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Test: It Takes Two ist wie eine Schachtel bunter Pralinen - und alle sind lecker!

Kreative Koop-Liebe.

Eurogamer.de - Herausragend Badge
Die abenteuerliche Koop-Paartherapie (auch für Nicht-Pärchen geeignet) begeistert mit kreativen Ideen und abwechslungsreichen Leveln.

May, gestresste Mutter mittleren Alters, nimmt mit ihrem verträumten Ehemann Cody unfreiwillig an einer Paartherapie teil, nachdem ihre Tochter Rose herausgefunden hat, dass sich die beiden scheiden lassen wollen. Um das zu verhindern, verwandelt Rose ihre Eltern durch einen magischen Zauber in kleine Puppen und übergibt sie in die fachkundigen Hände des lebendig gewordenen Buches Dr. Hakim - seines Zeichens leidenschaftlicher Liebes-Ratgeber.

Bevor die beiden Eltern in ihrer menschlichen Gestalt zu ihrer Tochter zurückkehren dürfen, müssen sie viele Aufgaben meistern, die das Ziel verfolgen, die beiden einander wieder näher zu bringen. Das sagen die Eltern der kleinen Rose:

"Dr. Hakim kann anfangs ein bisschen auf die Nerven gehen, aber im Laufe der Therapie lernt ihr neben seiner aufdringlich-bekloppten Art auch seine herzlichen Seiten kennen" - May.

"Ich bin begeistert, seit der Therapie beschwert sich May nicht mehr darüber, wenn ich beim Gärtnern die Zeit vergesse und zu spät zum Essen komme" - Cody.

Ich bin mit meinem eigenen Partner in die Haut von Cody und May geschlüpft - allein könnt ihr euch leider nicht in das Koop-Erlebnis stürzen - und möchte euch nun von Dr. Hakims Paartherapie der etwas außergewöhnlichen Art berichten.


"Eine Geschichte zum Verlieben" - May

Nach ihrer Verwandlung nicht angemessen traumatisiert (Hallo? Die beiden sind jetzt winzige Puppen, die von einem riesigen Buch belästigt werden!) beginnen die besorgten Streithähne bereits sich Anschuldigungen an ihre Holzköpfe zu werfen. Ich verstehe langsam, warum die beiden sich scheiden lassen wollen.

Unsere Reise beginnt ganz unten im Keller. Mein Partner (Cody) und ich (May) - wer welche Figur steuert, dürft ihr vor jedem Spieldurchlauf selbst entscheiden - spielen online gemeinsam an getrennten Geräten. Sofort wundern wir uns über den Splitscreen, den das Spiel wohl nicht nur im Couch-Koop verwendet. Hier kann ich euch schonmal beruhigen, denn die Perspektive eures Partners hilft euch später bei solchen Rätsel- und Geschicklichkeitsaufgaben des Action-Adventure Plattformers, bei denen ihr nicht dieselbe Sicht teilen könnt. Die passend portionierten Story-Häppchen zwischen den langen Gameplay-Sequenzen dürft ihr dann auf der vollen Bildschirmbreite genießen.

Eine neue Perspektive und ein kreatives Einsetzen unserer Fähigkeiten (Hier: Hammer und Nagel) ermöglicht es uns voranzuschreiten.

Level für Level arbeiten wir uns durch Rätsel und kommen unserem Ziel immer näher - den dunklen Keller verlassen wir zum Glück relativ früh, nachdem wir einen Bosskampf gegen den rachsüchtigen Staubsauger gewinnen, der es May und Cody nicht verzeiht, dass sie ihn nicht repariert, sondern ersetzt haben. Die Geschichte schafft es wunderbar allerlei Gegenstände emotional in Szene zu setzen und schafft es an einer anderen Stelle sogar, dass ich Mitleid mit einem Hammer bekomme.

Wir schlagen den Boss mit seinen eigenen Waffen...

