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Steel Battalion: Heavy Armor

Von wegen Casual

Meine erste Reaktion auf die Ankündigung eines Steel Battalion für Kinect: Welcher besoffene Japaner hat sich das denn schon wieder ausgedacht? Einer der komplexesten Konsolen-Titel der letzten zehn Jahre mit Casual-Game-Steuerung. Das kann nicht funktionieren. Etwa dämlich mit den Armen zielen und auf der Stelle laufen, um vorwärts zu gehen? Mit dem Oberkörper umdrehen und dann laut Schuss rufen? Das wäre eine Vergewaltigung des Originals, ein Affront gegen mein heißgeliebtes, damals 250 Euro teures Monster-Cockpit.

Doch nach der ersten Spielvorführung auf der diesjährigen gamescom kann ich Entwarnung geben. Steel Battalion: Heavy Armor ist Hardcore, auch wenn es zu Beginn etwas dämlich aussieht, wenn der japanische Vorführer auf einem Stuhl sitzend zum ersten Mal die Maschine anwirft und wild mit den Armen wedelt. Und auch bei der Geschichte scheinen die Japaner erst einmal zu tief ins Sake-Glas geschaut zu haben. Im Jahr 2020 zerfressen Mikroben alle Mikro-Chips und befördern damit den hochgerüsteten Militärapparat der Weltmächte in die 40er Jahre des 20. Jahrhunderts zurück.

Anstatt mit zielsuchenden Raketen und High-End-Zielcomputern kämpfen die Soldaten auf einmal wieder mit Augenmaß und mechanischen Zielhilfen. Allein die seltsamen zweibeinigen Roboter namens Vertikal Tank zeugen noch von der Kreativität der westlichen Kriegstreiber. Sonst alles back to the roots sozusagen. Und das Gleiche gilt auch für die internationalen Beziehungen. Keine Spur von eitel Sonnenschein, vielmehr brechen auf einmal wieder alte Konflikte aus. UN-Truppen marschieren in den USA ein und die stolzen Vereinigten Staaten schrumpfen auf acht Sterne zusammen. Bis sie sich 60 Jahre später für einen Gegenoffensive entscheiden. Das erste Ziel: New York.

Los geht es dann auch gleich mit dem D-Day. Mit klapprigen Landungsbooten geht es vorbei an der Freiheitsstatue in Richtung Hudson River und die dort gelegenen Strände. Dazu passend versprüht die Einstiegssequenz „Soldat James Ryan“-Feeling. Die ersten Infanteristen werden von Geschützstellungen und am Strand geparkten VTs in blutige Stücke geschossen. Steel Battalion: Heavy Armor versprüht hier nicht nur viel Kriegs-Atmosphäre, sondern auch gleich die richtige Portion Splatter.

Doch kommen wir zu unserm japanischen Tour-Guide zurück, der nach der Cutscene auf das Innere seines zweibeinigen Panzers starrt. Das Cockpit wird dabei herrlich detailliert in Szene gesetzt und bietet sogar zwei Beifahrer. Ein Navigator und ein Ladeschütze. Umschauen kann man sich in dem Kriegsgerät mit kurzen Wischbewegungen und dem Drehen des Kopfes. Außerdem aktiviert man mit Gesten Geräte und wie beim Original einzelne Schalter. Ein Griff neben dem Stuhl löst zum Beispiel die eingebaute Bremse. Ihr startet das Gerät mit einer Drehbewegungen und wenn ihr kurz aufsteht, klettert euer Charakter nach oben und schaut aus der Dachluke. So weit, so albern.

Beugt ihr euch aber nach vorne und schaut durch den Sehschlitz, könnt ihr den Koloss ganz normal mit den Analog-Sticks steuern. Im Prinzip wird nach Forza 4 damit zum ersten Mal eine richtige Hardcore-Steuerung mit Kinect verbunden. Gleichzeitig offerieren die Gesten auch die simulationsartige Spielerfahrung des Vorgängers. Alles läuft glaubwürdig in Echtzeit ab und ihr müsst praktisch jeden Handgriff selbst erledigen.

Als dann endlich die Klappe des Landungsbootes aufspringt und ihr den Strand betretet, bricht die Hölle los. Wie schon beim Original müsst ihr euch erst einmal durch die Verteidigungsstellungen schießen. Über den Sehschlitz funktioniert das Ganze ohne Zielhilfe. Ihr könnt im Nahbereich feindliche Infanteristen bekämpfen oder sehr nahe Fahrzeuge erledigen. Für den Fernkampf beugt ihr euch wieder nach hinten, greift nach oben und zieht das Zielperiskop hinab. Daraufhin erscheint ein klassisches Fadenkreuz, das ihr wieder mit dem Controller steuert. Der Bildausschnitt ist dabei begrenzt, viel realistischer lassen sich diese fiktiven Gefechte eigentlich nicht umsetzen.

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Kristian Metzger

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