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Story of Seasons: Friends of Mineral Town Test (Switch, PC): Bauer sucht Frau

Eine Übung in Beschaulichkeit.

Simple und limitierte, aber betuliche, ansprechende Neuauflage eines der besten Harvest Moons. Stardew Valley ist trotzdem deutlich weiter.

Story of Seasons: Friends of Mineral Town Test (Switch, PC). Martin hatte das in einem separaten Artikel ja schon aufgedröselt: Wer beim Anblick der neuen Harvest-Moon-Spiele der alten Zeit nachtrauert, schaut einfach an der falschen Adresse. Das 'echte' Harvest Moon heißt aus rechtlichen Gründen mittlerweile Story of Seasons - und diese Reihe erhält mit Friends of Mineral Town einen Teil auf Switch und PC.

"Neu" ist dabei relativ, denn Friends of Mineral Town ist die Story-of-Seasons-Version des genauso untertitelten Harvest Moon für den Game Boy Advance von 2003, das wiederum eine Art Remake des ersten PlayStation Harvest Moon war. Alles klar? Falls nicht: Auch nicht so schlimm, denn so umfassend wie sich Friends of Mineral Town runderneuert zeigt, sind die Bezüge zum Original vernachlässigbar. Ich gebe allerdings zu, das Spiel kann nicht verhehlen, dass es aus einer anderen Zeit kommt. Hält man etwa ein Stardew Valley daneben, wirkt das deutlich ... nun ja, peppiger, belebter und entwickelt irgendwie mehr Drive.

Verdammt niedlich, diese Hühner. Seid ihr bereit, sie in den Kampf zu schicken?

Gut, dass man diese Sorte Spiel nicht unbedingt dafür ansteuert, denn ansonsten haben die Entwickler um Harvest-Moon-Erfinder Yasuhiro Wada alles andere als einen schlechten Job gemacht. Dieser alte Beinahe-Klassiker ist so gut, wie ein Friends of Mineral Town 17 Jahre später nur sein kann, und das ist immer noch ziemlich ordentlich. Ich mag sogar den Grafikstil ganz gerne. Vor allem, wenn es um Kühe mit rosa Flecken geht, die - na klar - Erdbeermilch geben, geht mir das Herz auf. Ich habe mitbekommen, dass die Optik in Fankreisen zwiegespalten aufgenommen wurde, ich habe aber absolut kein Problem mit ihr. Zugegebenermaßen fehlt ein wenig der Schliff und die in jedem Winkel sichere gestalterische Hand, die man an vielen aufwendigeren Produkten spürt.

Auf jeden Fall überzeugt aber die Technik: Geschickt eingesetzte Tiefenschärfe rahmt das Bild schön plastisch ein und die Bildrate sieht nach stabilen 60fps aus. Wer den entschieden japanischen Einschlag mag und keine übertriebene Originaltreue verspürt, dürfte keine Probleme haben, amüsiert seinem bäuerlichen seinem Tagwerk in Mineral Town nachzugehen.

Zack holt jeden Tag um 17 Uhr Eure Waren aus dem Postkasten. 9 to 5 Arbeit als Videospiel.

Das besteht - wenig überraschend - im Pflanzen und Pflegen diverser Pflänzchen für landwirtschaftliche Produkte, dem Päppeln von Kühen, Schafen, Hühnern und Pferden und der Verarbeitung und dem Verkauf der Dinge, die all das abwirft. Das ist alles natürlich stark vereinfacht und in Sachen Simulation sehr stromlinienförmig angelegt. In den beiden Minen unter Mineralstadt schürft ihr unterdessen nach Erz, mit dem ihr eure Ausrüstung verbessert, und damit dann zum Beispiel größere Steine vom Acker entfernen könnt. Und natürlich geht ihr auch ein wenig angeln oder Pilze sammeln, wenn ihr denn wollt. Alles, so lange eure Ausdauer reicht und bis ihr schlafen gehen müsst. Ein bisschen Zeit- und Erledigungsdruck spielt also durchaus mit, wenn man sich so seine Ziele setzt, die man erledigen will, bevor einem die Puste aus- oder die Sonne untergeht.

Die Simplizität ist in diesem Fall kein echtes Problem, es gibt immer genug zu tun, um von der mangelnden Tiefe abzulenken, und die nächste Jahreszeit, in der man seine Bemühungen auf andere Bewirtschaftung umstellt, ist nie weit entfernt. Das Spiel bleibt bei aller dezent angestaubter Einfachheit immer ganz gut im Gang. Die grundlegenden Belohnungsmechanismen funktionieren - wenn man seine Erträge abends in den Versandbriefkasten legt und die Kasse klingelt, weiß man, wofür man das alles macht. Schade, dass viele Werkzeuge in Sachen Feedback bei der Benutzung leider nicht besonders befriedigend sind. Ob man mit der Sense Gras trifft oder nicht, das sieht man nur daran, ob das das Unkraut verschwindet. Für die Animation eurer Spielfigur oder der Bewegung selbst macht es keinen Unterschied. Man könnte genausogut durch die Luft schlagen. Das geht besser. Auch hier: Schwamm drüber, wenngleich bei Nintendo im nicht komplett unähnlichen, aber an Landwirtschaft nicht interessierten Animal Crossing mehr Energie in jeder Bewegung liegt.

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Habt ihr an einem Tag auf dem Hof alles Wesentliche erledigt, wendet ihr euch der sozialen Komponente zu und unterhaltet euch mit den friedfertigen Bewohnern Mineralstadts, mit denen ihr euch Anfreunden und die auch zu eurem (neuerdings auch gleichgeschlechtlichem) Partner fürs Leben werden können, wenn ihr ihr Herz gewinnt. Das ist leider sehr simpel mit täglichen Geschenken und Leckereien zu bewerkstelligen. Und obwohl auch die sehr archetypisch angelegten Charaktere nicht schlecht geschrieben sind, wiederholen sich die Dialoge recht zügig. Immerhin sind einige der sozialen Events in der Stadt ganz nett, auch wenn mich keine zehn Pferde in die Kirche bekommen werden.

Davon abgesehen, spielt sich das alles vielleicht nicht mehr wahnsinnig zeitgemäß oder komplex, aber doch durchaus gefällig. Das einzige größere Problem, das Friends of Mineral Town hat, ist im Grunde Eric Barones Pixel-Meisterwerk als Konkurrenz - Stardew Valley. Habt ihr das noch nicht gespielt, sollte es unbedingt Priorität über das neue, alte Story of Seasons haben. Ist man mit Stardew Valley dagegen schon durch, fühlt sich die Harvest-Moon-Neuauflage wie ein entschiedener Rückschritt an. Sie hat zwar definitiv ihren eigenen Charme, und wenn es diese japanophile Optik sein soll, führt hieran kein Weg vorbei. Aber in erster Linie habe ich das Gefühl, dass hier die Fans des Originals bedient werden - die aber nehmen Story of Seasons: Friends of Mineral Town mit Kusshand und fühlen sich gleich wieder zuhause.


Entwickler/Publisher: Marvelous/XSeed - Erscheint für: Switch, PC - Preis: ca. 50 Euro - Erscheint am: erhältlich - Sprache: Deutsch - Mikrotransaktionen: nein - Getestete Version: Nintendo Switch

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

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Alexander Bohn-Elias Avatar

Alexander Bohn-Elias

Stellv. Chefredakteur

Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.
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