolle an aus dem Kontext gerissenen Zitaten. Eine ganze Industrie, nicht nur Musik, sondern auch Spiele, Filme, Bücher, alles, was von uns geistig zum Vergnügen konsumiert wird, sucht ständig frische Wege, uns immer neu zu erfreuen.

Das bereits Vorhandene muss getoppt werden, ein immer wieder ganz neuer Impuls muss her, die schönste Melodie muss gefunden werden. Und da der Prozess der Innovation, die Suche nach etwas wirklich Neuem, bisher Unerfahrenem sehr schwierig, zeitaufwendig und teuer sein kann, bekommen wir statt der schönsten ungehörten Melodie häufig genug das Beste aus den 80ern, 90ern und von heute.

Mit zum Besten von heute gehört sicher das Grundkonzept des Epic'schen Vorbilds für Quantum Theory. Eine absolut sichere Nummer, auch wenn schon das Original nicht unbedingt der Innovationsfreude letzter Schluss war. Aber eine Horde Aliens mit einer Knarren-Kettensägen-Kombi in Stücke zu zerlegen, klingt immer nach einem guten Samstagabend für echte Männer. Und nur die. Die Zahl der Frauen, die großen Gefallen an den selbstparodierten Muskelpaketen der Fenix-Gang finden, dürfte verschwindend gering sein. Und statt nach der schönsten Melodie des Gamings zu suchen, warf Tecmo einen Blick auf dieses Macho-Epos. Siehe da, es geht auch in Japan. Und auf PS3.

Sollte jemand in der Marketingabteilung sagen, dass Quantum Theory ja etwas ganz anders wäre, dann wurde er dafür bezahlt, denn wer beide Titel nebeneinander hält, muss einfach vom Gegenteil überzeugt sein. Muskelbepackter Held mit Riesenwumme und mehr Testosteron im Abzugsfinger als Gehirnzellen zwischen den Ohren? Check. Fiese Alienmutanten mit vage humanoiden, aber doch verdrehten Zügen? Check. Welt nach dem Untergang, fast alle tot, nur Heldenmut und Kugelwut können Erlösung bringen? Doppel-Check.

Quantum Theory - Trailer

Aber halt, in diesen Traum postapokalyptischer Zerstörung findet sich eine Note, die wir bei Epic nicht vernommen haben. Eine weibliche Hauptrolle. Ungehört sowas. Das gab es bei Epic nicht. Und wenn doch, fiel es mir nicht auf und sie waren nach gängiger Definition immer noch Männer. Solche Unterscheidungsprobleme gibt es bei Filena in Quantum Theory nicht. Aber was anderes kann man von Tecmo, den Erfindern des Boob-Physik-Schalters im Optionsmenü, wohl kaum erwarten. Und mit Filena soll noch eine spielerische Unterscheidungsmöglichkeit mit dazukommen: Rätsel.

Das Ende der Welt scheint in Quantum Theory von einem riesigen Turm auszugehen, ungezählte Stockwerke hoch und natürlich, alles andere wäre wirklich erfrischend, befindet sich das böseste Böse ganz oben. Der Weg führt also die gesamte Spielzeit über in die Höhe, über Lifte, Treppen und jede andere denkbare Möglichkeit Höhenmeter zu gewinnen. Tecmo möchte aber, dass ihr nicht das Gefühl habt, ein definiertes Areal zu ersteigen.

Der Turm, den ihr zu Beginn seht, wird nicht derselbe bleiben. Die Umgebung verändert sich recht häufig und um euch herum, mutiert und scheint bestrebt, euch von der Gipfelerstürmung abzuhalten. Nicht nur euer Ballerdaumen soll gefordert werden, an mehr als einer Stelle müsst ihr sogar ein paar Gehirnzellen auf die Findung des weiteren Weges abstellen. Dabei soll vor allem das Duo Syd - der mit baumstammartigen Oberarmmuskeln versehene Hauptcharakter - und Filena - die Zierliche und Bewegliche - im Vordergrund stehen. Erwartet jetzt bitte keine legendären Gegenstände-Kombinierrätsel, aber die beiden unterschiedlich gestalteten Protagonisten werden sicher auf das eine oder andere nicht ganz offensichtliche Problem stoßen, dass sie nur zusammen bewältigen können. Der wandelbare Turm sollte dafür genug Raum bieten.

In diesem artikel

Quantum Theory

PS3, Xbox 360

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Martin Woger Avatar

Martin Woger

Chefredakteur

Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.
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