Wie in einer Beziehung durchlebt ihr in It Takes Two eine Achterbahn der Gefühle. Es werden immer wieder bekannte Grundsatzdiskussionen aus dem Paar-Alltag authentisch aufgegriffen und humorvoll umgesetzt. Zeitweise wird das Spiel sogar unerwartet makaber und brutal, wenn ihr einem wehrlosen (lebendigen!) Kuscheltier die Gliedmaßen ausreißen müsst. Sowas sieht man dem süßen Koop-Game von außen gar nicht an…


"Lockere Unterhaltung und dazu ein bunt gemischter Genre-Salat" - Cody

Diese spielerisch-kreative Umsetzung zieht auch im Gameplay durch. Wir laufen, fahren und springen durch abwechslungsreiche Welten mit unterschiedlichen thematischen Ansätzen. Und ich muss das an dieser Stelle unbedingt hervorheben: Meine Güte fühlen sich die Sprünge sauber und flüssig an. Dank der vielen Jump'n'Run-Passagen dürfen wir dieses befriedigende Gefühl ziemlich oft erfahren.

Neben dem klassischen Knöpfedrücken, Hebelziehen und Rätsellösen hat sich Hazelight für dieses Koop-Abenteuer einige brillante Ideen aus dem Hut gezaubert. So finden wir auch Shooter- RPG- und Hack and Slay-Elemente sowie verschiedene Perspektiven die auch mal während einer Flucht oder im Kampf zwischen normaler Third-Person-Sicht, Top- und Side-View wechselt. Auch epische Slow-Motion-Momente, in denen wir in letzter Sekunde mit gaaaaanz viel Spannung vor einer Gefahr retten können.

Die Hack-and-Slay-Passage... Dreimal dürft ihr raten von wo sich Hazelight hier hat inspirieren lassen.

Das Ganze riecht förmlich nach Easter Eggs. Und was soll ich sagen? Euren Osterkorb könnt ihr auf jeden Fall mit einer Schnatzjagd, der Mario Regenbogenbahn, Metal-Gear-Maulwurf, einem Adlerflug nach Mordor und vielen weiteren Anspielungen füllen.

So gleicht kein Level dem anderen, lediglich ihr Aufbau ist ähnlich strukturiert und die kleinen Gegner, die wir zwischendurch mit Gartengeräten, Schwertern und Magie töten (was uns der gute Hakim eben gerade mit auf die Reise gibt), werden innerhalb der Level häufiger recycelt. Am Ende jedes Levels wartet ein kreativer Endboss mit irrwitzigen Fähigkeiten auf uns. Der Staubsauer bewirft uns beispielsweise mit Müll - aber das kommt dem altersschwachen Gerät noch teuer zu stehen. Ganz selten wurden wir Zeuge einer etwas unsauber integrierten Boss-Mechanik, die den Kampf minimal erschwerte. Ein Fall für die Patch-Polizei!

Besonders schwierig sind die Aufgaben und Bosse insgesamt aber nicht. Ihr werdet nach jedem Tod direkt wiederbelebt und bekommt sogar eine großzügige Zielhilfe. Klar, ein bisschen Geschick und drei bis vier Gehirnzellen werden schon benötigt, im Großen und Ganzen geht es aber eher darum, die Spieler mit einem relativ flüssigen Durchlauf der Story zu unterhalten und sie nicht eine Stunde knobelnd und kochend vor dem Bildschirm sitzen zu lassen.

Hier müsst ihr die Baumsteine mit dem Dino so verschieben, dass Cody hindurchkommt. Der steigende Schwierigkeitsgrad der Rätsel war gerade so hoch genug, um ein bisschen stolz zu sein.

