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Sine Mora

Wenn die Ungarn mit dem Suda...

Wenn ein horizontal scrollender Shooter der alten Schule für die Download-Plattformen angekündigt wird, dann wird der Kenner hellhörig. Wenn sich dann noch herausstellt, dass die entsprechende Ballerei eine Co-Produktion zwischen dem ungarischen Team Digital Reality und dem japanischen Avant-Garde-Entwickler Suda 51 (der spricht sich übrigens Suda Goichi - 5 = go, 1 = ichi) und seinem Studio Grasshopper ist, dann rutscht das gute Stück im allgemeinen Interesse gleich so weit nach oben, dass wir es uns nicht nehmen lassen, euch den kommenden Download-Shooter schon einmal in einer ausführlichen Vorschau näher zu bringen.

Dabei ist Sine Mora im Grunde nicht halb so durchgeknallt wie die anderen Projekte des Herrn Suda. Es ist weder grotesk-avantgardistisch wie das kürzlich vorgestellte Black Knight Sword noch setzt es auf die gnadenlose Exploitation eines Shadows of the Damned oder des kommenden Lollipop Chainsaw. Tatsächlich war das das oberste Ziel der ungarischen Entwickler, einen Shooter zu entwickeln, der die goldenen Zeiten des Genres während der 16Bit-Generation wieder aufleben lässt.

Im Klartext heißt das: Sine Mora verschreibt sich nicht der Bullet-Hell-Tradition kontemporärer Cave-Titel, sondern es orientiert sich vor allem an den Klassikern von Mega Drive und PC-Engine. Spielerisch sehen wir da Spuren von Titeln wie Thunder Force, Lords of Thunder oder Gley Lancer, inhaltlich wird aber auf das damals so beliebte Weltraum-Setting verzichtet und auf bunte Steampunk-Grafik gesetzt. Ihr fliegt in einer von drei unterschiedlich konfigurierten Maschinen über das Meer und an Küsten entlang, taucht auch mal eine Runde unter und schießt dabei natürlich wie es sich gehört auf alles, was sich bewegt.

Das wichtigste Element bei Sine Mora ist die Zeit - die arbeitet zu eurem Vor- und zu eurem Nachteil. Euer Vorteil ist es, wenn ihr die Zeit kurzfristig fast zum Stillstand bringt. Wenn ein garstiger Gegner den Bildschirm nur so mit glühenden Geschossen füllt, dann manövriert es sich gleich viel einfacher, wenn ihr die Zeit kurz stoppt und so die schnellen Projektile quasi einfriert. Eine Leiste zeugt euch an, wie lange ihr das tun könnt.

Gleichzeitig dient die Zeit aber auch als eine Art Lebensenergie-Ersatz. Kassiert ihr Treffer, dann steckt das euer Flieger recht gut weg, allerdings kostet euch das einen Teil der verbleibenden Zeit. Läuft die aus, dann verliert ihr eines eurer Leben. Zum Glück könnt ihr da mit erfolgreichen Abschüssen gegenhalten, jeder erledigte Gegner addiert wieder ein wenig zu eurem Zeitkonto hinzu. Auch diverse Extrawaffen und Hilfsmittel wie Schutzschilde machen euch natürlich das Leben leichter.

Interessant ist die Storylastigkeit von Sine Mora: Anstatt die Geschichte auf ein knappes Intro und einen Abspann zu beschränken, folgt ihr immer wieder dem Funkverkehr eures Piloten und seiner Kumpanen. Die äußern sich witzigerweise nicht in generischem Englisch oder Japanisch, die Sprachausgabe von Sine Mora ist komplett in Ungarisch gehalten! Ursprünglich waren die ungarischen Stimmen nur als Platzhalter gedacht, tatsächlich gefielen sie dann aber Digital Reality und Grasshopper so gut, dass sie gleich beibehalten wurden - eine sympathische Entscheidung!

Nach meiner ausführlichen Anspielsession (ich konnte es kaum erwarten, dem Entwickler endlich das Pad zu entreißen...) ist eines klar: Sine Mora wird toll! Wer damals schon begeistert auf den 16-Bittern die Welt in Schutt und Asche legte, ist hier genau richtig. Hier werden gekonnt klassische Qualitäten der guten, alten Shooter-Zeit mit dem interessanten Zeit-Feature und extrem hübscher Polygon-Präsentation verbunden. Genau so stellen wir uns eine gelungene internationale Co-Produktion vor: Digital Reality sorgt für astreine Spielbarkeit, saubere Technik und ansprechendes Design, Akira Yamaoka zaubert die perfekte Soundkulisse und Suda 51s kreativer Geist schwebt spürbar, aber doch angenehm unaufdringlich über dem Gesamtwerk. Hoffentlich macht diese Art der Zusammenarbeit weltweit Schule!

Sine Mora wird irgendwann Ende des Jahres für Xbox 360 und PS3 erscheinen.

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

In diesem artikel

Sine Mora

iOS, PS3, Xbox 360

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Über den Autor
Thomas Nickel Avatar

Thomas Nickel

Autor

Fest in der 16Bit-Ära verwurzelt, lehrt der freie Autor Spielegeschichte an der Frankfurter Games Academy. Wird eher selten vor Ego-Shootern gesichtet.
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