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Sin and Punishment: Successor of the Skies

Laser-Symphonie

Kommt euch einmal ein Gegner zu nahe, könnt ihr ihn per Nahkampfattacke ausschalten, mit einer klassischen Dreierkombo teilt ihr auch auf kurze Distanz ordentlich aus. Besonders nützlich ist eure Fähigkeit, gegnerische Geschosse mit größerem Kaliber zu reflektieren: Nehmt einen Gegner per Lock-On ins Visier und schickt ihm seine todbringende Rakete postwendend zurück - der Fiesling zergeht in einer furiosen Explosion und eure Mundwinkel wandern ein weiteres Stück nach oben. Treasure versteht es, dem Spieler das Gefühl von Macht zu geben.

Überhaupt, das Spielgefühl... trotz eurer zahlreichen Fähigkeiten habt ihr die Steuerung innerhalb kürzester Zeit verinnerlicht und gleitet bald aus allen Rohren feuernd durch die Gegnerscharen wie ein heißes Messer durch Butter. Dabei wirft euch Sin and Punishment derartig viele und variantenreiche Widersacher entgegen, dass ihr manchmal schon glaubt, den Grafikprozessor der Wii keuchen zu hören. Rostige Kampfroboter, Soldaten auf Surfbrettern, rundliche Geschütztürme, Manta-Rochen, Riesen-Muränen, Hochsee-Kampfschiffe die ihr erst von unten und dann von oben auseinandernehmt. Killerkrabben, fliegende Koi-Kaulquappen, ein gigantischer Phoenix - an Abwechslung lässt es Sin and Punishment kaum mangeln.

Aber Treasure wäre nicht Treasure, würde man sich in technischer Hinsicht irgendwelche Blößen geben. Egal wie viel auf dem Bildschirm los ist, egal wie opulent eure Umgebung gerade gestaltet sein mag, das Spiel bleibt immer flüssig und verwöhnt euch mit butterweichen 60 Frames pro Sekunde. Herrlich ist das. Dabei ballert ihr euch zu keinem Zeitpunkt durch generische Szenarien, Treasure wirft euch permanent originelle Einfälle, knifflige Gegner-Kombinationen und neue Herausforderungen entgegen.

Lasst euch bei diesem Zwischenboss nicht von den kleinen Geschützen ablenken und zielt auf die roten verwundbaren Stellen.

Immer wenn ihr denkt, ihr kommt gerade so einigermaßen mit der aktuellen Situation zurecht, setzen die Entwickler einen drauf. Ihr habt endlich gelernt, wie ihr mit den riesigen Muränen in Level 2 fertig werdet? Na dann wollen wir mal sehen, wie ihr euch gegen ein ganzes Riff voller XXL-Fleischfresser und einer Chef-Muräne bewährt. Ihr denkt, ihr habt alles gesehen und das Spiel kann euch nicht mehr überraschen? Schon schickt euch Treasure in einen fast klassischen Sidescrolle-Level, in dem ihr im Vordergrund Riesenmechs zerstückelt, während euch aus dem Hintergrund Scharfschützen ins Visier nehmen.

Am deutlichsten wird dieses Prinzip bei den End- und Zwischengegnern. Die sind in bester Treasure-Manier äußerst verwandlungsfreudig und setzen euch von Form zu Form mehr zu. Nur wer sich nicht aus der Ruhe bringen lässt, sich schnell auf die neue Situation einstellt und dabei natürlich stets ebenso genau zielt wie flink ausweicht, kommt den fantastisch designten Ungetümen bereits im ersten Versuch bei. Aber auch wer weniger geschickt ist, kann aufatmen. Treasure gibt sich dieses Mal enorm einsteigerfreundlich. Zwar hat eure Figur nur ein Leben, dafür kann sie dank langer Energieleiste doch ein paar ordentliche Treffer wegstecken und zahlreiche fair gesetzte Rücksetzpunkte, durchaus auch einmal während eines Bosskampfs, erleichtern euch das Leben. Aber natürlich sind nach Continue-Einsatz alle hart erkämpften Punkte weg. Wer also auf gute Platzierungen in der Online-Rangliste spekuliert, der sollte es zumindest schaffen, die umfangreichen Stages mit nur einem Credit durchzuspielen.

Die starke Entschlackung und Fokussierung hat allerdings ihren Preis: Mogelt ihr euch mit unendlich Continues mehr schlecht als recht durch das Action-Inferno, habt ihr nach fünf bis sechs Stunden auch den letzten Endgegner in seine Schranken verwiesen. Das ist zugegebenermaßen nicht allzu viel Spielzeit. Doch geht es bei Sin and Punisment nicht nur ums Durchkommen, sondern auch um den Score, den ein fähiger Spieler mit Multiplikatoren in geradezu unverschämte Höhen hieven kann. Packt euch also erst einmal die Motivation, die Levels möglichst optimal zu meistern, wird es sich die Sin and Punishment-DVD noch lange Zeit im Wii-Laufwerk gemütlich machen.

Die U-Boote greifen mit Mini-Torpedos an - schickt sie per Nahkampf-Attacke direkt zurück!

Wow. Treasure hat es wieder geschafft: Der kleine japanische Action-Spezialist entlockt der Wii Leistung, die man der kleinen Konsole kaum zugetraut hätte und garniert das Effekt-Feuerwerk dabei mit durchgehend fantastischen Ideen und einer absolut makellosen Spielbarkeit. Man mag sich vielleicht über den insgesamt etwas kurzen Umfang oder den etwas simplen Koop-Modus - der zweite Spieler steuert einfach nur ein Fadenkreuz - mokieren, aber selbst dann überzeugt das Gesamtpaket immer noch auf der ganzen Linie.

Schön, dass Nintendo und die Wii nach einigen Durststrecken in den letzten Monaten endlich richtig Gas geben, nach Monster Hunter Tri ist Sin and Punishment ein weiterer Pflichttitel für Spieler der alten Schule, die sich von WiiSports und Konsorten chronisch unterfordert fühlen. Die exzellente Steuerung gibt euch jederzeit das Gefühl absoluter Kontrolle, die üppig inszenierten Levels versetzen euch immer wieder in ungläubiges Staunen und die Bosskämpfe sorgen für schweißnasse Hände und einen angenehm erhöhten Adrenalinspiegel. Und das Beste daran: Die neue Action-Referenz auf der Wii kostet euch gerade einmal um die 40 Euro.

Sin and Punishment: Successor of the Skies ist ab sofort für Wii im Handel erhältlich.

9 / 10

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Thomas Nickel

Autor

Fest in der 16Bit-Ära verwurzelt, lehrt der freie Autor Spielegeschichte an der Frankfurter Games Academy. Wird eher selten vor Ego-Shootern gesichtet.

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