"Ein liebevoll gestalteter Spielplatz für Erwachsene" - Dr. Hakim

Auch wenn der Weg zum Ziel recht linear verläuft, gibt euch die unerwartet offenen Level viele Möglichkeiten, um sie spielerisch zu erkunden. Spielzeug, das herumliegt, dient hier nicht nur der Deko. So könnt ihr zum Beispiel eine Runde Kroko-Frog spielen, ein Sparschwein füttern, auf Pupskissen springen, euch selbst mit einer Kanone an eine Klett-Dartscheibe werfen oder eine Schneeballschlacht anzetteln - eine kalte Klatsche im Gesicht hat euer Partner bestimmt für irgendwas verdient! Im Spielverlauf gibt es auch immer wieder kooperative Aktivitäten, die wunderbar in die Welt integriert wurden und für Abwechslung in jeder Gameplay-Passage sorgen. Die Liste unserer Möglichkeiten ist quasi endlos und hätte unseren 13-stündigen Spieldurchlauf locker noch auf die 15 strecken können.

Spielception darf natürlich auch nicht fehlen.

Hinzu kommen 25 Minigames, die es im Laufe des Spiels zu entdecken gibt. Hier könnt ihr eure schnulzig-romantischen Gefühle einmal beiseitelegen und in kleinen kompetitiven Kämpfen eure Kräfte messen. Mit meinen schlechteren Reflexen habe ich bei Hau-den-Cody, dem Schießstand und dem Schneckenrennen den Kürzeren gezogen. Beim stumpfen Tauziehen (hier geht es darum, wer schneller auf die Tasten hämmert) habe ich komischerweise jedes Mal gewonnen. Der einzige Haken: Habt ihr eine Welt erstmal verlassen müsst ihr zurück an den Anfang des jeweiligen Unterlevels gehen, um ein verpasstes Minispiel zu suchen. Wir haben drei Stück nicht gefunden, obwohl mein lieber Freund wirklich exzessiv danach Ausschau gehalten hat.

Hau-den-Cody (oder die May) ist eine wunderbare Art seiner angestauten Wut über die Pärchen-Probleme des Alltags etwas Luft zu machen.

Alle kleinen liebevollen Details, Minispiele und Aktivitäten sind dabei an das Thema der jeweiligen Welt angepasst. Von wunderschön bis verrückt - oder wie würdet ihr Höhlenmalereien von Eichhörnchen bezeichnen? - bieten die Welten eine riesige Reichweite an Eindrücken. Die Grafik erinnert dabei an den Stil der Pixar-Filme und wird, je nach Stimmung, von einer atmosphärisch passenden Hintergrundmusik untermalt. Ein immersives Highlight war für mich das lebendige Sound-Design. Gras, Holz und Kies sowie Pilze, Trommeln und Quallen hören sich beim darüber Laufen und Springen anders an und bringen an den richtigen Stellen den Controller zum Rütteln. Auch das Herzklopfen von Cody und May wird mit pulsierenden Vibrationen verstärkt.

Ein wunderschöner und witziger Anblick zugleich.

It Takes Two - Fazit

Hat die Paartherapie bei Dr. Hakim meinen Freund und mich nun enger zusammengeschweißt? Vielleicht nicht, aber sie hat uns unfassbar gut unterhalten. Jede unserer Fähigkeiten und Aufgaben in den abwechslungsreichen Welten wirkt durchdacht und gut ausbalanciert. Es kommen immer neue Mechaniken dazu und auch die freiläufigen Level laden zum Entdecken, Herumalbern und Ärgern ein. Aber was sich neckt das liebt sich ja, oder? Die Charaktere sind liebevoll und authentisch gestaltet und nehmen uns mit auf eine süße Reise, wie sie auch Disney schreiben könnte - nur mit ein paar FSK18-Twists in kinderfreundlicher Optik. Auch wenn diese interaktive Therapiesitzung keinen Stempel als psychologisch anerkannte Methode erhalten würde, so kann ich zumindest dafür unterschreiben, dass sie meine Beziehung für einige Abende bereichert hat.


It Takes Two könnt ihr digital über Origin oder Steam, im Playstation Store und im Microsoft Store kaufen. Physische Versionen sind in den Geschäften erhältlich.


  • Entwickler / Publisher: Hazelight Studios / EA
  • Plattformen: PC, Playstation, Xbox
  • Release-Datum: Erhältlich
  • Sprache: Englisch vertont, Deutsch und weitere als Untertitel
  • Preis: 39,99 Euro

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