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Tencent kauft mehr von Ubisoft - Genau die Partnerschaft, die die Franzosen brauchen?

Ubisoft hat seine Problemfelder, Tencent könnte genau da helfen.

Die Zeichen der Zeit erkannt, wie es scheint. Nein, Ubisoft wurde (noch?) nicht verkauft, aber dass Tencent seinen Anteil sehr relevant ausbaut, markiert einen wichtigen Punkt in der Historie. 1986 gegründet, war die Familie Guillemot immer der Dreh- und Angelpunkt von Ubisoft. Die, die am Ende sagten, wo es langging – zusammen mit den Anteilseignern, ja, auch das gehörte seit der Börsennotierung 1996 dazu, wo aus Ubi Soft dann Ubisoft wurde.

2004 zum Beispiel kaufte sich EA bei Ubisoft ein, immerhin 20 Prozent der Anteile. Es galt damals innerhalb von Ubisoft als feindliche Übernahme und die Angst war erst groß. Aber es tat sich nicht viel, EA verkaufte seine Anteile 2010 wieder. Nicht mit zu viel Gewinn, denn das war die Zeit, als der Kurs nach den ersten Assassin’s-Creed-Hochs wieder zurückpendelte. Erst dann 2013 bis 2018 explodierte die Aktie. Assassinen, Prince of Persia, Just Dance, Rayman, Rabbids, Watch Dogs, Far Cry, Tom Clancy und ganz viel Kleinkram, den man gern vergisst, der aber auch läuft – Monopoly, Trivial Pursuit, gelegentlich ein 3DS oder Mobile Game –, da konnte nichts schieflaufen. 2016 wurde es noch mal spannend und auch teuer. Vivendi wollte vielleicht Ubisoft, Ubi aber nicht Vivendi. Vivendi kaufte viele Aktien, nahezu die nötigen 30 Prozent Anteile, um eine Übernahme zu starten, aber dann passierte doch nichts.

Stürmische Zeiten bei Ubisoft? Eher die eigene Zukunft sichern, denn solche Riesenstudios wie hier in Montreal wollen bezahlt sein.

Jetzt also Tencent, die sich an die 12 Prozent heranpirschten, nachdem die Guillemots mal wieder ordentlich verkauften, mit Optionen auf bis zu 18 Prozent. Alles etwas verschachtelt über Umwege, aber im Endeffekt etwa so. Alles wie 2004 oder 2016 also? Nun, jein. Man muss mittlerweile sagen, dass Ubisoft nach all den Jahren nur zwei etablierte Marken hat, die ganz oben mitspielen. Eines davon Just Dance, das zweitgrößte Ubi-Franchise nach Assassin’s Creed. Wie viel genau Just Dance verkauft, ist wie immer etwas schwer zu erfassen, aber es dürften so um die 10 Millionen, vielleicht etwas mehr pro Titel sein. Das sind gute und vor allem verlässliche Zahlen. Aber dann wiederum hat Ubisoft über 20.000 Mitarbeiter und zig Studios. Und immer mehr fühlt es sich so an, als müssten Assassin’s Creed und Just Dance allein die ganzen Mieten zahlen. Alle anderen Franchises sind zwar nicht erfolglos oder unbeliebt, aber eben Kleinvieh, das gerade genug Mist macht, um in der jetzigen Formen noch weiterzuexistieren.

Wohin also? Mehr Assassin’s Creed? Geht nicht, hat man schon probiert, das funktioniert für ein Multiplayer-basiertes Spiel wie Call of Duty, aber jährliche Assassinen wollte irgendwann keiner mehr. Mobile-Gaming? Jetzt kommen wir zu Tencent. Ubisoft war früh mit Mobile-Spielen am Start, ab 2010 ging es auf iOS los, ab 13 auf Android. Anzahl der langfristig durchschlagenden, geschickt über einen relevanten Zeitraum monetarisierten Games? Mehr oder weniger Null. Und das trotz aller Franchise-Power von Assassin’s Creed bis Rayman. Oder MMOs aller Arten. Ubisoft hat keines, Tencent macht praktisch nichts anderes. Ubisoft hat mit seinem eigenen Launcher bestenfalls einen Shop, Tencent hat mit WeGame eine Plattform, deren 200 Millionen+ Nutzer Steam recht klein aussehen lassen. Tencent kann vieles von dem, was Ubisoft bisher nicht kann. Aber Ubisoft hat die Markennamen der Franchises, die jeder im Westen kennt, die aber auf die klassische Art in der breiten Masse eben nicht so funktionieren, wie das heute sein müsste.

Tencent hat ein klein wenig ausgebaut, hier ihr neues Hauptquartier, das 2016 fertig wurde. Natürlich steht es in Shenzhen.

Ich persönlich glaube weniger an eine Übernahme-Vorbereitung, sondern eine Art strategische Partnerschaft. Ubisoft bringt Kreativität und Marken mit ein, Tencent sein Know-how, wie man diese zu großen internationalen Mobile-Franchises machen kann, Plattform und User gleich inklusive. Heißt das, dass Beyond Good & Evil 2 nun eingestampft wird, um ein Rabbids-Gatcha-Game zu produzieren? Kann sein. Kann auch sein, dass dieses Gatcha-Game dann BG&E 2 rettet und Ubisoft wieder mehr finanzielle Luft für solche Projekte verschafft. Und warum überhaupt gibt es kein Far-Cry-Battle Royal? Das Franchise hat genug Charaktere und Maps für drei davon. Tencent weiß, wie man so ein Spiel machen kann. Kann für beide Seiten sehr lohnend sein und für uns auch, denn ein gutes Far-Cry-Battle-Royal, das kann ich mir gut vorstellen.

Ubisoft wurde schon ein paar Mal fast ver- und gekauft, jedes Mal war die Sorge groß. Diesmal steht Ubisoft an einem kritischen Punkt und die Weltlage mit drohender Rezession und hohen Energiekosten vereinfacht das Leben nicht. Sie sind zu groß, um einfach weiterzuwuseln und zu gucken, ob denn Watch Dogs 4 vielleicht was wird. Aber sie sind nicht groß genug, ihre Franchises mit wenigen Ausnahmen nicht verlässlich genug, um oben mitzumischen und noch Luft zu haben. Ein Partner wie Tencent kann genau die blinden Flecken abdecken, die Ubisoft scheinbar immer wieder mal ausmachte, aber selbst nie wirklich in den Griff bekam. Diese Entwicklung kann ein wichtiger Meilenstein für Ubisoft sein. Oder in ein paar Jahren verkauft Tencent wieder seine Anteile, alles läuft weiter und Geschichte wiederholt sich.

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