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Splatterhouse

Feuer, Blut und Dosenbier

Ihr müsst lernen, die richtige Kombo in Bezug auf die richtige Entfernung zum Gegner anzusetzen, um so etwas zu vermeiden. Da selbst relativ banale Monster schon sehr schmerzhafte Treffer landen können, fällt Splatterhouse nicht in die Kategorie der Games, die man mal eben durchhetzt. Seid ihr nicht achtsam und dreht der Gefahr den Rücken zu, wird sie euch so richtig in den Hintern treten. Da helfen dann auch die zahlreichen, durch gesammelte Punkte freigeschalteten Extras nicht mehr. Nur der Blutdurst der Maske rettet euch. Habt ihr euren Blutmeter durch Prügeleien ein wenig aufgeladen, wird per simpler Tastenkombo der Blutsauger angestellt und ihr regeneriert auch in einem vielfachen Strom aus roter Weichmasse. Als Bonus wird das auch ein klein wenig optisch umgesetzt, indem die eigene Figur mit zunehmenden Schaden immer stückeliger wird und sich dann wieder zusammensetzt.

Dank solcher Heilmechanismen bleibt das Spiel stets fair und fordernd. Die derzeit beinahe gängigen acht bis zehn Stunden werden dabei kaum überschritten, aber in dieser Zeit findet ihr außerhalb der eigentlichen Kämpfe eine überraschende Quelle großen Ärgers. Es sind nicht die Bosskämpfe, die zwar ein wenig spektakulärer – wenn auch nur schwer noch blutiger – hätten ausfallen können, es sind stattdessen die Reminiszenzen an vergangene Tage.

Von Zeit zu Zeit schwenkt das Game in eine Seitenperspektive - 2,5D, wenn ihr so wollt. Prügeln klappt hier gut, über Spike-Fallen hinwegrennen ist auch okay, aber das Springen geriet zur Vollkatastrophe. Wie ein nasser Sack mit gebrochenen Beinen arthritisiert der Aushilfs-Jason mit letzter Kraft über kleine Löcher im Boden. Wenn er nicht hineinfällt, dann nimmt ihn das Schwingbeil den letzten Meter mit. Und der letzte Rücksetzpunkt lag ein Weilchen zurück, ganz am Anfang der Sequenz. Traum. Vor allem mit Ladezeiten, die schon mal 20 Sekunden oder mehr brauchen, um den Level neu zu starten. Das sind die Momente, in denen man schon mal grübelt, ob ein anderes Hobby nicht auch ganz nett wäre.

Aber sie vergehen, irgendwie überlebt man, und selbst wenn es einen nicht stärker machte, scheint bei den Entwicklern im Laufe der Zeit die Erkenntnis gekommen zu sein und man gestaltete die Sequenzen mit fortschreitendem Spielverlauf besser. Nicht gut, nie großartig, aber spielbar. Das sind sie erst, sobald man die drei versteckten alten Arcade-Games freischaltet und dort sieht, dass Splatterhouse mal 2D und seine Tricks halbwegs beherrschte. Nicht gerade ein Mario, aber als Bonus eine willkommene Dreingabe. Selbst wenn der Blutfaktor stark unter den neuen Wellen liegt.

Splatterhouse - Launch-Trailer

Splatterhouse bietet solides Vergnügen der trashigen Art. Ist Silent Hill 2 der Psycho-Cocktail in der stylischen Bar „Siebter Kreis der Hölle", dann ist Splatterhouse die Dose Faxe auf dem Trash-Metal-Festival und GWAR legt gerade los. Das ist billig und macht ne Menge Kopfschmerzen, aber hauptsache man hatte Spaß. Der ist hier unter all den roten Blut-Wogen zu finden, hat man sich erstmal damit arrangiert, dass meist monoton geprügelt wird und das bis zum Umfallen. Gut für Splatterhouse, dass die gute Spielbarkeit die Freude an der Wiederholung einfacher, mechanischer Abläufe aufrechterhält. Näher an Final Fight als an God of War. Und blutiger als alle beide und noch ein paar weitere zusammen.

Reicht euch das, dann seid ihr ein Kandidat für Dr. West, aber ihr müsst bedenken, dass ihr durch die Nostalgiehölle müsst. Auch wenn ich das Kopfnicken in Richtung Original in Form von 2D-Pasagen generell lobe, sollte man diese doch zumindest nicht schlechter als vor 20 Jahren umsetzen. Dazu kommen jede Menge Schlampereien im Detail, wie die Treffererkennung über bestimmte Entfernungen, und natürlich ist das Ding am Ende hohl wie die Nacht finster. Um es ganz deutlich zu machen: Hier heißt es in den Raum hinein, die Wände mit Blut streichen und zum nächsten Raum. Bitte wiederholen. Es ist insgesamt etwas zu simpel, um komplett zu überzeugen, etwas zu blutig, um noch restseriös zu wirken, und doch muss ich sagen, dass ich in gewisser Weise Splatterhouse ins Herz geschlossen habe. Trash, aber guter Trash. Kult-Trash, an den man sich in 20 Jahren noch erinnert? Vielleicht. Wer kann das heute schon sagen. Sollte Blut dafür immer noch reichen, dann stehen die Chancen gut.

Splatterhouse ist ab sofort auf Xbox 360 und PS3 zu haben. Eine offizielle deutsche Version gibt es nicht.

6 / 10

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In diesem artikel

Splatterhouse

iOS, PS3, Xbox 360

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Martin Woger Avatar

Martin Woger

Chefredakteur

Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.

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