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Risen

Aka Gothic 2.5

„Was befindet sich in den Artefaktkisten?“ Ihr seid neugierig. „Artefakte, du dämlicher Kerl“, antwortet Beppo mit seiner gewohnt charmanten Art. Die deutsche Sprachausgabe ist durchweg gelungen. Da sollte man den Insel-Machos ihren grobschlächtigen Ausdruck nicht nachtragen. Und genau der macht sie ja auch interessant, sofern man sich nicht parallel um das sprachliche Wohl seines minderjährigen Nachwuchses sorgen muss.

In Risen sitzt schon mal ein Betrunkener Jäger im Sumpf, der „Arschkrampen. Alles Arschkrampen“ lamentiert. Oder Edgar, der Chef der Stadtwache, erklärt „Unser Rechtssystem ist einfach, aber effektiv: Wir hauen dir auf's Maul!“ Das macht Charaktere liebenswert. Und das ist auch dringend nötig, denn in Sachen Mimik, Texturen und Polygone landet die Engine von Risen keinen Stich gegen die Konkurrenz. Besonders das in den Startlöchern stehende Dragon Age: Origins legt voraussichtlich nächsten Monat die Messlatte höher.

Mit einem letzten Schwinger geht der Verräter zu Boden. Glück gehabt, denn wer die Deckung verlässt und durch schnelles Knöpfchendrücken eine Schlagkombo auslöst, muss damit rechnen, dass er am Gegner vorbeitänzelt und dann umgehend eins über die Rübe gezogen bekommt. Ein potenteres Kamerajustierungs- und Feindmarkierungssystem steht schon auf dem Wunschzettel für eine eventuelle Fortsetzung. Jetzt schnell den rostigen Zweihänder wegstecken und den Bewusstlosen fleddern, bevor er wieder zu sich kommt. Ein paar Goldstücke, ein Trank, ein Apfel … egal, ihr steckt alles ein.

Als erstes schickt ihr einen hungrigen Seegeier zu seinen Ahnen. Begleiterin Sara freut's. Die Screenshots stammen alle vom PC.

Aber was ist mit dem herrlichen Schild der alten Stadtwache, das der Glatzkopf eben in der Hand hielt? Ah, da liegt es ja. Sag hallo zu deinem neuen Besitzer! Der macht doch deutlich mehr her als der eigene, blöde Holzschild. Da hat es sich tatsächlich gelohnt, diesen besenschwingenden Gehilfen Gary im Schneckentempo durch die halbe Stadt bis zu diesem Kerl zu verfolgen! Gute Ausrüstungsgegenstände finden sich im Gegensatz zu Kräutern und Pflanzen für Tränke eben nicht an jeder Ecke. So, jetzt noch die Pakete mit dem bewusstseinserweiternden Kraut zurück zu Weasel bringen und die Belohnung kassieren. Ein guter Tag.

Lange dürft ihr eurer Unabhängigkeit als Schiffbrüchiger im Spiel nicht frönen. Die politische Situation erfordert, sich auf eine Seite des undurchsichtigen Ränkespiels auf der Insel Faranga zu schlagen. Doch ob man sich nun für eine gute Rüstung und etwas Gold an Don Esteban und seinen Banditen verkauft oder ihr lieber mit dem Inquisitor Mendoza und seinen Ordensmännern („Die Weißen“) für die Chance auf eine Ausbildung zum Magier paktiert – ihr erhaltet den Eindruck, dass eure Entscheidungen sich tatsächlich auf das Geschehen auswirken. Und das stimmt auch!

Zumindest zum Teil. Allerdings nicht so hintergründig wie im Konkurrenzprodukt The Witcher. Wer den Alchemisten in der Hafenstadt im Gespräch beleidigt, bekommt eben keine Heiltränke zugesteckt. Und wer Aufträge für die Banditen erledigt, darf es sich abschminken, gleichzeitig für Inquisition oder Stadtverwaltung tätig zu werden.

Magie ist Trumpf: Als Nautilus passt ihr durch enge Ritzen.

Es ist unmöglich, in einer einzigen Partie wirklich alle Facetten der Risen-Welt zu sehen. Dass sich die Aufträge für Inquisition oder Banditen in Wahrheit gar nicht so stark unterscheiden, fällt erst später auf. Euer Handeln hat also Konsequenzen. Unmittelbare Konsequenzen. Das merken auch wie gehabt die Langfinger, die in fremden Häusern Beute einstecken. „Elender Dieb!“ schmettert der Eigentümer oder die Eigentümerin, wenn sie euch dabei ertappen. Danach kommt es zum Kampf.

Meist stehen ruckzuck ein paar Wachen um euch herum. Unangenehm. Gemopst wird trotzdem alles, was nicht niet- und nagelfest ist. Wolfsfelle von der Kommode, Kerzenleuchter vom Nachttisch, Äpfel, Teller und Goldmünzen vom Altar. Dafür die richtigen Momente abzupassen, macht Laune und garantiert Erfolgserlebnisse. Wer sich gegen Gold die Fertigkeit „Taschendiebstahl“ beibringen lässt, darf sogar seine Mitmenschen in sinnlose Gespräche verwickeln, um einen Griff in die fremde Hosentasche zu riskieren. Beherrscht ihr die Kunst des Schleichens, könnt ihr hoffentlich unbemerkt nachts in Häuser einsteigen und Kasse machen.

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

In diesem artikel

Risen

Xbox 360, PC

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Über den Autor

Joachim Hesse

Contributor

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