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S.T.A.L.K.E.R.: Clear Sky

Ganz.schön.grau

Das Ende der Welt ist grau. Wenn Hitze, Druckwellen und Strahlung das Leben vernichten, bleibt nur Staub zurück. Menschen werden wie Schatten an Häuserwände projiziert und ein lebloser Schleier legt sich auf die Überbleibsel der Zivilisation. Mit Grauen und Faszination betrachten wir die Bilder solcher Katastrophen, fühlen uns gleichzeitig angezogen und abgestoßen. Der Reiz von Endzeitspielen liegt also im Hauch des Todes, der unsere Normalität in Stücke reißt und sie in das strenge Korsett der Farblosigkeit sperrt. Gleichzeitig austauschbar und einmalig, zog uns so auch S.T.A.L.K.E.R.in seinen Bann.

Denn die Entwickler von GSC Game World brauchten keine Filmaufnahmen von Hiroshima, kein Fallout oder The Day After, um Inspirationen für ihre ganz eigene Apokalypse zu finden. Sie mussten nur vor die eigene Haustür in Kiew treten und die Todeszone von Tschernobyl in Pixelform bannen. Eine Aufgabe, die sie bei ihrem Erstling bravourös meisterten.

Das Ergebnis war eine atmosphärische Meisterleistung, die die frustrierende Realität ihres Super-GAUs zum Leben erweckte. Ein außergewöhnliches Stück Software, das aber auch mit einigen Problemen zu kämpfen hatte. Trotz gigantischer Entwicklungszeit kam der Titel mit jeder Menge Fehlern auf den Markt, quälte die Spieler mit einem hammerharten Einstieg und verlor viel zu oft die Geschichte aus den Augen. In der Weite der Todeszone wartete zu viel Ablenkung auf den Spieler. Immer gab es etwas Neues zu entdecken und es fiel schwer, der Handlung zu folgen. Der Titel war kein Spiel für Weicheier, sondern für echte Hardcore-Fans mit Hang zum Masochismus.

Atmosphäre

Nun, 1 ½ Jahre später, steht mit S.T.A.L.K.E.R. Clear Sky ein Nachfolger in den Startlöchern, der sich ein paar der Probleme des ersten Teils annimmt und den Prolog zu den Geschehnissen in Shadow of Chernobyl erzählt. Die Vorabversion lief auf unseren Systemen erstaunlich fehlerfrei und konnte trotz kräftigem Grafik-Update auch bei der Performance überzeugen. Das Gameplay hat man in vielen Punkten verbessert, doch einfacher wurde der Titel bei weitem nicht.

Auch S.T.A.L.K.E.R. Clear Sky ist kein weichgespülter Casual-Shooter, den man in ein paar Stunden durchspielt und innerhalb von fünf Minuten verstanden hat. Es ist ein russisches Hardcore-Spiel deftigster Bauart, das Euch entweder gnadenlos an den Eiern packt und erst nach 20 bis 30 Stunden wieder ans Tageslicht befördert. Oder Euch schon nach einer halben Stunde so frustriert, dass Ihr winselnd zu Call of Duty 4 zurückkehrt.

In den Sümpfen gilt es, Pumpstationen und Aussichtstürme einzunehmen.

Ihr seid also wieder zurück in der Zone, diesmal in der Rolle des Söldners Narbe, der bei einer Expedition in den Strahlungskern von einer gewaltigen Emission überrascht wird. Wie sich herausstellt, hat eine Gruppe von Stalkern den Gehirnschmelzer erreicht - dieses seltsame Artefakt, das nach der Katastrophe im Reaktorgebäude auftauchte und damit einen Prozess auslöste, der die Zone in die Hölle verwandelt, die Ihr aus dem ersten Teil kennt.

Nur leicht verstrahlt und deutlich zugänglicher, präsentiert sich das Todes-Gebiet deutlich freundlicher als im Vorgänger. Das gleißende Licht, das harte Schatten über die verschlafenen Wälder, weitläufigen Sümpfe und verrotteten Städte wirft, ist hier noch nicht der Vorbote des Todes, sondern schlicht ein beeindruckender Beweis für die Qualitäten der frisch renovierten X-Ray-Grafik-Engine. Auch die Mutantenpopulation hält sich in Grenzen und verwandelt eine gemütliche Landpartie nicht gleich in einen Spießrutenlauf. Es gibt Landstriche, die sogar fast bewohnbar aussehen. Und die seltsamen Anomalien drohen Euch nicht alle paar Meter in verstrahltes Hackfleisch zu verarbeiten.

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Über den Autor

Kristian Metzger

Contributor

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