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Sherlock Holmes: Crimes & Punishments - Mut zum Versagen

Als Holmes Schlussfolgerung wie immer elementar war. Und komplett falsch noch dazu.

Diesen Monat gehört Sherlock Holmes: Crimes & Punishments zum Angebot von Xbox Live Games with Gold. Ein guter Anlass für einen erneuten Durchgang des 2014 veröffentlichten Detektiv-Adventures. Es ist einer der Fälle, wo dieser Nachfolger vieles richtigmacht, was vorher noch hakte. Verglichen mit den vorigen Detektiv-Adaptionen wirft Crimes & Punishments dem Spieler viel weniger nervige Stop-Zeihen in den Weg. Musste ich beim direkten Vorgänger noch jede halbe Stunde frustriert zum Internet greifen, schaffte ich es hier ganz ohne Hilfe bis zum Ende.

Nur war ich dabei tatsächlich erfolgreich?

Denn obwohl Crimes & Punishments seine Spieler während der Investigation diverser Mordfälle mit leichten Stützrädern begleitet, liegt die letztendliche Zusammensetzung des Tathergangs ganz allein bei euch. Ihr müsst den Mörder ausfindig machen und die korrekten Schlussfolgerungen ziehen. Falls ihr am Ende falsch liegt und eine unschuldige Person des Mordes anklagt, haut euch der Titel nicht auf die Finger und spult zur letzten Entscheidung zurück. Stattdessen müsst ihr mit der Unsicherheit leben und zur nächsten Episode vorrücken.

Wie passt das alles richtig zusammen?

Dazu nutzt das Spiel eine simple, wenn auch zugleich clevere Mechanik. Nach jeder neuen Erkenntnis entsteht eine Art Synapse im virtuell dargestellten Kopf des Meisterdetektivs. Diese könnt ihr mit anderen Gedanken kombinieren, woraus verschiedene Schlussfolgerungen entstehen. Zwar erlaubt der Titel nur Kombinatioen, die zumindest etwas Sinn ergeben, dennoch ist es erstaunlich, wie viele plausible Ergebnisse entstehen können. Und das setzt natürlich voraus, dass ihr alle relevanten Objekte und Dialoge überhaupt gefunden habt. Schon in der zweiten Episode fiel es mir merklich schwerer, zu einem absolut sicheren Ergebnis zu gelangen.

Den Höhepunkt erreicht Crimes & Punishments allerdings mit dem fünften Fall. Dort untersucht ihr einen Mord im Londoner Kew Gardens und entdeckt nach und nach die düsteren Geheimnisse verschiedener Personen. Allein der genaue Ablauf des Mordes ist ziemlich interessant und komplex, doch das wahre Wunder wartet in der abschließenden Deduktion. Es können nicht nur vier verschiedene Parteien als Täter angeklagt werden, sogar Komplizen existieren in einigen Gedankenverkettungen. Als ich später herausfand, die falsche Entscheidung getroffen zu haben, war ich zuerst sauer und dann erstaunlich froh über diesen Fehler.

Es verleiht der Wahl zum Schluss wesentlich mehr Gewicht. Das Spiel selbst spielt mit eurem Gewissen. Klagt ihr eine unschuldige Person an, kommt der echte Mörder ungestraft davon. Würde man mich davon abhalten und praktisch nur einen Pfad zulassen, die gesamte Spannung der Szene ginge verloren. Im Gegensatz zu früheren Ablegern bin ich deswegen mehrmals die Situationen in meinem Kopf durchgegangen und suchte absichtlich alle möglichen Kombinationen, um ein besseres Urteil fällen zu können. Bis auf das fantastische Brettspiel Sherlock Holmes Consulting Detective hat mich keine andere Adaption so gut in die Rolle von Sir Arthur Conan Doyles Romanfigur versetzt.

Auch die anderen Mechaniken sind sehr gut auf den Meisterdetektiv zugeschnitten.

Die einzige Erweiterung des Systems sehe ich in Auswirkungen auf spätere Fälle. Natürlich ist es unmöglich, dass ihr komplette Handlungen verändert. Dafür sind die Morde zu komplex. Aber wieso könnte Holmes nicht von Selbstzweifeln geplagt werden, wenn sich seine letzte Schlussfolgerung als fehlerhaft herausstellen sollte? Wie würden dann andere Figuren oder Polizisten reagieren? Könnte sich der Zugang zu Beweismaterial dadurch erschweren, weil manche Figuren Vertrauen in Holmes verlieren würden? Am interessantesten wäre aber der Einfluss auf seine Psyche. Ein Mann, der mit dem Glauben arbeitet, stets perfekt zu agieren, wird nun mit seinen eigenen Schwächen konfrontiert.

Unfassbar schwer umsetzbar? Sicherlich. Absolut genial? Davon bin ich überzeugt! Aber auch in seiner aktuellen Form zeigt Crimes & Punishments eine sehr innovative Variante, den Spieler besser in die Haut von Sherlock Holmes zu versetzen. Gebt dem Titel daher eine Chance und probiert ihn unbedingt aus. Selbst wenn ihr kein Xbox Live Gold Konto besitzen solltet, bekommt man den Titel mittlerweile recht günstig. Sogar auf der letzten Konsolengeneration.

Ich blicke derweil gespannt dem neusten Teil, The Devil's Daughter, entgegen, der bereits Ende Mai erscheint und hoffe, dass man die in Crimes & Punishments entdeckten Konzepte weiterentwickelt hat. Denn nichts würde mich mehr bestürzen als diese geniale Mechanik nicht besser erforscht zu sehen.

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