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Star Wars: The Old Republic und der neue Patch 1.3 – ArtikelRepublic

Der Sauerstoff wird knapp: Auf weniger Servern und mit Gruppenfinder soll das Zusammenspiel im Sternenkrieg wieder Spaß machen.

80 zu 11. Will man wissen, wie es derzeit um Star Wars: The Old Republic bestellt ist, kommt man um solche Zahlenverhältnisse nicht herum. Wahnwitzige 80 europäische Server sind derzeit gesperrt für neue Charaktere. Nur wer bereits einen Helden dort sein Eigen nennt, darf sich (vorerst) noch einloggen. Dem stehen elf aktive Server gegenüber. Auf vier davon wird Deutsch gesprochen (zwei PvE-, ein PvP- und ein RP-Server). Auf den US-Servern schaut es ähnlich aus. Gleichzeitig versuchen EA und BioWare die Spieler durch ein exklusives Pet und ein Ingame-Währungs-Geschenk von 25 schwarzes Loch Auszeichnungen zum Umzug ihrer Charaktere auf einen vorgegebenen Server zu bewegen. Und es funktioniert. Die wenigen verbliebenen Welten sind voll - die Spieler dort sind dankbar dafür und nehmen sogar sporadische Performance-Einbrüche in Kauf. Hauptsache es ist wieder was los.

Selten hab ich mich so einsam gefühlt wie in den letzten Tagen als Schurke und Wookie-Treiber auf Murakami Orchid, einem der alten PvE-Server. Um das mit einem Griff in die Kalauer-Kiste auszudrücken: Mein Schmuggler war eher Solo als Han. Das Pet und die Punkte hätten die Macher behalten können. Mehr Motivation braucht man zum Server-Wechsel nicht, als eine derart leer gefegte Welt zu erleben. Der letzte Mensch auf Erden? Das war ich. Will Smith kann sein "I am Legend" in der Pfeife rauchen.

Ein Blick auf die aktuelle Serverliste. Viele Spieler haben bereits zu den wenigen belebten Servern gewechselt.

Nun hat man SW:TOR schon immer nachgesagt, dass es eher ein Einzelspieler-RPG mit sporadischen Koop- und PvP-Einlagen sei, als ein richtiges MMO. Tatsächlich habe ich sogar anlässlich Patch 1.3 einen neuen Charakter auf dem sinkenden Server-Schiff angefangen und kam lange Zeit prima ohne Mitspieler aus. Wenn einer sonst mit Mehrspieler-Titeln nicht viel am Hut hat und sich ein MMO aussuchen müsste, wäre SW:TOR noch immer eine ausgezeichnete Wahl. Die Klassenstories und Dialogsequenzen können Einzelgänger durchaus für eine Weile bespaßen. Dass die Quests nicht gerade vor Kreativität sprühen (X töten und Y sammeln) ist dabei das größte Problem. Hier wünscht man sich, dass BioWare mal bei den Kollegen von Funcom abkupfert. Die zeigen mit The Secret World derzeit, wie abwechslungsreiche Missionen auszusehen haben.

Sobald dann freilich die letzte Klassenquest erledigt und die letzte Dialogsequenz über den Bildschirm geflimmert ist, wendet sich selbst der hartnäckigste Eremit dem übrigen Mehrspieler-Content wie Flashpoints, Operationen oder Schlachtfeldern zu. Wenn das früher mangels Gruppenfinder-Tool schon kein Zuckerschlecken war, so wurde es jetzt auf den "totgeweihten" Servern zu einer Qual. Nur zu Stoßzeiten fand ich im Chat eine Handvoll Gesprächspartner, das galaktische Handelsnetz war leerer als ein Getränke-Automat in der Sahara und der Matchmaker für PvP-Schlachtfelder brachte selbst nach Stunden keine Partie zustande. Wie gesagt: Wer da nicht freiwillig umzieht ist entweder bekennender Masochist oder hat irgend ein Gelübde abgelegt. Her mit dem Transfer!

