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Super Fruitfall

Früchte mit Dreh-Wurm

Es gibt ein Genre, das seit jeher Nichtspieler hinter dem Ofen vor lockt: Das Knobelspiel. Dies wusste auch Nintendo-Patriarch Yamauchi und schickte seinen Freund Henk Rogers ins wilde Russland der Wendezeit. Seine Mission: Reiß dir unter allen Umständen die Rechte am ebenso simplen wie genialen Tetris für unseren neuen GameBoy unter den Nagel. Auch heute noch lässt Erika Müller-Casual sich nicht von modernem Blendwerk wie High Dynamic Range Rendering und HDTV beirren. Nein, sie will doch nur Klötzchen stapeln. Und grübeln. Dank Super Fruitfall kann sie sich endlich wieder vor die Konsole ihres Sohnes schleichen und ihrer heimlichen Leidenschaft nachgehen.

Die Philosophie des Wii ist bekanntlich die, mit einfacher Steuerung Personen zu erreichen, die heute noch von komplexen Spielkonzepten abgeschreckt werden. Super Fruitfall passt dazu wie Arsch auf Eimer. Das Spiel nutzt die Möglichkeiten der neuen Steuerung zwar kaum, ist aber das einfachste Spiel, dass man sich vorstellen kann. Nicht leicht, aber einfach. Konsole anschalten, Fernbedienung in die Hand nehmen, los geht's.

Mit dem Steuerkreuz kippt Ihr den gesamten Sreen, um Früchte gleicher Sorte zusammenzubringen.

Auf dem Spielfeld sind Bananen, Orangen und Äpfel zugegen. Liegen drei oder mehr Früchte einer Sorte nebeneinander, bilden sie eine unangemeldete Versammlung und werden aufgelöst. Habt Ihr die Umgebung von allen fruchtigen Störenfrieden befreit, ist das Ziel erreicht und Ihr dürft weiter in die nächste Stage.

So weit, so bekannt. Doch in der Art der Zusammenführung gleichartiger Obsteinheiten betritt das Spiel neue Knobelpfade. In anderen Denkspielchen habt Ihr direkten Einfluss auf die Bewegung von Steinchen, Tierköpfen oder was auch immer Ihr eben so zusammenbringen müsst. Nicht so bei Super Fruitfall, denn dort dreht Ihr das gesamte Spielfeld. Die Früchte folgen der Schwerkraft, fallen auf den Boden, kommen so im Idealfall zwei ihrer „Artgenossen“ näher und lösen sich auf.

Ihr könnt die Stage um 90 Grad nach links und um 90 Grad nach rechts drehen oder sie gleich komplett auf den Kopf stellen. Das lässt sich mit Bewegungen von Nunchuk und Wiimote bewerkstelligen, funktioniert aber einfacher, indem Ihr auf dem Steuerkreuz nach links, rechts oder oben drückt.

In engen Stages versperren sich Früchte gegenseitig den Weg.

Was zu Beginn noch wie ein einfaches Geduldsspiel wirkt, wird mit der Zeit stetig kniffliger. In den ersten Levels lassen sich die Früchtchen mit etwas Herumgewurschtel immer irgendwie zusammenwürfeln. Später jedoch gibt es zum Beispiel gleich vier statt drei Äpfeln in einer Stage. Schickt Ihr nur drei davon auf eine Familienzusammenführung, lösen sich auch nur diese drei auf. Der vierte Apfel bleibt einsam und verbittert zurück. In solch einem Fall lässt sich die Stage natürlich nicht mehr lösen. Sorgfältiges Überlegen vor der ersten Drehbewegung ist auch dann nötig, wenn Steine oder Querstreben den Weg versperren.

Wer lieber im Duett knobelt, darf gegen einen befreundeten Gehirnakrobaten antreten. Der erste, der die zehn Labyrinthe nacheinander löst, gewinnt. Auch für Einzelspieler gibt es nur wenige Varianten. Im Arcade-Modus arbeitet Ihr Euch Stage für Stage voran. Beim Time Trial versucht Ihr - wer hätte es gedacht – Eure Bestzeit zu unterbieten. Im Practice-Modus könnt Ihr in aller Ruhe und bei einem lecker Tee nach einer Lösung für knifflige Probleme suchen. Der Umfang des Spiels ist also alles andere als üppig. Was trotzdem für einige Stunden Schädelrauchen sorgt, ist der stark ansteigende Schwierigkeitsgrad. Personen mit einer guten Übersicht – wie etwa Strategie-Spieler - sind bei der Lösung der Rätsel klar im Vorteil.

Neben der fehlenden Vielfalt ist auch die Technik der Knobelei sehr minimal ausgefallen. In der Anleitung faselt System 3-Chef Marc Cale von „atemberaubender Grafik“. Außerhalb der Traumwelt von PR-Flosskeln bewegt sich das Spiel aber auf dem Niveau einfachster Xbox Live Arcade-Titel. Die wenigen Musikstücke und Soundeffekte dudeln unauffällig vor sich hin. Wenigstens kostet der Titel nur 29,99 Euro. Für das Gebotene ist aber selbst diese Summe eine Menge Holz.

Super Fruitfall wirkt, als wollte System 3 die Gunst der Stunde nutzen und vom noch dünnen Line Up für Nintendo's neue Konsole profitieren. Sicherlich, die Idee mit dem Dreh ist frisch, die Umsetzung einsteigerfreundlich und die Rätsel unterhalten Euch dank steigendem Schwierigkeitsgrad einige Stunden. Die geringe Zahl an Spielmodi bietet für heutige Verhältnisse aber nicht genügend Abwechslung und Anreiz. Das machen Titel wie Tetris Worlds besser.

Wenn Euch 29,99 Euro nicht zu teuer sind und Ihr einen Knobler für Zwischendurch sucht, könnte Super Fruitfall aber das richtige Spiel für Euch sein.

5 / 10

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

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Über den Autor

Jan Wöbbeking

Contributor

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