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The Evil Within: The Executioner - Test

Noch einmal mit Hammer.

Ein finaler Gewaltmarsch durch Dreck und Blut. Nun in Ego-Ansicht und weiterhin ohne die unvergesslichen Momente.

Von allen Gegnern in The Evil Within blieb mir der Tresorkopfwächter am nachhaltigsten in Erinnerung. Nicht weil es eine so erschütternde Begegnung war, sondern weil sie den Puls mit billigen Tricks in Halshöhe pumpte. Wie videospielig ist es bitte, wenn man mit Tastenhämmern eine Kurbel festdrehen muss, während der Aggressor langsam und stetig näherkommt? Wer selbst mal eine solche Maschine sein möchte, kann das im letzten DLC The Executioner tun.

Anders als die beiden Kidman-Erweiterungen (The Assignment, The Consequence) steuert ihr Tresorkopf unmittelbar, indem ihr das Geschehen aus seinen Augen verfolgt. Einen Hünen, irgendwo zwischen Trägheit seiner Ausmaße und Massen in Bewegung setzender Wut eines Bioshock-Big-Daddys, natürlich mit Hammer, Kettensäge, Raketenwerfer, Bodenfallen oder was auch immer ihr im Laufe der zwei Stunden freischaltet. Ähnlich wie im Hauptspiel könnt ihr mit Gesammeltem den Charakter verbessern, etwa seine Lebensenergie, Panzerung oder, nicht unwichtig, Bewegungsgeschwindigkeit.

Vertraut, was?

Trotzdem, man bleibt ein Backwoods-Klischee gewordener Schlächter mit verkrusteter Schürze, Sack über'm Rücken und Fleischerhammer in der Hand, nur dass man sich durch Zombies statt Teenies schmatzt. Und wieso? Weil Daddy seine Tochter sucht. Zumindest der Rest, der von Daddy unter der Lederkluft und dem Tresorkopf noch übrig blieb, als er in den STEM stieg und so weiter und so fort (und den Rest, der von Tochter in dieser Teufelsmaschine geblieben sein mag). Die Geschichte ist eine Jagd nach Anweisungen von Mobius, erzählt vom Verlust der Menschlichkeit und davon, wie Fürsorge in sklavischem Befolgen grausamster Befehle enden kann. Anders gesagt: Ihr sucht Zettel und tut, was darauf steht, so einfach ist das.

Inwieweit das überhaupt noch von Interesse ist, entscheidet letztlich die Bereitschaft, auf nahezu alles Inszenierte zu verzichten, und der Drang, ob man jeden kleinen Tropfen dieses schrägen Gedankenexperiments aufsaugen möchte.

Es geht, soweit ich das überblicke, durch bekannte Kulissen, und wenn es nicht so wäre, könnte man es anhand des breitflächigen Graus ohnehin nicht mit Bestimmtheit sagen. Woanders sehen Lagerräume und Kellergeschosse vermutlich auch nicht bahnbrechend unterschiedlich aus, nicht?

In der Ego-Perspektive schlachtet man sich durch Standard- und Bossgegner, keine zwei Stunden lang.

Durch die schmierigen und aus der Ego-Perspektive erkundbaren Gänge hallt von Zeit zu Zeit fast der Vibe einer indizierten Monolith-Sega-Produktion. Bevor man durch eine blutig suppende Wand tritt und auf einem Brunnenplatz herauskommt. Und wenn man bloß nicht so verflucht stark wäre in der Rolle als Executioner. Das heißt, gegen die pellgesichtigen Standarduntoten natürlich, von denen ich seit letztem Oktober nun wirklich genügend gesehen habe.

Mal hat es was von Bulletstorm, wenn man Feinde nach drei Hammerhieben am Hals packt und sie in Stacheln schleudert. Dann wieder etwas von einer Riesensauerei, wenn man liegenden Feinden den Schädel zerstampft oder einem Mutanten den Hammer wiederholt ins Gesicht zimmert, dessen Spitze irgendwann wie mit suppend-rotem Gelee überzogen aussieht. Evil Within pflegt hierin eine merkwürdig anwidernde, trotz aller Übertreibung treffende Ästhetik, ebenso wie in seinen Umgebungen. Etwas, das dem sich von Anfang bis Ende scheu wegduckenden Resident Evil: Revelations 2 zuletzt nicht gelang.

Ein Teil des Spiels besteht aus solchen arenaartigen Räumen, in denen man Gegner für mehr Münzen (Erfahrung) besiegen kann, um mehr Kampffertigkeiten und Waffen freizuschalten.

Dennoch ist auch dieser DLC für einen großen Wurf einfach zu schlapp. Es gibt abseits vom Perspektivwechsel nichts Neues zu erzählen. Ihr kämpft gegen bekanntes Fleisch, nur eben mit anderen, deutlich mächtigeren Mitteln, was den Überlebensaspekt hauptspiel- und DLC-übergreifend auf den niedrigsten Stand senkt. The Executioner erklärt zum Teil, wieso in Castellanos' Geschichte an vielen Stellen Tresore auf dem Boden stehen, und erlaubt einen leicht versetzten Blickwinkel auf die ganze STEM-Kiste, begreift sich aber auch als recht plumper Bosskampfmarathon.

Die Bosse sind eine perfekte Einteilung, da zwischen ihnen praktisch nichts passiert, abgesehen von Upgrade, Speichern, neuer Gang und so weiter. Es geht unter anderem gegen den bekannten Kettensägensadisten, den Raketenschützen oder den Mutanten im Parkhaus. Bis auf einmal Schluss ist.

Über all dem liegt eine dröhnende Schwere, das Schleifen von Ketten und Zischen entweichenden Dampfes, wo Häckselmaschinen den Weg abstecken. The Executioner ist ein finaler Gewaltmarsch durch eine fleckig-krustige Abfolge bekannter Kulissen, ein ehrlicher und letzten Endes auch unspektakulärer Slasher, der Hoffnungen weckt, The Evil Within 2 bald in neuer, fokussierter Form zu erleben. Ich hätte angesichts der teils fantastischen Grundlagen nichts dagegen einzuwenden.

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