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S.T.A.L.K.E.R.: Call of Pripyat

Gameplay-Wiederaufbereitung

Die Jungs von GSC Game World sind entweder ständig besoffen, haben bei ihren Tschernobyl-Besuchen zu viel Strahlung abbekommen oder wirklich gewaltige Eier in der Hose. Nachdem die Ukrainer mit Stalker (ich weigere mich, die Punkte zu schreiben!) ein geniales, aber auch total verbuggtes Spiel auf den Markt geworfen haben, setzten sie das Prequel Clear Sky komplett in den Sand. Sie verschlimmbesserten das Gameplay, sorgten mit neuen Grafik-Effekten für eine katastrophale Performance und bauten so viele Fehler ein, dass gerade Patch-faulen Zeitgenossen das Blut in den Adern kochte.

Und nun wagen sie mit Call of Prypjat auch noch den zweiten Aufguss der alten Formel. Mit nahezu identischen Schauplätzen, einigen kleinen Verbesserungen und einem Einstieg zum Einschlafen wollen sie die Fans nach der letzten Enttäuschung davon überzeugen, erneut zuzulangen. Ein fast unmoralisches Angebot, das seltsamerweise funktionieren könnte. Die komplett spielbare Vorschau-Version, die in unserer Redaktion gelandet ist, lief nicht nur überraschend stabil, sondern versprühte auch genau die Portion Atmosphäre und Spannung, die schon Shadow of Chernobyl in eine einmalige Spielerfahrung verwandelt hat.

Zeitlich ist das Spiel nach dem Erstling angesiedelt. Im Sperrgebiet um den Tschernobyl-Reaktor, kurz die Zone genannt, tummeln sich Mutanten, Armee-Einheiten und moderne Schatzsucher, die Stalker. Der Super-GAU von 1986 hat nicht nur hunderte Menschenleben ausgelöscht, sondern das ganze Gebiet in ein nukleares Reagenzglas verwandelt. Tiere mutierten zu Monstern, Menschen bekamen seltsame Kräfte und ein so genannter Hirnschmelzer verwandelte große Areale in ein Niemandsland.

Spannung pur in einem Bloodsucker-Nest

Selbst die Armee versagte, als sie die Gefahr eindämmen wollte. Zehn Kampfhubschrauber stiegen auf, um ins Zentrum vorzustoßen. Alle sind abgestürzt. Das Warum ist nun euer Problem. Ihr müsst als Geheimagent der Regierung in das Gebiet eindringen und die zerstörten Hubschrauber ausfindig machen. Verfolgt von Mutanten, seltsamen Phänomenen und tödlichen Strahlungsausbrüchen wagt ihr euch erneut in den Wahnsinn, der sich zu Beginn etwas zu vertraut anfühlt.

Nach einem schicken, wenn auch recht kurzen Intro werdet ihr direkt im Sumpfland von Pripyat abgesetzt. Wie schon bei den Vorgängern setzt GSC auf Atmosphäre. Es regnet. Braunes Gras soweit das Auge reicht, ein wolkenverhangener Himmel und ein etwas ausgelutschtes Waffenmodell verwöhnen nicht gerade eure müden Gamer-Augen. Im ersten Moment verbreitet der Titel optische Langeweile. Doch hinter der Tristesse steckt Methode. Nach und nach schleicht sich die Zone unter eure Haut. Hier wird keine bunte Phantasiewelt präsentiert, sondern die nackte Realität. Die Entwickler sind erneut ausgezogen und haben die traurigen Überbleibsel der Zivilisation in Pixel gebannt.

Eine gut akzentuierte Tiefenschärfe, eine prächtige Skybox und erstklassige Soundeffekte fügen sich zu einem deprimierenden, aber stimmungsvollen Gesamtbild zusammen. Nach den ersten enttäuschenden Minuten fühlt man sich auf einmal wieder wie Zuause. Die Trostlosigkeit, die packenden Feuergefechte und eine gewaltige Welt zum Erforschen ziehen euch wieder in das Spiel hinein.

Braun in braun in braun: Langweilig oder atmosphärisch?

Ja, die Gegnermodelle können mit vergleichbaren Titeln kaum mithalten und die Innenräume hätten vielleicht vor drei Jahren die Spieler begeistert, doch das Gesamtbild ist noch immer einmalig. Speziell wenn man nachts von einem Gewitter überrascht wird, Blitze zu Boden schießen und dabei die gesamte Landschaft in Schlagschatten tauchen, ist man beeindruckt, wie geschickt die Ukrainer mit unseren Gefühlen spielen.

Spielerisch liefert Call of Pripyat einige Features nach, die es nicht mehr in den ersten Teil geschafft haben. Das X-Life-System, das das Leben in der Zone rund um den ehemaligen Atomreaktor in Tschernobyl simuliert, scheint diesmal endlich zu funktionieren. Statt wie in Clear Sky alle zwei Meter auf einen Mutanten, Banditen oder Räuber zu treffen, präsentiert sich das öde Sumpfland als unwirkliche Lebenswelt, in der sich die zähen Einwohner einen harten Überlebenskampf liefern. Mutanten treffen auf Banditen und liefern sich harte Gefechte. Angriffstrupps versuchen, die Basis der Stalker auszulöschen. Und ihr könnt euch selbst auf eine Seite schlagen und in einer Nacht und Nebel-Aktion ein gegnerisches Lager vernichten.

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Über den Autor

Kristian Metzger

Contributor

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