Star Wars: The Old Republic - HK-51-Trailer

Ihr dürft derzeit gratis von eurem alten Server auf einen vorgegebenen neuen Server umziehen. Um den Wechsel einzuleiten, müsst ihr euch auf swtor.com einloggen und ins Account-Menü gehen. Auf der linken Seite seht ihr den Punkt "Charaktertransfer" und erfahrt dort mehr über die Voraussetzungen und welche Server zur Verfügung stehen. Ingame-Mails, Auktionen, Freundeslisten und Clan-Zugehörigkeit gehen dabei verloren. Außerdem musste ich mein Vermächtnis neu aktivieren, wobei die freigeschalteten Skills und Werte erhalten blieben. Im schlimmsten Fall hätte ich meinen Charakter umbenennen müssen, wenn bereits ein anderer Spieler am Zielort einen Recken mit diesem Namen besitzt. Der Vorgang selbst war dann - zumindest bei mir - relativ unspektakulär. Charakter auswählen, vorgeschlagenen Server anklicken, bestätigen und schon Minuten später hatten alle meine Helden ein neues Zuhause.

Wer jetzt wieder nach längerer Abstinenz einsteigt (bis Stufe 15 kann man kostenlos spielen), darf sich in der aktuellen Version 1.3 über einige nützliche Neuerungen freuen. Das modifizierbare Interface und das rudimentäre Vermächtnis-System gibt es schon seit Patch 1.2. Komplett neu sind hingegen der Gruppenfinder, die Charakter-Vorteile durch das Vermächtnis-System und die Aufwertungs-Kits, mit denen ihr Gegenstände durch Slots verbessern könnt. PvP-Süchtige schielen bereits auf die erste Vorsaison der Ranglisten-Kriegsgebiete für Teams. Außerdem werden Gegenstände jetzt fraktionsübergreifend im galaktischen Handelsnetz vertickt, Adaptive Sozialausrüstungen erlauben den Einsatz von schmucken Sozial-Outfits im Kampf und natürlich wurde wieder kräftig an der Balancing-Schraube gedreht.

Star Wars: The Old Republic - Trailer

Zunächst einmal ein kleiner Blick aufs erweiterte Vermächtnis-System. Bestimmte Spezies bei der Klassenwahl freizuschalten und einen Stammbaum erstellen zu können, war ja ganz nett, aber erst die Vermächtnis-Skills verleihen dem Ganzen einen praktischen Nutzen. Hier wird unterschieden zwischen freischaltbaren Boni, die den einzelnen Charakter betreffen und serverweiten Boni, die alle Charaktere eines Vermächtnisses betreffen.

Mit der richtigen Stufe und genügend Credits auf dem Konto könnt ihr zum Beispiel Gleiter jetzt bereits ab Stufe 10 Nutzen (die Fähigkeit muss nur im Vermächtnis gekauft werden; ein Besuch beim Skill-Trainer erübrigt sich dadurch). Oder ihr erhöht eure Erfahrungsgewinne in Flashpoints, Klassenquests oder für das Erkunden um ein paar Prozent. Spezielle Droiden lassen euch Gegenstände unterwegs reparieren, handeln oder Mails lesen. Wer möchte kann außerdem den Schrott-Verkauf seiner Gefährten beschleunigen, deren Zuneigungsgewinn durch Geschenke erhöhen oder die Chance für kritische Erfolge beim Handwerk verbessern. Billig ist der Spaß freilich nicht. Eine einprozentige Chancen-Erhöhung für bessere Crafting-Ergebnisse schlägt zum Beispiel mit 50.000 Credits zu Buche. Andererseits sind solche Beträge für Veteranen kein Problem, die längst nicht mehr wissen, wohin mit ihrem Spielgeld. Einen neuen Charakter hochzuziehen, wird dann um einiges angenehmer.

