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Swarm

Gruppenzwang

Ich bin kein großer Freund von Handlungen in den meisten Spielen. Nicht, weil ich bloß auf reinen Stumpfsinn setze, doch die Auswahl an wirklich interessanten Charakteren und die mit ihnen verbundenen Geschichten ist karg. Meist überspringe ich Sequenzen und Dialoge nach wenigen Sekunden, während meine innere Stimme ein von Homer Simpson inspiriertes „Boring!" ausstößt.

Genau deswegen lobe ich mir Titel wie Swarm, die es kurz und knapp halten. Nachdem ihr das erste Mal die Taste zum Starten drückt, seht ihr einen blauen Schleimklumpen, der auf einem vermüllten Planeten landet. Die schmierige Tentakel des Blobs kriecht sofort nach Kontakt am Bildschirm entlang und entpuppt sich als Oberweltkarte. Das Ganze ohne eine unnötig schlecht synchronisierte Hintergrundstimme, die uns eine belanglose Story erzählt. Vom Starten des Spiels bis zum ersten Level vergehen keine 15 Sekunden.

Schon seid ihr mittendrin und steuert die Gruppe von 50 Swarmites, die ihr von Punkt A nach B bringen müsst, ohne dass die komplette Truppe auf einmal stirbt. Und sterben werden die blauen Lemminge am laufenden Band. Zwischen jedem Blinzeln rennen die dummen Tierchen mehrmals in Sägeblätter, verbrennen bei Kontakt mit Lava oder stürzen sich in den Tod. Der Titel geht mit dem Massensterben seiner Protagonisten sehr humorvoll um und verteilt sogar Medaillen, wenn ihr eine bestimmte Todesart oft genug durchführt.

Für die großen Knöpfe benötigt ihr mindestens die angezeigte Zahl an blauen Tierchen.

Trotzdem besteht euer Ziel in der sicheren Führung durch die gefährlichen Hindernisparcours, gespickt mit Bomben, Kreissägen und tödlichen Gasen. Anstatt wie in Pikmin den Pulk indirekt zu lenken oder à la Lemmings nur die Umgebung zu beeinflussen, steuert ihr den Schwarm als einen lebendigen Organismus. Zum Umgehen der Fallen könnt ihr springen, sprinten, die Formation ändern und die Swarmites zu einem Turm stapeln.

Das Prinzip funktioniert auch super, zumindest bis auf das letzte Manöver. Denn es ist äußerst schwierig, einen perfekten Turm zu erschaffen und wirkt eher zufällig, wenn es ab und zu doch passiert. Und selbst dann fällt es wegen dem Kamerawinkel sehr schwer, die genaue Position von Gegenständen in der Luft zu bestimmen. Vor allem bei den beiden Bosskämpfen kann dies sehr nervig werden, falls ihr unter Druck einen bestimmten Punkt treffen müsst, bevor euch der nächste Angriff zurück an den Anfang befördert.

Zum Glück bereitet mir das restliche Spiel zu viel Spaß, um mich an solchen Kleinigkeiten aufzuhalten. Die zehn Level bieten immer neue Herausforderungen und steigern sich schnell im Schwierigkeitsgrad. Das Erreichen des Ausgangs ist dabei nicht das Kernproblem. Immerhin befinden sich an jeder Ecke Brutstätten, bei denen ihr euren Schwarm wieder aufstocken könnt, und die Checkpoints sind fair verteilt. Doch um die nächste Stage freizuschalten, benötigt ihr eine bestimmte Punktezahl.

Das Rammen von explosiven Fässern sollte kontrolliert stattfinden.

Hier liegt der Knackpunkt von Swarm, der die Spieler in zwei Lager spaltet. Falls ihr keine Lust darauf habt, einen Level mehrmals zu wiederholen, nur damit ihr die beste Route entdeckt, rate ich von einem Kauf stark ab. Ich hingegen sehe in diesem Punkt erst die wahre Faszination des Titels. Denn ohne solch einen Zwang der Highscore-Jagd würde mich das System dahinter kaum reizen. Da ich jedoch gezwungen bin, eine festgelegte Punktzahl zu erreichen, erweckt das Prinzip meinen Ehrgeiz.

Wenn ihr einen hohen Multiplikator aufrechterhalten wollt, sammelt ihr in kurzen Abständen DNA ein, die entweder in der Gegend schwebt oder durch das Zerstören von Kisten beziehungsweise das Aktivieren von Schaltern freigesetzt wird. Auch das Töten von Swarmites hält den Muliplikator am Leben. Es besteht also ständig ein Konflikt zwischen der Sicherheit eurer Swarmites sowie dem Drang, den Punktestand zu vergrößern.

Nach meinen knapp sieben Stunden mit Swarm, die ich bis zum Abspann benötigt habe, kann ich freudig verkünden, dass Hothead auch ohne eine Größe wie Ron Gilbert blendend zurechtkommt. Wenn ihr euch vom Zwang, mehrere Level öfters zu wiederholen, nicht abschrecken lasst, solltet ihr den Titel unbedingt eurer Sammlung hinzufügen. Ihr werdet die kleinen, blauen Deppen schnell in euer Herz schließen. Zumindest so lange, bis ihr sie an der nächsten Ecke in einen Abgrund stürzt.

Swarm steht ab sofort auf Xbox Live für 1.200 Microsoft Punkte und für 14,99 Euro im PlayStation Store zum Download bereit.

8 / 10

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

In diesem artikel

Swarm

PS3, Xbox 360, PC

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Björn Balg Avatar

Björn Balg

Freier Redakteur

Freier Autor und wahrscheinlich der letzte Mensch ohne einen Facebook-Account. Liebt Trash und verbringt zu viel Zeit mit dem Ansehen von Katzenvideos.
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