Noch nützlicher - und teurer - sind die serverweiten Extras. Besonders die Zusätze für euer Schiff stechen hier heraus. Da gibt es für eine Million Credits einen Reperaturdroiden für Gegenstände, ein Schiffspostfach für In-Game-Mail und Trainingsdummies für 500.000, sowie einen Kiosk des galaktischen Handelsnetzes für schlappe fünf Millionen. Nebenbei kann man noch spezielle Fähigkeiten freischalten, die während der Heldenmomente eingesetzt werden können oder einen Raketenschub, der einen in brenzligen Situationen aus der Klemme katapultiert. Wer einen Charakter mit reiner Gesinnung besitzt, freut sich über zwei zusätzliche Schutz-Skills, die euch entweder auf Kosten der Gesundheit eures Gefährten heilen oder euch beide kurzzeitig vor Schaden bewahren. Alles praktisch, wenn auch nicht spielentscheidend.

Der neue Gruppenfinder soll euch schnell mit der richtigen Party zusammen bringen

Veteranen werden sich vermutlich eher für den neuen Gruppenfinder interessieren. Diesen findet ihr als kleines Icon neben eurer Minikarte. Das Tool lässt euch die Wahl zwischen verschiedenen Rollen wie Tank, Damage-Dealer oder Heiler, dann wählt ihr die gewünschten Flashpoints oder planetengebundenen Quests und werdet in eine Liste eingetragen. Wenn genug Spieler für eine Party beisammen sind, öffnet sich ein Hinweisfenster und ihr werdet direkt an euren Einsatzort teleportiert. Das Tool funktioniert vor allem für hochstufige Charaktere zuverlässig und schafft schon nach wenigen Minuten erste Partien heran - mit Level 50 gibt es genügend Spieler, die täglich ihre Einsätze abgrasen. Wer gerade einen Charakter hochzieht, muss hingegen meist länger auf eine Gruppe warten. Tagsüber war der Gruppenfinder - jedenfalls in meinem Test - relativ nutzlos. Erst zu den Stoßzeiten abends war die Chance gut, sich einem Team anzuschließen. Das Tool lässt euch übrigens nur Einsätze der gleichen Stufe wie der eures Charakters auswählen. Wer mit seinem Level 50 Held durch einen Stufe 10 Flashpoint wie Black Talon rennen möchte, muss sich also selbst darum kümmern. Im Übrigen wird es noch seine Zeit dauern, bis der Gruppenfinder die Suche im Chat vollkommen ersetzen kann - vielen Spielern dauert es schlicht noch zu lange, bis das System mal eine Gruppe nach den vorgegebenen Kriterien beisammen hat. Hier wären flexiblere Optionen wünschenswert.

Der neue Patch spendiert so manches praktische Feature und die entschlackte Server-Architektur bringt endlich wieder Leben in die Bude. Trotzdem hat man das Gefühl, dass SW:TOR noch immer im behäbigen Tempo eines Hutten beim Hürdenlauf entwickelt wird. Darüber können auch der gerade angekündigte neue Droiden-Gefährte HK-51 oder die frischen Weltraum-Einsätze nicht hinweg täuschen. Die Macher sollten sich sputen, denn mit Guild Wars 2 am Horizont und starken Konkurrenten wie The Secret World im Nacken wird die Luft für den Sternenkrieg schnell dünner. Fans rufen zum Beispiel nach Server-übergreifenden PvP-Schlachten und mehr Gruppen-Inhalten oder neuen Kapiteln für die Klassen-Stories. Nicht wenige Kritiker fordern außerdem einen Wechsel zum Free-to-play-Modell. Doch EA und BioWare zieren sich bei diesem Punkt beharrlich. Manchmal streckt ein Entwickler im Interview einen Zeh ins Wasser, doch kurze Zeit später wird alles in dieser Richtung dementiert. Die Frage ist: Wie lange noch?

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Frank Erik Walter

Freier Redakteur

Tagsüber arbeitet Frank als freier Journalist. Nachts jagt er seit 2010 flüchtige MMOs für Eurogamer.de und die MMO PRO. Skittles und Tetris sind sein Kryptonit.
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